Heikles Teamduell bei DS Techeetah: Felix da Costa kämpft Vergne nieder & wiederholt Santiago-Podium
Timo Pape
Das amtierende Meisterteam der Formel E, DS Techeetah, hat in Mexiko die meisten Punkte geholt und ist zurück in der Spur. Das Duell zwischen den beiden Teamkollegen schaukelt sich jedoch hoch, weil Antonio Felix da Costa erneut schneller war als Champion Jean-Eric Vergne - was das Team zu einer missglückten Teamorder bewegte…
Im Qualifying hatte diesmal Vergne leicht die Nase vorn: Der Franzose ging von Startplatz 8 ins Rennen, Felix da Costa direkt hinter ihm als Neunter. Im Rennen kämpfen sich beide wie schon in Santiago stetig nach vorn, bis Vergne einen Funkspruch des Teams erhielt, seinen Teamkollegen auf der Start- und Zielgeraden vorbeizulassen - offenbar aus energiestrategischen Gründen. Felix da Costa bewies in der Folge, dass er schneller fahren konnte als Vergne und zog etwas davon.
Gut elf Minuten vor Schluss kam die nächste schwer nachvollziehbare Ansage des Teams: Felix da Costa, der zu diesem Zeitpunkt auf den vor ihm fahrenden Sebastien Buemi aufschloss, sollte Vergne wie vereinbart wieder vorbeilassen. Der Portugiese tat, wie ihm aufgetragen wurde, beklagte allerdings am Funk, dass er doch viel schneller sei. Darüber hinaus hatte Felix da Costa auch noch zwei Prozent mehr Energie im Akku. Eine Runde später holte er sich die Position von Vergne im Zweikampf zurück. Durch den Tauschhandel verloren beide DS-Fahrer viel Zeit. Womöglich hätte Felix da Costa ohne diesen Verlust am Ende sogar noch Druck auf den Führenden Mitch Evans machen können.
Unbeirrt von der Stallregie kassierte Felix da Costa nur vier Minuten später Buemi und trieb anschließend auch Sam Bird in einen Fehler. Dadurch übernahm er Rang 2, den er letztlich mit etwas mehr als vier Sekunden Rückstand auf Evans ins Ziel brachte. Nach seinem zweiten Platz zuletzt in Santiago ist es bereits das zweite Podium in Folge für Felix da Costa, der dadurch auf den dritten Gesamtrang kletterte und seine Titelansprüche - wie auch seine teaminterne Position -untermauerte.
Felix da Costa: "Habe es mir schwerer gemacht als nötig"
"Es war insgesamt ein sehr positiver Tag", resümiert Felix da Costa. "Rennen wie heute machen zwar Spaß, aber ich hätte eigentlich lieber ein Rennen wie Mitch gehabt, in dem nicht so viel passiert. Zwei Podien in Folge sind gut, doch ich habe es mir schwerer gemacht als nötig. Dies ist erst der Anfang, und ich fühle mich mit jedem Mal immer wohler im Team und freue mich sehr auf die Zukunft."
Seinen größten Schwachpunkt in der bisherigen Saison hat der Portugiese bereits ausgemacht: "Ich muss nur noch am Qualifying arbeiten. Das Auto ist sehr schnell, ich muss mich nur noch damit vertraut machen, wie es sich auf einer schnellen Runde verhält, damit ich mir mein Leben im Rennen etwas leichter mache. Wir haben ein großartiges Auto - ich war bislang nur nicht in der Lage, das Maximum herauszuholen."
Im teaminternen Duell mit Vergne hat der 28-Jährige aktuell trotzdem die Nase vorn - nicht nur punktemäßig, sondern auch mit Blick auf die Pace. Keine leichte Situation für DS Techeetah. Teamchef Mark Preston bewertet die Situation trotzdem positiv: "Wir haben zwei der stärksten Fahrer im ganzen Feld, deshalb wollen wir kontinuierlich Punkte sammeln und in Marrakesch hoffentlich unseren ersten Saisonsieg einfahren. Beide Fahrer und das Team haben dieses Wochenende einen unglaublichen Job gemacht. Es gibt trotzdem ein paar Dinge, die wir vor dem nächsten Rennen aufarbeiten müssen." Auf die Teamordner von Mexiko geht Preston nicht gesondert ein.
Vergne spricht von "zufriedenstellendem Resultat"
Meister Vergne holte mit Rang 4 in Mexiko sein bisher bestes Saisonergebnis. Zwar kletterte er dadurch auf Rang 12 der Gesamtwertung, viel Luft nach oben bleibt dennoch. Zumal er nun einen Teamkollegen hat, der ihm derzeit die "Butter vom Brot" nimmt. Entsprechend knapp fallen seine Worte nach dem Rennen aus.
"Es war ein guter Tag für das Team, denn wir haben die meisten Punkte im Paddock geholt", erklärt Vergne. "Es war also ein zufriedenstellendes Resultat, und wir werden weiter hart an uns arbeiten, um unsere Position in der Meisterschaft weiter zu verbessern." Derzeit liegt DS Techeetah auf dem vierten Gesamtrang - nur zwei Punkte hinter dem zweitplatzierten Jaguar-Team. "Die 30 Punkte unserer Piloten bringen uns in beiden Meisterschaften zurück ins Spiel", meint auch DS-Performance-Chef Xavier Mestelan Pinon. Das Meisterteam ist wieder auf Kurs, hat in dieser Saison jedoch auch noch ganz neue Herausforderungen zu meistern...
Foto: DS Techeetah
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