Formel E

Formel E: So funktioniert der Wechsel des Frontflügels am Gen2-Auto

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Mit dem an das Batmobil erinnernde Gen2-Auto geht die Formel E seit Beginn der Saison 2018/19 optisch wie technisch neue Wege. Der futuristische Look mit den verkleideten Rädern und ohne Heckflügel ist einzigartig im weltweiten Formelsport. Dabei hat die neue Optik der Boliden nicht nur Vorteile: Besonders die Mechaniker werden vor viele neue Herausforderungen gestellt, da sich Abläufe im Vergleich zur Vorsaison zum Teil grundlegend unterscheiden. Ein Beispiel hierfür ist der Wechsel des Frontflügels - oder besser gesagt, der gesamten Fahrzeugnase.

Diese ist beim neuen Auto an sechs Stellen befestigt. Vier dieser Befestigungen befinden sich dabei am Monocoque selbst (siehe Foto 1 in der unten folgenden Galerie). Auf der Oberseite der Nase sind zwei Befestigungen zu finden. Die anderen beiden liegen seitlich, direkt oberhalb der unteren Querlenkerstrebe. Es handelt sich um Innensechskant-Schrauben (Foto 2), landläufig besser bekannt unter dem Markennamen Inbus. Sie werden mit einem Stiftschlüssel gelöst, sodass die vier an der Fahrzeugnase (Foto 3) befestigten Bolzen ohne Widerstand nach vorne abgezogen werden können. Die Funktionsweise ähnelt einem Verbindungsbeschlag, wie man ihn von Zusammenbau-Möbeln kennt.

Zwei weitere Befestigungen befinden sich hinter den Vorderrädern und verbinden die aus zwei Teilen bestehenden Kotflügel miteinander. Zum Lösen ist hier kein Werkzeug notwendig: Es handelt sich um Halteklammern, die von Hand gelöst werden können (Foto 4). Die Klammer befindet sich dabei an dem fest am Fahrzeug montierten Teil des Kotflügels, die in eine Halterung am Radlauf eingeklinkt wird.

In der nachfolgenden Galerie kannst du auf Detailfotos die einzelnen Teile der Befestigungen sehen:

Von der Theorie zur Praxis

In der Formel E kommt es in fast jedem E-Prix zu Kontakten zwischen den Fahrzeugen oder Berührungen mit der Streckenbegrenzung. Oftmals wird dabei der Frontflügel in Mitleidenschaft gezogen. Teilweise können die Fahrer jedoch - ganz im Gegensatz zur Formel 1 - trotz Beschädigung weiterfahren, wie beispielsweise Lucas di Grassi nach der Startkollision in Marrakesch mit Pascal Wehrlein.

Um im Falle des Falles dennoch nicht mehr Zeit zu verlieren als zwingend notwendig, werden Reparaturen an der Fahrzeugfront oft geübt. Dabei weiß jeder Mechaniker ganz genau, was er zu tun hat. Die Handgriffe sind nahezu perfekt durchchoreografiert.

Für den schnellstmöglichen Tausch der Fahrzeugnase werden nicht weniger als acht Mechaniker benötigt. Für die sechs Befestigungsstellen der Nase stehen hierfür sechs Leute der Boxencrew bereit. Jeder übernimmt dabei eine Befestigung, wobei drei Mechaniker auf der linken und drei Mechaniker auf der rechten Seite des Autos stehen. Die Aufhängungspunkte müssen, wie bereits beschrieben, zunächst mit einem Stiftschlüssel beziehungsweise von Hand gelöst werden.

Ein siebter Mechaniker zieht die Nase inklusive Frontflügel und dem Großteil der Radeinhausung anschließend nach vorne ab. Danach muss er schnell zur Seite gehen, denn der achte Mechaniker steht bereits hinter ihm mit der neuen Nase bereit und schiebt diese von vorne ans Monocoque, wo die sechs Mechaniker die Befestigungen dann wieder festziehen. Direkt im Anschluss kann der Fahrer dann wieder auf die Strecke gehen.

Eine gut eingespielte Boxencrew benötigt weniger als sieben Sekunden für den Wechsel. Auf einem der YouTube-Videos von Daniel Abt aus Mexiko-Stadt kannst du einen Wechsel der Fahrzeugnase nach dem Shakedown beobachten. Das gesamte Video haben wir unten eingebaut. Um direkt zur Stelle des Frontflügel-Wechsels zu springen, kannst du diesen Link benutzen.

Foto: Audi

Video: Frontflügel-Wechsel bei Audi

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