Formel E

Formel E vertraut für Wachstum auf Business Intelligence: "Wir analysieren konsequent Daten"

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Formula-E-Grandstand-Shanghai

Matt Roberts ist Vizepräsident für Business Intelligence bei der Formel E. Im "Brand Growth"-Interview mit DVJ-Insights geht der Brite auf seine Aufgaben und die wichtigsten Faktoren für das Wachstum der Formel E als Marke ein. Neben der Einbindung von Fans geht es dabei unter anderem auch um die Gewinnung von Sponsoren und die Erweiterung des Rennkalenders.

Bei strategischen Entscheidungen verlässt sich die Formel E immer mehr auf Roberts und seine Mitarbeiter, die anhand von Zahlen und Daten Strategien erarbeiten. "In den letzten zwei Jahren ist mein Team deutlich gewachsen und umfasst nun zwölf Mitglieder, was das Engagement der Formel E für datengestützte Entscheidungsfindung unterstreicht", beschreibt Roberts.

"Das Business Intelligence Team hat ein breit gefächertes Aufgabengebiet, das von umfangreichen Berichten über die TV-Zuschauerzahlen bis hin zu strategischen Projekten zur Verbesserung des Gesamterlebnisses der Formel E reicht", ergänzt er. "Mein Team agiert als interner Berater und unterstützt verschiedene Gruppen in unserer Organisation. Wir analysieren konsequent Daten, um wichtige Aspekte wie Zuschauerwachstum, Marktbedeutung und Fan-Engagement zu verstehen, was zu einem fundierteren Entscheidungsprozess beiträgt."

Ein wichtiges Ziel für die Rennserie ist konstantes Wachstum. Roberts beschreibt dabei die drei Hauptkomponenten der Wachstumsstrategie der Formel E: Sponsoren, Fans und Zuschauerzahlen. "Sponsoren, die für die Einnahmen der Formel E von entscheidender Bedeutung sind, werden durch umfangreiche Forschung und Markenanalyse umworben, um den Wert von Partnerschaften zu verdeutlichen", erläutert er, betont aber gleichzeitig auch einen Zusammenhang der drei Komponenten. "Der Zulauf von Sponsoren ist direkt mit der Fähigkeit der Formel E verbunden, ihre Fangemeinde zu vergrößern."

"75 Prozent der Fans kommen aus dem traditionellen Motorsport"

"Unsere Verlagerung in den letzten Jahren zeigt, dass die Formel E erkannt hat, wie wichtig es ist, direkt mit den Fans in Kontakt zu treten", beschreibt Roberts weiter. "Es ist wichtig, die Demografie der Fans, potenzielle Hindernisse für die Fangemeinde und Strategien zur Steigerung des Engagements zu verstehen. All diese Erkenntnisse fließen in die Bemühungen der Marketing- und Medienteams ein, spezifische Demografien und Märkte effektiv anzusprechen. Natürlich ist zu bedenken, dass unsere Fangemeinde vielfältig ist und sowohl aus traditionellen Motorsportfans als auch aus solchen mit einem breiteren Interesse an Nachhaltigkeit und Innovation besteht."

"Etwa 75 Prozent unseres Publikums kommen aus dem traditionellen Motorsport und haben andere Rennserien kennengelernt, bevor sie die Formel E für sich entdeckt haben", verdeutlicht er. "Die verbleibenden 25 Prozent stellen ein einzigartiges Segment von Fans dar, die sich für die Nachhaltigkeitsinitiativen und die allgemeine Geschichte der Serie interessieren." Das Thema Nachhaltigkeit sei dabei auch für die Sponsoren essentiell, immerhin bezeichnet sich die Formel E als erste Sportart, die seit ihrer Gründung komplett CO2-neutral ist.

Bei der Planung der Rennen steht die Formel E oftmals vor einem Widerspruch: Einerseits will die Rennserie in den größten Metropolen fahren - wie zuletzt in Tokio -, andererseits will sie aber auch Geld bei und mit den Rennen verdienen. Das Ergebnis ist daher eine Mischkalkulation. "Wir planen, unseren Rennkalender auf 17 Veranstaltungen zu erweitern", kündigt Roberts an. "Bei der Entscheidungsfindung geht es um ein empfindliches Gleichgewicht zwischen der Generierung von Einnahmen und der Präsenz in einer ikonischen Stadt. Wir müssen die Gegensätzlichkeit von Rennen in Ländern wie Saudi-Arabien, das für die Ausrichtung zahlt und gut organisierte Veranstaltungen anbietet, und ikonischen europäischen Städten, in die die Formel E bereitwillig investiert, um ihre Präsenz aufrechtzuerhalten, im Auge behalten."

Das stellt die Rennserie auch durchaus vor einige Probleme. "Ein Rennen in einer europäischen Stadt ist für uns unabdingbar, bringt aber nicht immer die höchsten finanziellen Einnahmen", beschreibt er. "Europa-Rennen sind für die Formel E essentiell, vor allem um Sponsoren aus der Region zu bedienen, auch wenn wir dafür finanzielle Investitionen innerhalb unserer Organisation benötigen."

"Wir haben Pläne, Rennen in Los Angeles zu veranstalten"

Die größten strategischen Wachstumsmärkte sieht Roberts jedoch außerhalb von Europa. "Für die Formel E haben sich die Vereinigten Staaten, China und Japan als Schwerpunkte herauskristallisiert", legt er dar - alles Länder, in denen die Formel E ihre Präsenz im Jahr 2024 ausgebaut hat. In Japan fuhr die Formel E im März zum ersten Mal, China kehrte erstmals nach der Pandemie in den Rennkalender zurück. Und der Portland E-Prix wurde zu einem "Double-Header" mit zwei Rennen, während die Rennserie parallel an einem zweiten USA-Rennen arbeitet.

"Diese Länder mit ihrer großen und wachsenden Motorsport-Fangemeinde bieten uns einzigartige Möglichkeiten, unsere Reichweite zu vergrößern", erläutert er. "Wir haben Pläne, Rennen in (...) Los Angeles und China zu veranstalten, um die große Popularität des Motorsports in diesen Regionen zu nutzen. Bei der Entscheidungsfindung geht es also auch um ein empfindliches Gleichgewicht zwischen alten Märkten, wie denen in Europa, und aufstrebenden Märkten mit einem Durst nach Motorsportunterhaltung."

Es ist jedoch nicht immer möglich, Entscheidungen nur aufgrund von Daten zu treffen. "Die Formel E nutzt Daten zwar umfassend, aber man darf die damit verbundenen Komplexitäten nicht vergessen", erklärt Roberts. "Sie sind nicht immer mit externen Zwängen vereinbar, wie etwa Budgetbeschränkungen oder internen politischen Aspekten oder denen bestimmter Städte."

Zurück

0 Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 1 und 6.