Formel E

Hans-Jürgen Abt: Daniel wäre "selbstverständlich" Sieg-Kandidat gewesen

Timo Pape

Timo Pape

Mit dem ersten Saisonsieg in der Formel E haben sich Lucas di Grassi und ABT Schaeffler Audi Sport wieder einen kleinen Schritt zurück in den Titelkampf gebracht. Im Interview spricht Teamchef Hans-Jürgen Abt über das dramatische Rennen in Mexiko, die Kräfteverhältnisse in der Elektro-Rennserie und seine Vorfreude auf die Rennen in Europa.

Hans-Jürgen, wie hast du das Formel-E-Rennen in Mexiko erlebt?

Als eines der spannendsten Rennen überhaupt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass gerade in den letzten Runden noch irgendjemand ruhig geblieben ist. Der Mexico City ePrix hat ein kleines Stück Formel-E-Geschichte geschrieben. Ich bin stolz, dass wir mit unserem Team einen Teil dazu beigetragen haben.

Wie konnte Lucas di Grassi vom 15. Startplatz und mit einem zusätzlichen Stopp dieses Rennen gewinnen?

Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir mit einer guten Strategie nach vorn fahren – man denke zum Beispiel an Hongkong, wo Lucas vom 19. Startplatz aufs Podium gefahren ist. Aber in Mexiko haben Rennfahrer und Team ihr Meisterstück abgeliefert: die Mannschaft in der Box, weil sie den Mut zu einer äußerst riskanten Strategie hatte. Die Mechaniker, weil sie bei dem außerplanmäßigen Stopp cool geblieben sind. Und Lucas, weil er top konzentriert, fehlerfrei und mit voller Kontrolle über den Energieverbrauch seine Runden gedreht hat.

Wäre sein Teamkollege Daniel Abt von der Pole-Position, die er nachträglich verloren hat, auch ein Kandidat für den Sieg gewesen?

Selbstverständlich. Nicht nur mir und dem ganzen Team, sondern auch den Fans tut es leid für Daniel. Er hat im Qualifying einmal mehr eine Wahnsinnsleistung gebracht, seinen Teamkollegen zum dritten Mal im vierten Rennen geschlagen. Im Rennen hat er elf Positionen gutgemacht und mit Platz sieben Punkte geholt. Ich weiß, er mag es nicht mehr hören, aber: Der Knoten wird platzen und bald steht er ganz oben auf dem Podium.

Das erste Drittel der Saison ist absolviert. Wie schätzt du die Kräfteverhältnisse in der Formel E ein?

Genau so, wie es viele vor der Saison prognostiziert haben: Das Feld ist viel enger zusammengerückt, viele Teams haben sich enorm gesteigert, statt drei oder vier gibt es jetzt in jedem Rennen mindestens ein Dutzend Kandidaten für den Sieg. Wie erwartet ist die Werksmannschaft von Renault das Team, das es zu schlagen gilt. Aber wir sehen: Wenn wir hart arbeiten, niemals aufgeben und noch dazu ein bisschen Glück haben, dann können wir kleine Nadelstiche setzen. Wenn eine Chance kommt, wollen wir sie nutzen.

Nach Gastspielen in Asien, Afrika, Süd- und Nordamerika kommt die Formel E im Mai nach Europa. Wie groß ist die Vorfreude?

Riesig – und nicht nur bei uns, sondern auch bei vielen Fans, Medien (absolut!) und Partnern. Mit dem Rennen in Monaco nimmt die Formel E endlich richtig Fahrt auf, wir fahren dann vier Rennen innerhalb von vier Wochen. Ich bin mir sicher, dass die Serie dann noch mehr Interesse auf sich ziehen wird – nicht zuletzt, weil die TV-Übertragungen dann nachmittags laufen. Mit dem Wechsel von Eurosport zu DMAX erreichen wir außerdem viele neue Zuschauer.

Einer der Höhepunkte sind die beiden Heimrennen in Berlin am 10. und 11. Juni. Wie gefällt dir das neue Streckenlayout in Tempelhof?

Ich bin überzeugt davon, dass die Fans in Berlin ein Mega-Event erleben werden. Die erste Reaktion unserer Fahrer auf das neue Layout ist durchweg positiv. Das werden spannende Rennen mit vielen Überholmanövern und reichlich Action. Auch für die Fans ist das Areal in Tempelhof ideal: Sie erleben das ganze Programm der Formel E auf engstem Raum vor einer beeindruckenden Kulisse – und hoffentlich einen starken Auftritt des deutschen Teams.

Parallel zu den aktuellen Rennen laufen schon die Vorbereitungen für die nächste Saison. Was ist der aktuelle Stand?

Der aktuelle Stand ist, dass unsere Ingenieure und Mechaniker in den nächsten Wochen wenig Zeit für ihre Familien haben werden und viel unterwegs sind. Unser Plan bis zum Auftakt der neuen Saison steht, alle Tests auf der Strecke und auf Prüfständen sind geplant. Ende März haben wir in Spanien schon ein paar Kleinigkeiten ausprobieren können. Richtig los geht es dann in den Wochen rund um das Rennen in Berlin. Die Zusammenarbeit zwischen Audi, Schaeffler und ABT funktioniert gut – schön zu sehen, wie alle Seiten an dem gemeinsamen Ziel arbeiten, in der Formel E auch künftig eine gute Rolle zu spielen.

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