Geister-Rennen, Verschiebungen & Absagen möglich: Coronavirus gefährdet weitere Formel-E-Rennen
Tobias Bluhm
Die Ausbreitung des Coronavirus hält die Formel E weiterhin in Atem. Nach der Absage des Sanya E-Prix 2020 könnten laut Medienberichten auch weitere Rennen von Einschränkungen betroffen sein, darunter die geplanten Läufe in Rom, Jakarta und Seoul. Neben "Geister-Rennen" ohne Zuschauer sind auch weitere Absagen nicht ausgeschlossen.
Bereits im Februar wurde der Sanya E-Prix, das einzige geplante Formel-E-Rennen in China, aufgrund der Covid-19-Epidemie vorübergehend abgesagt. Zwar bleibt für den Lauf in der Provinz Hainan weiterhin ein Alternativ-Termin möglich. Allerdings gilt eine solche Verlegung nach aktuellem Stand als sehr unwahrscheinlich.
Wie 'The Race' und 'Inside Electric' übereinstimmend berichten, bereitet sich die Formel E inzwischen auf weitere Einschränkungen im Rennkalender vor. Neben Verlegungen und Absagen von Rennen könnten sogar sogenannte Geister-Rennen zu einer Option werden. Dabei würde ein E-Prix - nach dem aktuellen Vorbild von Fußballspielen in der italienischen Serie A - ohne Zuschauer auf den Tribünen stattfinden, um das Ansteckungsrisiko aller Beteiligten zu minimieren.
"Wir beobachten die Ausbreitung des Coronavirus weiterhin", erklärte ein Formel-E-Sprecher. Man arbeite zudem "eng mit den lokalen Partnern und relevanten Autoritäten zusammen, um die Situation täglich neu zu bewerten."
Rom E-Prix womöglich kurz vor Absage
Nach dem Rookie-Test in Marrakesch am Sonntag wurden die Fahrzeuge sowie das Equipment aller Teams zur Lagerung an die Formel-E-Teststrecke in Valencia transportiert. "Die gesamte Fracht wird an einem zentralen Ort gelagert", heißt es seitens der Formel E. Man wolle damit das Risiko von Reise-Restriktionen umgehen. "Das erlaubt uns mehr Flexibilität bei der Logistik und stellt sicher, dass alle Autos in einer gemeinsamen, sicheren Lieferung in Rom ankommen."
Ob der E-Prix in Rom am 4. April überhaupt stattfinden kann, ist nach Informationen von 'e-Formel.de' derzeit jedoch fraglich. Das Zivilschutzamt in Italien vermeldete am 1. März erstmals mehr als 1.500 positiv auf das Virus getestete Patienten. Zwar geschieht die Verbreitung derzeit vor allem in Norditalien. Dennoch ist die Formel E zunehmend der Gunst der italienischen Regierung ausgeliefert, die Großveranstaltungen wie den Rom E-Prix kurzfristig per Dekret verbieten könnte, um die Bevölkerung zu schützen.
Um eine potenzielle kurzfristige Überraschung zu vermeiden, wird bereits in dieser Woche eine Entscheidung der Serie bezüglich des Rom E-Prix erwartet. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Lauf in der "Ewigen Stadt" vorläufig abgesagt wird. Stattdessen könnte eines der verbleibenden Rennen zu einem "Double-Header" aufgestockt werden, um den fehlenden Termin im Rennkalender aufzufüllen. Diese Option war bereits für den Sanya E-Prix angedacht worden.
Auch Paris & Seoul wackeln
In der Schweiz ist die Formel E bereits in kleinerem Ausmaß von einer ähnlichen Regulierung betroffen. Dort untersagte die Bundesregierung am vergangenen Freitag Großveranstaltungen mit einem Publikum von mehr als 1.000 Gästen, wodurch unter anderem der Genfer Autosalon abgesagt werden musste. Ursprünglich wollte die Formel E auf der Automesse erstmals ihr Gen2-EVO-Fahrzeug offiziell vorstellen. In Frankreich gilt eine vergleichbare Regelung: Dort dürfen vorerst keine Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Zuschauern "auf engem Raum" stattfinden. Ob der Paris E-Prix (derzeitiger Termin: 18. April, erwartete Zuschauer: ca. 12.000) ebenfalls davon betroffen sein könnte, ist derzeit noch unklar.
Auch die verbleibenden Rennen in Asien könnten womöglich auf der Kippe stehen. In einigen südkoreanischen Regionen herrscht durch das Coronavirus der Notstand, insbesondere in der rund 235 Kilometer von Seoul entfernten Großstadt Daegu. Die Boyband BTS, die zudem globaler Botschafter der Formel E ist, sagte kürzlich vier ausverkaufte Konzerte in Seoul ab.
Noch keine Corona-Fälle in Jakarta
In Jakarta hingegen bleibt das Formel-E-Rennen weiterhin eher ein politisch aufgeladenes Thema: Nach einer erneuten Überflutung der indonesischen Hauptstadt Ende Februar werden zum wiederholten Male Boykott-Aufrufe laut. Vom Coronavirus ist die Metropole noch nicht betroffen - so zumindest der offizielle Stand.
Da weiterhin unklar ist, in welcher Geschwindigkeit sich das Lungenvirus ausbreiten wird, sind Vorhersagen über die unmittelbare Zukunft des Formel-E-Kalenders derzeit nur schwer möglich. Wenngleich die Elektroserie wiederholt beteuert, dass "die Vorbereitungen vorerst nach Plan ablaufen", wird immer wahrscheinlicher, dass der Veranstaltungsplan in seiner aktuellen Form nicht mehr lange Bestand haben wird. Wir halten dich selbstverständlich auf dem Laufenden.
Foto: Peter Minnig / Spacesuit Media
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