Formel E

"Fühle mich wie Dreck" - Evans & Cassidy analysieren kontroversen Rom-Crash, Dennis Favorit auf WM-Titel

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Evans-Airtime-Cassidy-Rome

Im Rennen um den Formel-E-Titel 2023 hat Mitch Evans einen schweren Rückschlag hinnehmen müssen. Beim E-Prix in Rom fuhr er seinem Landsmann und Markenkollegen Nick Cassidy ins Auto und schied aus. Auch der Envision-Pilot blieb ohne Punkte, während Jake Dennis mit einem "Grand Slam" die WM-Führung übernahm. Vor dem London E-Prix scheint klar: Andretti hat Dennis' Titel nun selbst in der Hand.

Der Titelkampf der Formel-E-Saison 2023 nahm beim Sonntagsrennen in Rom eine weitere Wendung. Nach einem guten Qualifying der Titelkandidaten Jake Dennis (Andretti), Mitch Evans (Jaguar) und Nick Cassidy (Envision) belegte das Trio in der Startphase des Rennens die ersten drei Plätze. Dann geschah das, was für Evans und Cassidy meisterschaftsentscheidend gewesen sein könnte.

In Rennrunde 2 steuerte die Gruppe auf Kurve 7 zu - eine der besten Überholstellen der Rennstrecke. Evans verbremste sich dabei, blockierte die Hinterräder und verlor die Kontrolle über das Heck seines Fahrzeugs. Seitlich rutschte er ins Auto seines Landsmanns und Jaguar-Markenkollegen Cassidy, rutschte über dessen Überroll- sowie Halo-Bügel und kam in der Auslaufzone zum Stehen.

Evans: "Tut mir vor allem sehr für Nick leid"

"Alles geschah sehr schnell. Wir kamen mit ziemlich hoher Geschwindigkeit in die Bremszone, und dann verlangsamte sich alles ein bisschen schneller, als ich erwartet hatte", erklärte Evans niedergeschlagen nach dem Rennen. "Ich konnte nicht rechtzeitig abbremsen und bin dann in die Luft aufgestiegen. In einem Sekundenbruchteil war ich nach einem kleinen Fehler aus dem Rennen ausgeschieden - und Nick und Envision habe ich damit auch geschadet."

Evans fühle sich "wie Dreck", fügt er an - zumal er eigentlich seit Jahren eng mit Cassidy befreundet ist. Die zwei Neuseeländer kennen sich seit ihrer Schulzeit, wohnen inzwischen nicht weit voneinander entfernt in Monaco. "Meine Meisterschaft ist eigentlich auch gelaufen, aber es tut mir vor allem sehr für Nick leid. Er ist noch im Kampf dabei, aber es ist jetzt ein bisschen schwieriger."

Cassidy nimmt Evans-Entschuldigung an

Cassidy, der zuvor sein bestes Qualifying-Ergebnis der Saison mit Position 2 erzielt hatte, stellte sich den Medien nach dem Rennen ähnlich enttäuscht, aber weitaus wortkarger als Evans. "Das Rennen endete zu früh", sagte er gegenüber e-Formel.de. "Er ist ein super Typ und ein toller Fahrer. Solche Dinge passieren, aber es ist herzzerreißend." Direkt nach dem Rennen habe sich Evans bei ihm entschuldigt und die Verantwortung für den Crash übernommen.

Die Kollision führte allerdings nicht zur Rennaufgabe von Cassidy. Der Neuseeländer fuhr mit mehreren Trümmerteilen rund um den Überrollbügel und einem lädierten Halo bis zur letzten Runde des E-Prix mit, als er ein zweites Mal mit einem Rivalen aneinandergeriet, dieses Mal mit Andre Lotterer (Andretti). Im Ziel wurde Cassidy als 14. gewertet - sein dritter "Nuller" der Saison. Die WM-Führung verlor er an den Rennsieger - ausgerechnet Lotterers Teamkollegen - Dennis, der vor dem London-Finale nun mit 24 Punkten führt.

Dennis vor WM-Finale in London großer Favorit

"Ich gebe nicht auf", sagt Cassidy, wohlwissend, dass er auf Dennis' "Paradestrecke" in England vor einer großen Herausforderung steht. "Ich gebe nie auf. Mir fehlen die Punkte eines Rennsiegs, und es gibt noch zwei Rennen zu fahren."

Dennis gab sich in der Pressekonferenz nach dem Rennen selbstbewusst, ließ sich aber auch nicht zu voreiligen Aussagen hinreißen: "(Der Titel) ist drin! Jaguar wird allerdings auch in London stark sein, weshalb wir uns gut vorbereiten werden. Der Puffer von 24 Punkten ist gut für mich!"

Direkt hinter Dennis und Cassidy liegt in der Gesamtwertung Mitch Evans - seinerseits mit 42 Punkten Rückstand auf die WM-Spitze. "Ich gebe die Hoffnung nie auf, aber es wird sehr schwer für mich", sagt er. "Alle Götter müssen (in London) auf meiner Seite sein, außerdem brauche ich Glück. Davon habe ich in dieser Saison aber schon ziemlich viel gehabt. Ich werde mich bestmöglich vorbereiten, damit ich im Kampf bleiben kann." Der E-Prix in Großbritannien, der das Finale der Saison 2023 markiert, findet am 29./30. Juli statt.

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