"Haben Norman eine Timeline gegeben" - Nato nach Shanghai-Podium bei Andretti angekommen - wieder zu spät?
Svenja König

Julien Delfosse / DPPI (via Hankook)
Nach einer Saison, in der trotz eigentlich starkem Auto bislang nicht viel zusammenlief, stand Norman Nato kurz vor Saisonende in Shanghai plötzlich erstmals auf dem Podium. Ein Bild, was wir auch in den vergangenen Jahren erst gegen Saisonende sahen, als der Franzose (zu spät) aufblühte. Reicht es für ihn dieses Mal, um sein Cockpit zu verteidigen? Andretti-Teamchef Roger Griffiths machte Nato eine klare Ansage.
Norman Nato auf dem Podium in Shanghai - ein Bild, bei dem Erinnerungen hochkamen. Erinnerungen an den Berlin E-Prix 2021, als Nato für Venturi das letzte Rennen der Saison gewann und trotzdem nur Wochen später durch Lucas di Grassi ersetzt wurde. Erinnerungen an den Rom E-Prix 2023, als er nach zwei Jahren bei Nissan endlich auf dem Podium stand und trotzdem Wochen später sein Cockpit verlor. War sein Podium in Shanghai erneut der Anfang vom Ende, diesmal bei Andretti?
"Wir haben Norman eine Timeline gegeben, und dessen ist er sich sehr bewusst", sagte Andretti-Teamchef Roger Griffiths im Rahmen der TV-Übertragung rund um den Shanghai. "Wir sagen ihm nicht, dass er bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Punktzahl erreichen muss. Er ist ein Profi, er weiß, was er zu tun hat. Wir lassen ihn auf der Rennstrecke sprechen."
Einen ersten Aufschlag hat er in Shanghai gemacht. Mit zwei Duellteilnahmen und einem Podium hat er wie vom Teamchef gefordert auf der Strecke gesprochen und gezeigt, dass er endlich beim US-amerikanischen Team angekommen ist.
Nato hielt sich von Beginn an in den Toppositionen und leistete sogar so viel Führungsarbeit, dass sein Team in Anbetracht der Energieeffizienz nervös wurde. Am Ende konnte musste er sich Antonio Felix da Costa und Jake Hughes geschlagen geben, feierte dennoch einen ordentlichen Erfolg. "Ich habe gar nicht versucht, mit Antonio zu kämpfen, er hat einfach das perfekte Rennen gezeigt."
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"Immer, wenn wir etwas probiert haben, ist es schiefgegangen"
Bis dorthin war es jedoch ein langer Weg: "Ich habe bis hierher in fast jeder Saison auf dem Podium gestanden, doch das letzte ist lang her, ich war etwas durstig", scherzt er nach dem Rennen. Ernsthafter fügt er hinzu: "Ich habe seit ein paar Rennen gemerkt, dass die Pace da ist. Aber jedes Mal, wenn wir etwas versucht haben, was auf dem Papier richtig aussah, ist irgendwas schiefgegangen. Und ich habe schon zu den Jungs gesagt: 'Lasst uns nicht aufgeben.' Heute haben wir nichts anders gemacht, aber um in der Formel E erfolgreich zu sein, muss man auch geduldig sein."
In der Gesamtwertung liegt Nato mit 40 Punkten auf Platz 11 - gesundes Mittelfeld. Klar ist, dass Punkte ohne Frage wichtig sind. Ebenfalls wichtig für das Team ist jedoch auch, in den "Windschattenschlachten" seinen Teamkollegen im eigenen Dunstkreis zu haben, um bei der (Attack-Mode-) Strategie zusammenarbeiten zu können. Dieser "Wingman" konnte Nato nur in sehr wenigen Fällen für Teamkollege Jake Dennis sein.
Griffiths: "Entscheidung um Andretti-Cockpit noch nicht gefallen"
Selbstkritisch sagt Nato: "Ich habe es einfach nicht zusammengebracht." Aussagen wie diese scheinen hart, wenn man bedenkt, dass er in seiner ersten Saison bei Nissan keine Punkte sammelte und in dieser Saison schon fast doppelt so viele Punkte mitnahm wie Andre Lotterer in der vergangenen Saison.
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Und noch etwas könnte dem 31-Jährigen Mut geben: Sein Sieg beim Berlin E-Prix 2021 war beim Saisonfinale. Das gab ihm keine Gelegenheit, diese Leistung zu bestätigen. Sein Podium in Rom konnte er mit zwei Top-10-Ergebnissen in London unterstreichen. In dieser Saison verbleiben ihm noch zwei Rennwochenenden mit jeweils zwei Rennen, um eine aussagekräftige Bewerbung für die nächste Saison an Andretti zu schicken.
Und diese Energie wäre auf keinen Fall vertan, denn wie Griffiths im Rahmen des Shanghai E-Prix noch einmal bestätigte, sei die Entscheidung rund um das zweite Andretti-Cockpit noch nicht gefallen. "Aber wir schauen uns natürlich immer an, wie die Fahrer performen." Sein größter Konkurrent um den Andretti-Sitz dürfte der aktuelle Formel-2-Fahrer Zane Maloney sein, sollte dieser den Sprung in die Formel 1 nicht schaffen. Der 20-Jährige ist aktuell Dritter in der Nachwuchsserie - und schon seit Langem Teil des Andretti-Teams, zum Beispiel als Ersatzfahrer.
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