Hans-Joachim Stuck über Formel E: "Die Richtung stimmt"
Tobias Bluhm
Hans-Joachim "Strietzel" Stuck, seines Zeichens Präsident des deutschen Motorsportverbandes DMSB, ist ein gefragter Mann. Der 74-fache Formel-1-Starter, mehrmalige Le-Mans-Gesamtsieger und DTM-Champion 1990 kommt in seiner Funktion als höchster Vertreter des deutschen Motorsports immer wieder auch mit der Formel E in Kontakt. Zuletzt agierte der inzwischen 66-Jährige beim New York ePrix im Juli als Steward in der Rennleitung.
"Man muss vom Kopf her einfach offen bleiben", verrät Stuck den Kollegen vom 'Motorsport Magazin'. "Die Formel E entspricht dem heutigen Zeitgeist. Die Formel 1 wird sie hoffentlich nie ersetzen, denn wir brauchen auch diesen Motorsport. Aber wenn wir uns vernünftig mit dem Thema E-Mobilität - die Betonung liegt auf vernünftig - beschäftigen wollen, dann ist die Formel E ein gesunder Beitrag dazu."
Immer wieder sprach sich Stuck in der Vergangenheit für die Formel E aus und bekannte sich gegenüber 'e-Formel.de' bereits im Sommer 2015 als Fan der Elektroserie. Trotzdem versteht er Kritiker wie seinen alten Kollegen Gerhard Berger, der der Formel E bislang noch nichts abgewinnen konnte.
"Das ist doch auch verständlich bei neuen Dingen", erklärt Stuck. "Ich kann mir schon vorstellen, dass Motorsportfans, die in einem gewissen Alter sind, Dinge vermissen. Das ging mir genauso beim ersten Rennen in Miami (vermutlich das erste Rennen, das er gesehen hat) vor drei Jahren. Da hab' ich zu meiner Frau gesagt: 'Das ist ja ein Scheiß. Da hörst ja nix!' Da hat meine Frau gesagt: 'Pass mal auf, Alter: Du hast dir 40 Jahre lang Ohrstöpsel reingesteckt gegen den Lärm. Und jetzt beschwerst du dich, dass kein Lärm ist'."
Gerade jüngere Fans können durch direkte Interaktion wie beim FanBoost und die ungewohnte Geräuschkulisse an der Strecke Gefallen an der Formel E finden, plädiert Stuck: "Wir sind auf einem guten Weg. Auch, dass die Formel E kommendes Jahr in Zürich fährt, ist eine Sensationsentscheidung. Dass in der Schweiz als motorsportneutrales Land gefahren wird, finde ich weltbewegend! Große Klasse, die Richtung stimmt."
Rennsport als Motor der Innovation
Auch den Ansturm zahlreicher namhafter Hersteller - erst am Dienstag gab Nissan die Übernahme von Renaults e.dams-Team bekannt - sieht Stuck positiv. "Wir müssen uns mit dem Thema E-Mobilität beschäftigen", erklärt er. "Was wir in 30 Jahren fahren, wissen wir nicht. Jeder Hersteller tut also gut daran, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Es sind ja gewisse Entwicklungen in der Formel E freigestellt. Der Motorsport ist nach wie vor das härteste und schnellste Prüffeld für solche Dinge."
Angst über zu viel Druck der neuen Hersteller habe er nicht: "Ich traue dem Herrn Agag zu, dass er das in den Griff bekommt." Das nächste Aufeinandertreffen der 20 elektrischen Fahrzeuge ist der Auftakt in die neue Formel-E-Saison 2017/18 am 2. Dezember in Hongkong - sicherlich auch wieder mit Hans-Joachim Stuck vor dem heimischen Fernsehbildschirm.
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