Fotostrecke: Das Formel-E-Comeback von ABT Cupra in der Gen3-Ära
Svenja König

ABT Sportsline
Vor knapp 80 Wochen feierte ABT Cupra beim Mexico City E-Prix sein Formel-E-Comeback nach einjähriger Pause. In dieser Zeit erlebte das Team eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle: Von Entwicklungsrückstand zu Beginn von Saison 9 und Frust über die Ineffizienz des Antriebsstrang von Mahindra bis hin zu einer fast konstanten Folge von Punkteergebnissen durch Nico Müller, der das Auto bis an seine Performance-Obergrenze trieb.
56 Punkte hat ABT Cupra in dieser Saison geholt und damit als einziges Kundenteam das zugehörige Herstellerteam Mahindra geschlagen hat. Das Fazit der zehnten Formel-E-Saison dürfte bei ABT Cupra durchaus positiv ausfallen. Doch bis hierher war es kein leichter Weg, eher ein Auf und Ab. Wir blicken in einer Fotostrecke auf die zwei Saisons des deutschen Teams in der Elektroserie zurück:

Shiv Gohil / Spacesuit Media
Zurück im Paddock: Bei den Preseason-Testfahrten in Valencia ist ABT Cupra erstmals wieder offiziell Teil des Formel-E-Zirkus. Mit neuem Partner aus dem VW-Konzern und neuem Namen geht man ab Saison 9 als ABT Cupra an den Start. Bekannte Gesichter stattdessen bei den Fahrern: Mit Nico Müller und Robin Frijns holt man sich zwei in Deutschland sehr bekannte Gesichter ins Cockpit. Antriebslieferant ist in der Gen3-Ära Mahindra.

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Genau 517 Tage nach dem Abschied beim Berlin E-Prix 2021 bestreitet ABT Cupra wieder ein Formel-E-Rennen. Das Comeback gab es beim Saisonauftakt der neunten Formel-E-Saison in Mexiko-Stadt. Top-Ergebnisse wurden allerdings kaum erwartet: Aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit und des schwächelnden Mahindra-Antriebsstrang wurde ein Entwicklungsrückstand von circa 2,5 Monaten erwartet. Nichtsdestotrotz strahlte das ganze Team Begeisterung und Tatendrang ob der Rückkehr in die Elektroserie aus.

Peter Minnig / Spacesuit Media
Horror-Saisonstart für Robin Frijns: Der Auftakt in die Gen3-Ära endete für den Niederländer schon nach neun Kurven. In der Schikane auf der Gegengeraden des Autodromo Hermanos Rodriguez rauschte er ins Heck von Norman Nato (Nissan), stieg auf und landete unsanft in der Auslaufzone. Schon während des Rennens bestätigte sich der Verdacht auf einen Bruch an der Hand. Es war die erste von mehreren Handverletzungen in der Gen3-Ära sein. Er sollte damit mehrere Wochen und damit Rennen verpassen. Teamkollege Nico Müller schaffte beim ABT-Comeback einen 14. Platz.

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Somit kam schon beim zweiten Rennen Ersatzfahrer Kelvin van der Linde zum Einsatz. Besonders viel Freude wird er im Auto allerdings nicht gehabt haben, denn in Diriyah wurde das Performancedefizit des Mahindra-Antriebs noch deutlicher als in Mexiko. van der Linde brachte das Auto an beiden Renntagen ohne Kratzer zurück in die Box, während Müller einmal aufgrund von technischen Problemen und einmal nach Kollision mit den Streckenbegrenzungen ausfiel. Vom Ende des Feldes gab es aber keinen Weg nach vorn.

Jake Osborne / Spacesuit Media
Der absolute Tiefpunkt dann beim Heimrennen des Südafrikaners in Kapstadt: Aufgrund von Sicherheitsbedenken an der Hinterradaufhängung mussten Mahindra und Kundenteam ABT nach dem Qualifying die Fahrzeuge vom Rennen zurückziehen. Diese technischen Probleme hatten sich erstmals nach dem 1. Freien Training gezeigt, als Lucas di Grassi im Werks-Mahindra in einem Notausgang parken musste und auch beim Lokalmatador zeigte sich das Problem nach einer Mauerberührung. Nach dem Rennen wurde der Defekt analysiert und bis zum Sao Paulo E-Prix behoben.

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Beim Heimrennen in Berlin kehrte Robin Frijns zum Team zurück - und wie: Nachdem es am Sonntagmorgen geregnet hatte, setzte ABT als einziges Team auf ein Regen-Set-up im Qualifying. So schaffte man es mit den Top-Fahrern mitzuhalten und sowohl Nico Müller als auch RobinF rijns qualifizierten sich zum ersten Mal in der Gen3-Ära für die K.o-Duelle. Beide schafften es durch die Duelle und trafen so im Finale aufeinander. Regenspezialist Frijns sicherte sich die Pole Position und die allerersten Punkte für ABT. Im Rennen fielen die beiden erwartungsgemäß etwas zurück - Müller schaffte es allerdings, sich in den Top 10 zu halten und sammelte als Neunter in Berlin ebenfalls seine ersten Punkte.

Jamie Sheldrick / Spacesuit Media
Großer Schreckmoment beim Rom E-Prix für Robin Frijns: Er wurde in den größten Massencrash der Formel-E-Geschichte verwickelt. Jaguar-Pilot Sam Bird hatte in Kurve 6 auf einer Bodenwelle die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und war in die Mauer eingeschlagen. Da diese Stelle von den Fahrern "blind" durchfahren wird, konnten die herannahenden Piloten Sebastien dem Jaguar nicht ausweichen. Buemi, Mortara, Felix da Costa, di Grassi und der angesprochene Robin Frijns wurden in den Unfall verwickelt.
"Wir kommen dort mit 160 oder 170 km/h an. Ich habe die gelbe Flagge gesehen, also ging ich vom Strompedal. Und auf einmal stehen da zwei Autos mitten auf der Strecke, genau auf meiner Linie. Wenn man bei dem hohen Tempo bremst, verliert man das Heck, und genau das ist mir passiert", beschreibt Robin Frijns den Vorfall.

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Teamkollege Nico Müller war einer der glücklichen Fahrer, der es schaffte, unbeschadet an diesem Crash vorbeizukommen und konnte ausnutzen, dass viele der Top-Fahrer somit ausschieden. Dadurch kämpfte er in der Schlussphase mit Jake Dennis und Jean-Eric Vergne um die Plätze 4 bis 6. In der Schlussphase kämpfte er in einer Dreiergruppe mit Jake Denis und Jean-Eric Vergne um die Plätze 4 bis 6. Auch wenn er mit mehr Energie im Akku kein Manöver mehr gegen die anderen beiden setzen konnte, war der sechste Platz das beste Ergebnis für ABT Cupra in Saison 9 und liess dementsprechend das ganze Team jubeln. Am Tag drauf nahm er noch einen Punkt mit - Aufwärtstrend somit vor dem Saisonfinale spürbar.

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Vor der Jubiläumssaison kehrte Formel-E-Ikone Lucas di Grassi zum Team zurück, mit dem er vor zehn Jahren in der Elektroserie gestartet war und mit dem er sich zum dritten Champion krönte. Er wurde Teamkollege von Nico Müller, während Robin Frijns nach nur einer Saison zu Envision zurückkehrte. Beim Saisonauftakt in Mexiko feierte ABT selbst Formel-E-Jubiläum: Es sollte das 100. Rennen des Rennstalls werden, das die beiden Piloten leider punktlos beendeten.

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Erste Duellphase seit dem Berlin E-Prix 2023: Das schaffte Nico Müller im Qualifying von Sao Paulo. Nach einem starken vierten Platz in der Gruppenphase, musste er sich Jean-Eric Vergne im Viertelfinale bekanntgegeben. Nichtsdestotrotz starker siebter Startplatz. Das Rennen wurde wie schon im Vorjahr zu einer knappen Windschattenschlacht bei der Müller sein Auto nach nur 29 Runden nach einer Beschädigung des Frontflügels abstellen musste.

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Der Tokio E-Prix war der erste sichtbare Punkt des ABT-Aufschwungs aber auch einer starken Form von Nico Müller in dieser Saison. In der japanischen Metropole sammelte er mit Platz 7 die ersten Punkte für sich selbst, für ABT Cupra und für Hersteller Mahindra. Es sollte das erste von drei Punkterennen in Folge werden.

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Dieser Lauf findet seinen Höhepunkt im italienischen Misano mit dem besten Ergebnis seit dem Formel-E-Comeback und einem Beinahe-Podium: Durch die letzte Kurve hindurch war Nico Müller noch auf Platz 3 gelegen, der Jubel in der Box war bereits ausgebrochen - Podiumslust schon gerochen. Auf den allerletzten Zentimetern entreißt Nick Cassidy dem Schweizer allerdings noch das Podium. Bei ABT wird trotzdem gefeiert, denn am Vortag hatte auch Lucas di Grassi schon seine ersten Punkte der Saison geholt.

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Im Vorlauf zu dem Rennen hatte ABT schon das Ende der Partnerschaft mit Mahindra bekannt gegeben und sich auch öffentlich zum neuen Antriebslieferanten Lola Cars in Kombination mit Yamaha positioniert.

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Auch in Saison 10 kam Kelvin van der Linde zum Einsatz: Diesmal ersetzte er beim ABT-Heimspiel Nico Müller, der parallel bei der WEC in Spa an den Start ging. Auch dieses Mal konnte er keine Punkte sammeln.

Zum Saisonfinale in Portland und London drehte insbesondere Nico Müller noch mal auf: Mit Platz 5 und Platz 6 in den USA hat der Schweizer seinem Team ABT Cupra das erfolgreichste Wochenende seit dem Formel-E-Combeack beschert. Mit diesen beiden Top-6-Ergebnissen hat das Team 18 Punkte aus Portland mitgenommen, so viele wie noch bei keinem Rennwochenende seit der Rückkehr in die Elektroserie. Er hielt sich bei den WIndschattenschlachten clever aus Zwischenfällen und schlich sich heimlich, still und leise immer weiter nach vorn. Platz 5 ist sein bestes Ergebnis in dieser Saison. Und auch Lucas di Grassi setzte ein kleines Ausrufezeichen mit einer Teilnahme an den K.o-Duellen.

Nach zwei Saisons beim Team heißt es für den Schweizer somit Abschied nehmen: Nach voraussichtlich 29 Rennen ist für Müller Schluss bei dem Team, mit dem er bereits von 2016 bis 2020 in der DTM fuhr und zweimal Vizemeister wurde. Ganz so erfolgreich war die gemeinsame Zeit in der Formel E nicht: Ein vierter Platz beim Sonntagsrennen in Misano 2024 war Müllers bestes Ergebnis für das Team aus Kempten. Der London E-Prix war ein letztes gemeinsames Wochenende mit dem kemptner Team, das er vermutlich in Richtung Andretti verlassen wird.

Doch es sollte ein Finale Furioso werden: Mit Standing Ovation wurde Nico Müller nach seinem letzten Rennen in London verabschiedet. Er bestätigte seine starke Saison mit zwei sechsten Plätzen und fuhr damit bei vier Rennen in Folge in die Punkte. Das schafften am Saisonende sonst nur Pascal Wehrlein und Mitch Evans. Zum Abschluss der Saison schien es fast als wäre ABT im Mittelfeld angekommen: Betrachtet man nur die letzten vier Rennen liegt das deutsche Team auf Platz 5 in der Teammeisterschaft, denn auch Lucas di Grassi sammelte zum Saisonende ebenfalls Punkte. Optimale Voraussetzungen um nächste Saison noch stärker zurückzukommen, wenn auch mit mindestens einem neuen Fahrer:
"Auch wenn ich mit Wehmut gehe, ist es großartig, dabei in viele glückliche Gesicher zu blicken", beschreibt Nico Müller die Situation. "Es ist ein tolles Gefühl, die Saison mit einem Erfolgserlebnis zu beenden, das wir jetzt alle mit in die Sommerpause nehmen."
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