Formel E

Formel E: Warum die Berliner AVUS nicht reaktiviert wird

Timo Pape

Timo Pape

Nach aktueller Planung findet der dritte Berlin ePrix am 10. Juni 2017 wie schon in diesem Jahr auf der Karl-Marx-Allee in den Bezirken Mitte und Friedrichshain statt. Das Elektrofestival der Formel E zog im Mai 2016 rund 14.000 Zuschauer an und überzeugte auf ganzer Linie, auch wenn vereinzelt Kritik von Anwohnern und aus der Lokalpolitik zu hören war. Trotzdem überwogen am Ende die Argumente pro KMA.

Der 1,927 Kilometer lange Straßenkurs kam sportlich sehr gut an. Viele Piloten sprachen sich lobend über die Streckenführung aus, da sie zugleich anspruchsvoll zu fahren war und viele Überholmanöver hervorbrachte. Ein großer Vorteil der Karl-Marx-Allee war zudem ihre Breite. Sie bot nicht nur ausreichend Platz für Start- und Zielgerade sowie Gegengerade, sondern auch für Tribünen und Sicherheitszonen. Außerdem überzeugte die zentrale Lage der Strecke, weil sie zum einen für Fans gut erreichbar war, und zum anderen viele Sehenswürdigkeiten wie den Fernsehturm in die TV-Bilder transportierte.

Trotz alledem spricht sich die Lokalpolitik derzeit gegen eine zweite Episode des Formel-E-Rennens auf der Karl-Marx-Allee aus. "Nicht zumutbar" seien die Beeinträchtigungen für die Anwohner während Auf- und Abbau sowie Event selbst. Letztlich wird der Senat über die Austragung des Berlin ePrix entscheiden. Doch was wäre, wenn die Formel E umziehen müsste? Serienboss Alejandro Agag hat immer wieder betont, wie wichtig Berlin für die Formel E sei. Eine andere deutsche Stadt käme wohl - zumindest bei gegebener Kurzfristigkeit - nicht infrage.

Von euch, unseren Lesern, kam besonders auf Facebook immer wieder der Vorschlag, die Formel E könne doch auf der altehrwürdigen Berliner AVUS fahren, auf der schon in der Vergangenheit Rennen ausgetragen worden sind. Sie sei ein Stück Berliner Motorsporttradition. Das stimmt zweifellos. Doch in die engere Auswahl der Berliner Formel-E-Locations ist die AVUS nie gekommen.

Warum dem so ist, erklärt der Veranstalter des Berlin ePrix, die Agentur Gil & Weingärtner: "In vielerlei Hinsicht ist die AVUS als Austragungsort des Berlin ePrix keine Option. Bekanntermaßen ist sie das nördliche Teilstück der A115 und gehört damit zur wichtigsten Südwest-Verbindung zwischen der Stadtautobahn A100 und dem Berliner Ring. Die Verkehrseinschränkungen für den Auf- und Abbau eines Rennens sind bei der vom Individualverkehr hoch frequentierten Strecke schlichtweg nicht tragbar."

"Zudem existiert die historische Grundlage einer Rennstrecke nicht mehr: Die Nordkurve ist blockiert, die mögliche Streckenführung entspricht nicht mehr dem heutigen Anspruch eines Rennens, und darüber hinaus fehlt es an Platz für Sicherheitszonen und Tribünenaufbau. Nicht zuletzt bietet die AVUS auch durch die geplante Sanierung am Dreieck Funkturm keine Perspektive", heißt es. Nostalgiker müssen also mit der Karl-Marx-Allee vorliebnehmen - sofern die Politik der Formel E nicht noch einen Strich durch die Rechnung macht.

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