Formel E

"Hühnerhaut im Auto" - ABT Cupra feiert beim Formel-E-Heimspiel in Berlin erste WM-Punkte

Timo Pape

Timo Pape

Nico-Müller-ABT-Cupra-Regen-Berlin

Der Knoten bei ABT Cupra ist geplatzt. Ausgerechnet beim Heim-E-Prix in Berlin holte die Mannschaft aus Kempten ihre ersten WM-Punkte seit dem Formel-E-Comeback Anfang Januar. Im verregneten Qualifying sicherten sich Robin Frijns und Nico Müller zunächst sensationell die ersten beiden Startplätze. Doch auch im trockenen Rennen fuhr Müller dank guter Strategie erstmals in die Top 10.

Der Sonntag in Berlin stand unter einem "guten Stern" für ABT Cupra. Die Truppe von Teamchef Thomas Biermaier stand nach einem schwierigen Rennsamstag mit dem Rücken zur Wand und musste etwas riskieren: Die Mechaniker stellten das Setup der beiden Kunden-Mahindra grundlegend auf Regen um und waren dadurch plötzlich ganz vorn dabei. Erst im Freien Training am Morgen, dann im Qualifying.

"Der liebe Gott hat uns ein bisschen geholfen, dass es (nach dem FP3) noch einmal geregnet hat. Das kam uns etwas entgegen", sagt Biermaier gegenüber 'e-Formel.de'. "Wir haben zwei, drei Regentests gehabt, vielleicht hat uns das geholfen. Vor der Saison in England und auch in Valencia. Unsere Jungs haben damals schon gesagt, das Auto habe sich gut angefühlt im Regen."

Frijns und Müller arbeiteten sich fehlerlos durch die Qualifikation und zogen beide ins Finale ein, wo sie direkt aufeinandertrafen. Frijns setzte sich durch und bescherte ABT die erste Pole-Position der Saison und damit auch endlich die ersten drei WM-Punkte. "Die beiden Fahrer haben einen Topjob gemacht, keinen Fehler im Regen zu machen", findet Biermaier.

Müller: "So etwas habe ich selten erlebt"

Auch Müller denkt am Mikrofon von 'e-Formel.de' gern an die Qualifikation zurück: "Das war schon speziell, als ich nach dem Gruppen-Quali in die Garage zurückgeschoben wurde. Da merkst du, dass die Luft knistert. Das Funkeln in den Augen der Mechaniker und Ingenieure, als es endlich geklappt hat, erstmals in einem Duell zu stehen."

"Der Moment, den ich nie vergessen werde, war, als ich nach meinem Semifinale - fürs Finale qualifiziert - im Auto saß", erklärt Müller. "Robin ist gerade gefahren. Mein Ingenieur hat mir am Funk live die Sektorzeiten durchgegeben - seine Abstände gegen Evans. Als er über die Ziellinie gefahren ist, ebenfalls im Finale war, und alle in der Garage gejubelt haben, hatte ich Hühnerhaut im Auto. So etwas habe ich selten erlebt."

Anschließend stellte ABT das Auto im Rahmen des Reglements wieder auf ein geeignetes Rennsetup für trockene Bedingungen ein.

Frijns lässt Federn, Müller mit effizienter Fahrweise in die Top 10

Aus der ersten Startreihe ging es zunächst gut los für ABT: Frijns behauptete die Führung vor Müller. Gerade für den Niederländer sollte es anschließend jedoch nur noch nach hinten gehen. Nach 40 eher unauffälligen Runden fuhr er nur als 17. ins Ziel.

Müller hingegen hielt sich das ganze Rennen über in den hinteren Top-10-Positionen und brachte schließlich den neunten Platz ins Ziel - nun auch die ersten Zähler im Rennen für ABT Cupra. Zudem buchte er sich die ersten Punkte auf sein eigenes Fahrer-Konto. Damit haben nun alle Stammpiloten Zählbares geholt. Nur ABT-Ersatzmann Kelvin van der Linde blieb bei seinen Einsätzen punktlos.

"Es war wieder eine Windschattenschlacht, bei der niemand führen wollte", blickt Müller auf das Rennen zurück. "Wir mussten am Anfang mal führen, wussten aber, dass es dann schwierig werden würde. Vor allem, wenn du ohnehin schon nicht das effizienteste Paket hast. Darum habe ich versucht, hinter den anderen Autos Energie zu sparen, und das hat ganz gut geklappt. Ich glaube, mehr konnten wir heute nicht herausholen mit dem, was wir haben. Darum bin ich zufrieden mit Platz 9."

Unter dem Strich ist Müller "einfach nur happy für das ganze Team": "Wir haben aus eigener Kraft Punkte im Rennen geholt - ich glaube, vor mir ist kaum jemand ausgefallen. Dafür haben wir die letzten Monate hart gearbeitet. Das ist ein Boost, aber es wird unter normalen Umständen trotzdem nicht einfach, aus eigener Kraft vorn mitzumischen. Wir werden dennoch versuchen, auch bei trockenen Bedingungen vorne reinzufahren. Wann immer sich eine Gelegenheit ergeben wird, werden wir sie mit beiden Händen packen."

Diese nächste Gelegenheit auf Punkte bietet sich ABT Cupra schon beim Monaco E-Prix in knapp zwei Wochen.

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