Formel E

Fotostrecke: Die spannendsten Titelentscheidungen der Formel-E-Geschichte

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

In weniger als einer Woche ist es soweit: Die Formel E kürt ihren Weltmeister der Saison 2022. Stoffel Vandoorne (Mercedes) reist mit einem vergleichsweise großen Vorsprung zum letzten E-Prix des Jahres nach Seoul. Doch wie langjährige Fans der Serie wissen, ist in der Formel E bis zur karierten Flagge buchstäblich alles möglich. In unserer Fotostrecke blicken wir zurück auf die packendsten Titel-Showdowns der vergangenen Jahre.

Insgesamt 36 Punkte beträgt Vandoornes Vorsprung auf seinen nächsten Rivalen Mitch Evans (Jaguar) - ein vermeintlich großes Polster, das er in Südkorea lediglich verteidigen muss. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch: In den letzten acht Saisons gab es immer wieder dramatische Szenen in den letzten Rennen. Wir blicken mit einer Fotostrecke auf die spannendsten Titelentscheidungen seit der ersten Formel-E-Saison zurück. Viel Spaß beim Stöbern!

Galerie: Die spannendsten Titelentscheidungen der Formel E

5. Safety-Car-Funkaffäre beim New York City E-Prix 2019 (Saison 5)

Am Ende der ersten Gen2-Saison kämpfte Jean-Eric Vergne (DS Techeetah) in New York um den Titel. Er reiste mit einem einigermaßen komfortablen Vorsprung in die USA, musste sich jedoch nach wie vor gegen Konkurrenten wie Lucas di Grassi (Audi) oder Mitch Evans (Jaguar) verteidigen.

In einer Startkollision fiel Vergnes Teamkollege Andre Lotterer weit zurück. Der Unfall bleib auch beim Franzosen nicht unbemerkt: Am Funk forderte Vergne - mutmaßlich im Interesse, seine eigenen Chancen zu verbessern: "Sagt Andre, dass er anhalten soll, damit das Safety-Car auf die Strecke fährt!"

Vergne, der am Tag darauf seinen zweiten Titel besiegelte, wurde wegen unsportlichen Verhaltens ein Tag Sozialstunden als Strafe aufgebrummt. Die FIA schenkte seiner Erklärung Glauben, er habe sich um seine eigene Sicherheit und die der anderen Fahrer gesorgt. Hätte DS Techeetah auf den Funkspruch reagiert und Lotterer gestoppt, wäre die Sache aber sicherlich anders ausgegangen…

renault-buemi-london-e-prix

4. Kopf-an-Kopf-Rennen in London 2015 (Saison 1)

Sebastien Buemi (Renault e.dams) jagte am Ende der ersten Formel-E-Saison Nelson Piquet jr. (China Racing) - nur fünf Punkte trennte das Duo vor dem letzten Rennen. Den ersten Teil des Double-Header-Finales hatte der Schweizer bereits gewonnen, in den zweiten Lauf startete er von Platz 6. Piquet jr. wurde im Qualifying hingegen nur 16.

Mehrere Ausfälle seiner Rivalen sowie gezielte Überholmanöver brachten den Brasilianer jedoch schon bald wieder in Punktereichweite. Piquet jr. schaffte es auf Rang 7 ins Ziel, Buemi hingegen "nur" auf Position 5. Zum Titel genügte dem Brasilianer somit ein Vorsprung von einem einzigen Zähler!

Buemi biss sich in den letzten Runden die Zähne an Bruno Senna (Mahindra) aus, um mit einem Last-Minute-Manöver womöglich doch noch die nötige Punktzahl zu erreichen. Letztlich reichte es aber nicht. Der Schweizer musste sich in der vorletzten Kurve des E-Prix geschlagen geben und mit Gesamtposition 2 abfinden.

Venturi-Broken-Berlin

3. Favoritensterben im Startchaos von Berlin 2021 (Saison 7)

Vor allem dank des damaligen Qualifying-Systems hatten vor dem letzten Rennen noch 13 Fahrer mathematische Chancen auf den WM-Titel. Gleich am Start fielen zwei von ihnen aber spektakulär aus: Mitch Evans (Jaguar, 4.) blieb aufgrund eines Inverter-Defekts stehen, Edoardo Mortara (Venturi, 2.) konnte nicht mehr ausweichen und fuhr Evans auf.

Mortara zog sich durch den Crash eine Wirbelfraktur zu. Nach einer roten Flagge für Räumungsarbeiten gab es in Berlin aber noch mehr Drama: Jake Dennis (BMW, 3.), zu diesem Zeitpunkt des Rennens aussichtsreichster Titelkandidat, schied ebenfalls mit einem Inverter-Problem aus. Der Traum, in seiner Rookie-Saison die Meisterschaftstrophäe zu gewinnen, platzte in der Auslaufzone von Kurve 1.

Nyck de Vries (Mercedes) reichte somit Position 8 im Finalrennen, um seinen ersten Titel zu gewinnen. Und das ausgerechnet an jenem Wochenende, an dem Mercedes mit der Ankündigung des beschlossenen Formel-E-Ausstiegs 2022 für Furore sorgte. Was für ein E-Prix in Berlin!

2. Buemi-Sturm durch die Boxengasse in Montreal 2017 (Saison 3)

Wie so oft in der Gen1-Ära lieferten sich Lucas di Grassi (ABT) und Sebastien Buemi (Renault e.dams) im Saisonverlauf ein Kopf-an-Kopf-Rennen im Titelkampf, der 2017 jedoch von einer Terminkollision mit der WEC beeinflusst wurde. Buemi musste seinen vertraglichen Pflichten mit Toyota nachkommen und wurde beim New York City E-Prix vom späteren F1-Fahrer Pierre Gasly ersetzt...

Zum Finalwochenende in Montreal reiste der Schweizer trotz seiner New-York-Abwesenheit noch als Gesamtführender, doch im Training touchierte er die Wand und donnerte spektakulär in eine TecPro-Bande. Der Schaden war so schwerwiegend, dass es bis zum Rennstart dauerte, sein Chassis zu reparieren. Buemis Selbstbewusstsein war nach dem Unfall ebenfalls wie verschwunden.

Während di Grassi den ersten Lauf des Rennwochenendes gewann, geriet Buemi im Samstagsrennen mit mehreren Rivalen aneinander. Nach dem E-Prix stürmte er verärgert durch die Boxengasse und versuchte unter anderem vergeblich, einen Schuldigen für einen Kontakt am Start ausfindig zu machen - begleitet von einer TV-Kamera samt Mikrofon. Die Aufzeichnung davon ist bis heute Kult. Da Buemi an keinem Montreal-Tag punktete, genügte di Grassi sonntags Platz 7 zum Titelgewinn.

1. "Crashgate 2.0" beim London E-Prix 2016 (Saison 2)

Punktgleich starteten Sebastien Buemi (Renault e.dams) und Lucas di Grassi (ABT) ins letzte Rennen der Saison - Buemi von der Pole-Position, di Grassi von Rang 3. In der Startrunde rauschte der Brasilianer seinem Titelrivalen dann jedoch völlig überraschend ins Heck!

Beide schleppten sich mit schweren Fahrzeugschäden in die Boxengasse, um in ihre Zweitwagen zu wechseln. Buemi benötigte nun die Bonuspunkte für die schnellste Rennrunde, um Meister zu werden. Die Regel, dass der Zähler nur innerhalb der Top 10 vergeben wird, wurde erst nach 2016 eingeführt.

Mehrfach überboten sich beide Fahrer mit schnellsten Runden, ehe Buemi mit 1:24.150 Minuten den schnellsten Umlauf absolvierte und di Grassi geschlagen die Box ansteuerte. Er musste sich mit Platz 2 abfinden und sich bis heute den Vorwurf anhören, den Startunfall absichtlich ausgelöst zu haben. So oder so: Was für ein denkwürdiges Finale!

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