Formel E

Formel-E-Technik für die WEC: Peugeot nutzt DS-Erfahrungen für Hypercar-Projekt

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Rund zwei Jahre vor dem Einstieg in die FIA Langstrecken-WM laufen die Entwicklungsarbeiten am Hypercar von Peugeot auf Hochtouren. Bei der Antriebsplanung für den geplanten WEC-Beitritt 2022 werden die Franzosen unter anderem auf Erfahrungen der PSA-Schwester DS Automobiles aus der Formel E setzen. Neben technischen Komponenten könnte dabei auch Formel-E-Personal in das Langstreckenprogramm aufgenommen werden.

Der Peugeot-Einstieg in die WEC zählt zu den verheißungsvollsten Neuerungen in der Langstrecken-WM. Dort sollen dank eines neuen Regelwerks ab 2021 Hypercars (LMH) anstelle der bisherigen Prototypen (LMP) in der Spitzenklasse eingesetzt werden. Im ersten Meisterschaftsjahr der neuen Regularien wollen Toyota, ByKolles und Glickenhaus mit Hypercars in der obersten Leistungsklasse antreten. Alpine wird über eine Ausnahmeregelung zunächst mit einem alten LMP1-Renner von Rebellion starten. Peugeot plant seinen Einstieg ein Jahr später.

"Alle bringen ihre eigenen Erfahrungen in unsere Marke ein. Es gibt bei PSA eine zentrale Motorsport-Abteilung, in der jeder jeden unterstützt", erklärt Peugeots Geschäftsführer Jean-Philippe Imparato bei 'Sportscar365'. "Die Leute bei DS arbeiten momentan an der Elektrifizierung des Programms. Das Interessante ist, dass das ganze Team mit Erfahrungen aus aller Welt auf ein Ziel hinarbeitet. Wir starten etwas Ernstes, und in drei, vier Jahren geht es bei Peugeot nur noch um Performance und die Langstrecke."

Formel-E-Erfahrungen für Peugeots Vorderachse

Mit welchen Spezifikationen Peugeot in die WEC starten wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Sicher ist lediglich, dass die Franzosen auf einen Allradantrieb setzen wollen, bei dem ein Elektromotor an der Vorderachse 200 kW Leistung beisteuern soll. Dies entspricht der Spitzenleistung eines aktuellen Formel-E-Motors im Renntrimm. In der Qualifikation ist die Maximalleistung in der Formel E auf 250 kW begrenzt.

"Wir haben keine Angst vor der Entwicklung und der Ressourcenmenge bei den LMH-Projekten, weil wir viele Erfahrungen aus anderen PSA-Programmen haben, darunter auch die Formel E", fügt Peugeots WEC-Technikchef Olivier Jansonnie an. "Wir müssen die Synergien zwischen den anderen PSA-Motorsportprogrammen optimieren. Das könnten Mitarbeiter oder Erfahrungen sein - es gibt schon jetzt einen Transfer."

Jansonnie weiter: "Wir haben damit begonnen, alle Mitarbeiter aus der PSA-Gruppe zusammenzutreiben. Unser Chefingenieur für die Antriebsentwicklung ist der ehemalige Peugeot-Motorenchef für den 908 (Peugeots letztes WEC-Fahrzeug). Der Aufbau des Teams war eines unserer ersten Ziele in diesem Jahr."

Neuer Formel-E-Ingenieur für Jean-Eric Vergne

Der rege Technologietransfer zwischen der Formel E und anderen Rennserien ist übrigens nicht unüblich: Vor einigen Jahren startete Audi die Entwicklung der eigenen Formel-E-Antriebe auf Grundlage der WEC-Hybridmotoren, die die Ingolstädter bis zum Serienausstieg 2016 produzierten. Mercedes entwickelt seine Antriebsstränge noch heute am selben Standort wie die erfolgreichen Formel-1-Aggregate in Brixworth. Künftig soll sogar das operative Geschäft von Mercedes nach Großbritannien umziehen.

DS Techeetah durchlief in den vergangenen Monaten - auch unabhängig vom Peugeot-Projekt - eine kleine interne Umstrukturierung. Schon in der nächsten Saison soll dadurch unter anderem Pascal Tortosa eine neue Rolle im Team übernehmen. Der Franzose begleitete in den vergangenen Jahren Jean-Eric Vergne als Renningenieur zu zwei Formel-E-Titeln, war bei den letzten beiden Saisonrennen 2020 allerdings nicht mehr am Teamfunk zu hören. Im kommenden Jahr soll Vergne mit Thibault Arnal (bisher Performance-Ingenieur bei Techeetah) einen neuen Renningenieur bekommen. Tortosa wird stattdessen zum Strategiechef von Techeetah.

Foto: Peugeot Sport

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