Grünes Licht vom Stadtrat: Vancouver bewirbt sich um Formel-E-Rennen 2022
Tobias Bluhm
Die Pläne für eine Rückkehr der Formel E nach Kanada haben einen weiteren wichtigen Meilenstein passiert. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag stimmte der Finanz- und Dienstleistungsausschuss der Stadt Vancouver für einen Antrag, der eine Bewerbung um ein Formel-E-Rennen im Juli 2022 vorsieht.
Bereits am Dienstag wurde der Abstimmungsantrag bei einer Stadtratssitzung diskutiert. Das Rennen an der kanadischen Westküste soll von der "One Stop Strategy"-Gruppe (OSS) organisiert werden, die unter anderem von den Promotern der ehemaligen Formel-E-Events in Bern und Montreal geführt und beraten wird.
Erste Entwürfe sehen ein Rennen im Stadtteil False Creek vor. Die Formel E würde somit im selben Bezirk gastieren, in dem die Champ-Car-Serie (inzwischen: IndyCar) zwischen 1990 und 2004 fuhr. Die elektrische Formel E könnte gemäß eines ersten Streckenentwurfs (siehe Grafik unten) mit der Quebec Street sogar einen Teil des einst genutzten Layouts befahren.
"Das heutige Verhandlungsergebnis ist ein positiver Schritt auf dem Weg, elektrischen Rennsport nach Vancouver zu bringen", reagiert der stellvertretende Formel-E-Geschäftsführer Alberto Longo bei 'Inside Electric' auf die Nachrichten aus Kanada.
"Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit an diesem Projekt mit der OSS-Gruppe. Wir möchten, dass die Formel E mit den Anwohnern und lokalen Unternehmen ein Weltklasse-Event auf die Beine stellt und ein Legacy-Projekt entwirft, von dem alle profitieren."
Vancouver E-Prix bereits 2014 diskutiert
Die Organisation eines Formel-E-Rennens wurde bereits 2014 in Vancouver diskutiert, damals jedoch ohne Ergebnis. Diesmal sind die Pläne konkreter. Der Formel-E-Lauf 2022 soll in ein dreitägiges Festival eingebettet werden, bei dem neben dem Rennen auch Business-Konferenzen und Konzerte geplant sind.
"Im Jahr 2019 wurden wir von der Formel E darum gebeten, nach einem geeigneten Austragungsort für ein Rennen in Kanada zu suchen", erklärt OSS-Berater Matthew Carter am Rande der Ausschusssitzung. Ziel der Gruppe sei es, die Elektrifizierung des Mobilitätssektors voranzutreiben, Unternehmer:innen Möglichkeiten zur Veränderung anzubieten und Vancouvers "grüne Werte auf einer internationalen Bühne zu präsentieren".
"Win-win-Situation aus mehreren Gründen"
Der Vorschlag wurde unter anderem von der Ratsvertreterin Sarah Kirby-Yung eingebracht. "Das hier ist eine Win-win-Situation aus mehreren Gründen", findet die parteilose Politikerin. "Ich habe eine Menge Unterstützung von zahlreichen Menschen mitbekommen."
"(Das Event) bietet Hoffnung für unsere angeschlagene Tourismusindustrie", erklärt Kirby-Yung weiter. "Die Serie ist klimaneutral, sie hilft uns beim wirtschaftlichen 'Wiederaufbau' nach der Pandemie und bietet grüne Inspiration. Und es würde einfach Spaß machen. Die Menschen suchen nach etwas Hoffnung am Horizont, das höre ich immer wieder laut und deutlich."
Der Stadtrat votierte nach einer einstündigen Diskussion mit neun Stimmen und einer Enthaltung für eine Bewerbung um einen Platz im Formel-E-Kalender der Saison 2021/22.
Toronto: "Keine Anfrage bekommen"
Zuletzt rankten sich auch Gerüchte um eine mögliche Bewerbung der Stadt Toronto. Nach Informationen von 'e-Formel.de' sind diese Berichte jedoch ohne Grundlage.
"Zwar arbeiten wir mit unseren Partnern daran, wieder internationale Events nach Toronto zu holen, sobald es sicher ist. Auch zählt ein Fokus auf Elektromobilität zu unserer Strategie, bis wir 2050 den gesamten Verkehrssektor auf klimaneutrale Energiequellen umzustellen", erklärt uns eine Sprecherin der Stadt. "Dennoch hat die Stadt Toronto keinen spezifischen Vorschlag für ein solches Event erhalten."
Formel E letztmalig 2018 in Kanada
Bereits vor drei Jahren fuhr die Formel E in Kanada, damals jedoch in Montreal. Beim E-Prix am Funkhaus von Radio-Canada sicherte sich Lucas di Grassi (damals: ABT) seinen ersten und bislang einzigen Formel-E-Titel. Jean-Eric Vergne (Techeetah), der in den beiden Folgejahren Meister werden sollte, feierte zudem seinen ersten Sieg in der Elektrorennserie.
Lokalpolitisch entbrannte nach der ersten Ausgabe des Montreal E-Prix eine hitzige Diskussion um die Zukunft des Events. Die wenige Monate nach dem Rennen gewählte Bürgermeisterin Valerie Plante löste den mehrjährigen Vertrag mit der Formel E einseitig auf, woraufhin die Elektroserie gegen die neue Administration auf Schadensersatz klagte. Ein gerichtliches Urteil steht noch immer aus.
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