Formel E

Formel E zurück in "Bella Italia": Die XXL-Rennvorschau zum Rom E-Prix 2021

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Lights-Out-Rome-2019

Die nächste Station im Rennkalender 2021 führt die Formel E in die Hauptstadt Italiens. Nachdem der Rom E-Prix im vergangenen Jahr wegen der Coronavirus-Pandemie abgesagt wurde, findet er in diesem Jahr als "Geisterrennen" ohne Vor-Ort-Publikum statt. Eine neue Streckenführung, neue Antriebe und das zweite Doppelevent der Saison versprechen dennoch Hochspannung.

Nach einer dominanten Leistung beim Saisonstart in Saudi-Arabien reist Nyck de Vries (Mercedes) als Meisterschaftsführender nach Rom. Der Niederländer gewann im Rahmen des ersten Rennens des Jahres ausnahmslos alle Sessions und konnte erst am zweiten Tag in Diriyya von Sam Bird (Jaguar) und Robin Frijns (Virgin) eingebremst werden. Die ehemaligen Teamkollegen liegen knapp hinter de Vries auf den Plätzen 2 und 3 im Gesamtstand.

Beim Rom E-Prix stehen zahlreiche Teams somit unter Zugzwang. Audi-Fahrer Lucas di Grassi dürfte auf ein besseres Resultat als in Diriyya hoffen, Stoffel Vandoorne (Mercedes) will seinen Teamkollegen de Vries nicht davonziehen lassen. Besonders auf den Schultern der zwei BMW-Piloten lastet Druck: Als einzige Fahrerpaarung konnten weder Maximilian Günther noch Jake Dennis in Saudi-Arabien punkten.

Auch DS Techeetah und Dragon Racing reisen mit hohen Erwartungen nach Italien. Gingen beide Teams in Diriyya noch mit ihren Antriebssträngen aus dem letzten Jahr an den Start, werden sie ab dem Rom-Rennwochenende erstmals die für die Saison 2021 entwickelten Motoren, Getriebe und Inverter einsetzen. Nissan hat die Einführung seines neuen Antriebspakets kürzlich hingegen verlegt. Die Japaner sind offenbar von Lieferengpässen durch die Coronavirus-Pandemie betroffen, wodurch sie ihre Antriebe voraussichtlich erst ab dem Monaco E-Prix im Mai einsetzen werden. Das anstehende "Double Header"-Event dürfte für das Team Nissan e.dams somit zu einer besonderen Herausforderung werden. Worauf es in Rom ankommt, erfährst du in unserer Rennvorschau.

Stadt, Land, Fluss

Die "Ewige Stadt" am Ufer des Tibers blickt auf mehr als 2.000 Jahre ereignisreiche Geschichte zurück. In den Jahrhunderten des Römischen Reiches blühte die Metropole zu einer Weltmacht auf. Heute schmücken pompöse Kathedralen, weitreichende Plätze und das weltberühmte Kolosseum das Bild der italienischen Hauptstadt. Durch den Papst, der im Vatikan innerhalb Roms residiert, ist die Stadt zudem das religiöse Zentrum für Christen aus aller Welt.

Die Formel E gastiert erneut im EUR-Bezirk im Süden Roms. EUR, die Abkürzung für "Esposizione Universale di Roma", wurde im Rahmen der geplanten Weltausstellung 1942 vom faschistischen Regime unter Mussolini erbaut, wenngleich die Arbeiten durch den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erst in den 1960er-Jahren beendet werden konnten. Heute gilt EUR als wichtiger Geschäftsbezirk und beherbergt neben mehreren internationalen Firmen auch einige Ministerien Italiens.

Rückspiegel | Was seit dem Diriyya E-Prix passierte

Stück für Stück nehmen die Planungen für die dritte Fahrzeuggeneration der Formel E Gestalt an. Nach Mahindra und DS Automobiles haben sich inzwischen auch Nissan und Porsche einer Teilnahme bis 2026 verpflichtet. Mercedes' Verbleib gilt seit der Ankündigung einer langfristigen Partnerschaft mit TeamViewer ebenfalls als sehr wahrscheinlich, wenngleich die "Silberpfeile" ihre Beitrittsentscheidung kürzlich um einige Wochen vertagten. Noch im April könnte dieser Schritt nachgeholt werden.

In Rom wird zudem erstmals ein neues Safety-Car zum Einsatz kommen. Die Formel E präsentierte den elektrischen Mini Pacesetter als neues Streckensicherungsfahrzeug, das fortan im Wechsel mit dem BMW i8 zum Einsatz kommen soll.

In der virtuellen Welt beendete die Formel E zwischen den Rennen von Diriyya und Rom ihre E-Sports-Serie "Accelerate". Nach einer spannenden Aufholjagd sicherte sich der dänische Simracer Frederik Rasmussen (Dragon) im letzten Saisonlauf den Meistertitel, ein Preisgeld von 20.000 Euro und die Chance zu einer Testfahrt in einem realen Formel-E-Auto. Erhan Jajovski (Venturi) wurde Gesamtzweiter. Als bester Deutscher erreichte Marius Golombeck im Porsche Platz 7.

Zeitplan | Das Formel-E-Rennen in Italien

Erst vor wenigen Wochen stockte die Formel E den Rom E-Prix zu einem "Double-Header" auf. Statt einem einzelnen Meisterschaftslauf finden in Italien somit gleich zwei Rennen statt - eines am Samstag und eines am Sonntag. Wie bei Doppelrennen üblich findet am Sonntag noch ein zusätzliches Freies Training statt. Der Start des zweiten Rennens wird um einige Stunden auf 13:00 Uhr vorgezogen.

Session

Freitag (09.04.)

Samstag (10.04.)

Sonntag (11.04.)

Shakedown

17:30-17:45 Uhr

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1. Training

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08:00-08:45 Uhr

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2. Training

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10:15-10:45 Uhr

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3. Training

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07:00-07:45 Uhr

Qualifikation

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12:00-13:00 Uhr

09:00-10:00 Uhr

Rennen
(45 min + 1 Rnd)

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16:04 Uhr

13:04 Uhr

Strecke | Neue Kurven, altes Flair

Seit dem ersten Rom-Rennen im April 2018 gehört der "Circuito Cittadino dell'EUR" zu den beliebtesten Strecken im Formel-E-Kalender. Dank beeindruckenden Bauwerken am Streckenrand, ungewöhnlich großen Höhenunterschieden und einem komplexen Mix aus schnellen und langsamen Kurven dürfte der Kurs zweifelsohne auch in diesem Jahr zu den Highlights der Saison gehören.

2021 trägt die Formel E ihren Rom E-Prix erstmals auf einer verlängerten Variante der Strecke aus. Durch einen zusätzlichen Bogen um den Ninfeo-Park und den Palazzo della Civilta Italiana, eine neue Kurvenkombination um den Marconi-Obelisk und einen vollkommen überarbeiteten dritten Sektor wächst die Rundendistanz auf insgesamt 3,380 Kilometer an. Neu sind außerdem die Standorte der Boxengasse und der Attack-Zone. Letztere liegt fortan auf der Außenbahn von Kurve 15.

TV & Livestream | Der Rom E-Prix der Formel E

Seit dem TV-Senderwechsel zur ProSiebenSat.1-Gruppe müssen Formel-E-Fans nicht mehr zwischen mehreren Fernsehsendern wechseln. Im Programm von "ran racing" sollen ab jetzt alle Rennen der Saison 2021 bei Sat.1 übertragen werden - so auch der Rom E-Prix. Jeweils eine halbe Stunde vor den Rennen starten die Live-Sendungen mit Vorberichten, ehe Eddie Mielke und Daniel Abt als Kommentatorenduo übernehmen.

Alle anderen Sessions des Rom-Wochenendes können Formel-E-Fans im Livestream verfolgen: e-Formel.de bietet zu sämtlichen Freien Trainings und Qualifyings einen kostenlosen Stream an. Wir begleiten das komplette Rennwochenende zudem in unserem eigenen Live-Ticker, der sich ideal als "Second Screen" für zusätzliche Informationen oder als Lösung für unterwegs anbietet.

>>> ausführliche TV- und Livestream-Übersicht zum Formel-E-Rennen in Italien

Formel-E-Fans in Österreich können den Rom E-Prix bei ORF eins verfolgen. Am Samstag und Sonntag starten die Übertragungen jeweils 15 Minuten vor Rennbeginn. Dieter Derdak und BMW-Testfahrer Lucas Auer führen durch die Sendungen. In der Schweiz zeigt MySports One den Rom E-Prix. In beiden Ländern strahlt außerdem Eurosport 2 die Qualifyings und Rennen aus. Eurosport 1 zeigt in der gesamten DACH-Region am Dienstagabend um 23:30 Uhr eine Highlightsendung zum Wochenende.

Qualifying-Gruppen | Übersicht für den Rom E-Prix

In der Formel E werden alle Fahrer für die Qualifikation in vier Gruppen eingeteilt. Somit soll gewährleistet werden, dass jeder der 24 Fahrer (zumindest in der Theorie) eine "freie Runde" auf dem engen Kurs drehen kann. Die Zuteilung der Gruppen ergibt sich aus dem aktuellen Meisterschaftsstand.

Den Piloten jeder Gruppe stehen seit dieser Saison nur noch vier Minuten zur Verfügung, um ihre Qualifying-Zeit zu setzen - zwei Minuten weniger als im Jahr zuvor. Für den Rom E-Prix ergeben sich folgende Gruppen.

Wettervorhersage | Endlich Frühling!

Während der April vielen Regionen Deutschlands Schnee und Graupelschauer bescherte, kann sich der Formel-E-Zirkus in Rom auf deutlich angenehmere Temperaturen einstellen: Meteorolog:innen rechnen am Wochenende mit Höchstwerten von bis zu 20 Grad Celsius. Lediglich der Rennsamstag dürfte durch eine dichte Wolkendecke etwas kühler werden, in der Mittagszeit sind - pünktlich zum Qualifying - sogar leichte Regenschauer möglich.

Ob es dazu tatsächlich kommt, ist aktuell aber schwer vorherzusagen. Wie üblich kann sich die prognostizierte Wetterlage bis zum Renntag noch stark verändern. Sollte es tatsächlich regnen, wären die Formel-E-Fahrzeuge gut gewappnet. Schließlich setzen alle Teams der Elektrorennserie Allwetterreifen von Michelin ein, die sowohl bei trockenen als auch bei nassen Bedingungen genutzt werden können.

Fast Facts | Rom

  • Der Rundkurs in Rom ist mit einer Gesamtlänge von 3,385 Kilometern die zweitlängste Strecke in der Formel-E-Geschichte. Lediglich die Piste in Peking, auf der die Serie 2014 ihr erstes Rennen austrug, war länger (3,439 Kilometer).
  • In den neuen Kurven 9 bis 11 passiert die Formel E den Palazzo della Civita Italiana, den der italienische Diktator Benito Mussolini für die Weltausstellung 1942 errichten ließ. Die Anzahl der Arkaden in der Gebäudefassade entspricht senkrecht (sechs Bögen) der Buchstabenanzahl im Namen Benito und waagerecht jener im Namen Mussolini (neun Bögen). Aufgrund des Zweiten Weltkriegs fand die Weltausstellung allerdings nie statt.
  • Fünf Teams konnten in der Historie des Rom E-Prix eine Session gewinnen: DS Techeetah (5 Sessions), Jaguar (2), Mahindra (2), Virgin (1) und Nissan (1).
  • Weil der Rom E-Prix 2019 zwischenzeitlich mit einer roten Flagge unterbrochen wurde, stellte Antonio Felix da Costa unfreiwillig einen Rekord für die langsamste Runde der Formel-E-Geschichte auf. Der damalige BMW-Pilot überquerte zwischen dem Beginn und Ende der Unterbrechung nicht die Zeitmessungslinie. Somit registrierten die Transponder des Fahrzeugs eine Rundenzeit von 47:38.014 Minuten und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von gerade einmal 3,76 km/h.
  • Der Marconi-Obelisk, um den sich die neue Kurve 15 windet, ist mit einer Gesamthöhe von 45 Metern so groß wie knapp 42 übereinander gestapelte Formel-E-Fahrzeuge.

Rückblick | Der Rom E-Prix 2019

Das Formel-E-Rennen in Rom 2020 wurde aufgrund der Coronavirus-Pandemie abgesagt. Der letzte Rennsieger in Italien ist somit Mitch Evans (Jaguar), der im Jahr zuvor nach einem rundenlangen und kontaktreichen Duell gegen Andre Lotterer (damals: DS Techeetah) seinen ersten Sieg in der Elektroserie feiern konnte.

Gesprächsthema Nummer 1 war nach dem Rom E-Prix 2019 dennoch die Unterbrechung zu Beginn des Rennens: Jose Maria Lopez (Dragon), Gary Paffett (HWA) und Jean-Eric Vergne (DS Techeetah) kollidierten in einer engen Rechts-Links-Schikane und blockierten in der Folge die gesamte Strecke. Hinter dem Trio staute sich fast die Hälfte des Fahrerfeldes auf, wodurch der Rennleitung keine andere Wahl blieb, als den E-Prix mit roten Flaggen zu unterbrechen. Stoffel Vandoorne (HWA) komplettierte nach der 45-minütigen "Zwangspause" das Podium, bester Deutscher wurde Pascal Wehrlein (Mahindra) auf Position 10.

Video: Die Highlights der Rom E-Prix 2018 & 2019

Prognose | Gladiatorenkampf in den Straßen Roms

Der übliche Optimismus vor dem Start in eine neue Formel-E-Saison ist nach dem Auftaktwochenende in Diriyya bei einigen Teams verflogen. Für BMW konnten weder Maximilian Günther noch Jake Dennis die Top 10 erreichen. Trotz der Wochenbestzeit bei den Vorsaison-Testfahrten sind die Münchner somit die einzige Mannschaft, die ohne Punkte in der Teamwertung nach Rom reist.

Mit Blick auf die Zuteilung der Qualifying-Gruppen dürfte bei BMW dennoch Hoffnung aufkeimen. Es gilt die alte Formel-E-Regel: Je später die Gruppe, desto sauberer die Strecke, desto mehr Grip, desto schneller die Rundenzeit. Fans sollten sich im Kampf um die Super-Pole deshalb besonders auf die Fahrer aus den Gruppen 3 und 4 gefasst machen - so auch auf Günther und Dennis.

Doch auch Jean-Eric Vergne (DS Techeetah) dürfte hochmotiviert nach Italien reisen. Nach dem Titelgewinn seines Teamkollegen im Sommer 2020 und erneuten teaminternen Reibereien in Diriyya will der Franzose endlich zurück auf die oberste Stufe des Podiums - zumal DS sein neues Formel-E-Fahrzeug einführt. Die Statistik spricht für ihn: Kein Hersteller hat in Rom so viele Sessions gewonnen wie DS. Einzig einen Sieg konnten die Franzosen in Italien noch nicht verbuchen…

Wir freuen uns auf ein spannendes Rennwochenende in der "Ewigen Stadt". e-Formel.de begleitet den Rom E-Prix 2021 wie gewohnt in aller Ausführlichkeit für dich. Neben Berichten, Analysen und aktuellen Meldungen von der Rennstrecke bieten wir auch dieses Jahr für alle Trainings, Qualifyings und Rennen unseren beliebten LGT Formel E Live-Ticker an, in dem wir dich mit Echtzeit-Updates aus Italien versorgen.

Übrigens: Auch in diesem Jahr haben unsere Leser eine kostenlose Community-Tippspiel-Runde organisiert. Wer mitmachen möchte, hat noch bis Freitag Zeit, die ersten Tipps abzugeben oder sich neu anzumelden!

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