"Ich bin einfach nur wütend!" - Formel-E-Regeln zum Attack-Mode sorgen für Frust nach dem Miami E-Prix
Tim Neuhaus

Shiv Gohil / Spacesuit Media
So hat sich wohl niemand die Rückkehr der Formel E nach Miami gewünscht. Zunächst lief das Rennwochenende am Homestead-Miami Speedway rund. Eine rote Flagge, ausgelöst durch einen Unfall von Jake Hughes, Max Günther und Mitch Evans und vor allem das Attack-Mode-Drama im Anschluss verdarben jedoch vielen die Stimmung. Von Jubel über den ersten Porsche-Sieg der Saison oder dem Sensationspodest von Lola fehlte jede Spur, stattdessen hagelte es Kritik.
Der Grund war, dass nach dem stehenden Neustart nur noch vier Runden zu fahren waren. Denjenigen, die zuvor nur einen Attack-Mode über zwei Minuten aktiviert hatten und daher noch einmal sechs Minuten Extraleistung aktivieren mussten, blieb so rund eine halbe Minute zu wenig Zeit, um die Regeln einzuhalten und den Attack-Mode vor dem Überqueren der Ziellinie ablaufen zu lassen. Trotzdem wollten sie möglichst weit vorfahren, um die drohende Zeitstrafe auszugleichen.
Norman Nato gewinnt theoretisch, aber nicht praktisch
Pole-Setter Norman Nato überholte auf den letzten Metern noch Pascal Wehrlein und fuhr als Erster über die Ziellinie. Seine Reaktion war dennoch kein Jubel, sondern frustrierte Schläge aufs Lenkrad. Beim Interview im englischsprachigen World-Feed der Formel E war er sich bereits nach dem Aussteigen aus dem Auto bewusst, dass er den Rennsieg verlieren würde: "Ich werde eine Strafe bekommen. Heute war eigentlich ein positiver Tag, aber am Ende läuft es nicht in meine Richtung. Das ist schwer zu verdauen."
Die erwartete Zeitstrafe über zehn Sekunden wurde nach kurzer Wartezeit dann auch verhängt. Außer ihm traf es Oliver Rowland, Taylor Barnard, Robin Frijns und Sam Bird. Auch der WM-Führende, Oliver Rowland, ärgert sich über die Strafe, die auch ihn betraf: "Als wir die Ziellinie als Vierter überquerten, bekamen wir eine Strafe für die falsche Verwendung des Attack-Modes, was bedeutete, dass ich Zehnter wurde. Wir haben Pech gehabt."
Beide McLaren-Piloten durchlebten dasselbe Schicksal wie Nato und Rowland. Durch die Strafen fielen sie beide aus den Punkten, was die eigentlich gute Pace des Wochenendes kaum widerspiegelte. McLaren-Teamchef Ian James prangert die unmögliche Lösung des Dilemmas an: "Wegen der späten roten Flagge, die es unmöglich machte, die Aktivierung auszuführen, und die zu einer Strafe für beide Fahrer führte, war es für uns unmöglich zu punkten."
Felix da Costa verliert den sicheren Rennsieg
Bei Antonio Felix da Costa begannen die Probleme mit dem Attack-Mode schon etwas früher. Der Portugiese aktivierte seine sechs verbleibenden Minuten, kurz bevor die rote Flagge geschwenkt wurde. Zu diesem Zeitpunkt sah alles danach aus, als würde er den übrigen Fahrern davonfahren können. Sein Frust war nach dem Rennen nicht zu übersehen: "Ich bin jetzt einfach nur wütend."
Er selbst beschreibt seine Lage wie folgt: "Wir wurden heute geschlagen, weil wir zu gut waren. Ich war so gut, dass ich meinen Energievorteil hätte ausnutzen können, um das Rennen zu gewinnen. Aber dann kam das Safety-Car." Der Ex-Champion in Porsche-Diensten war anschließend niedergeschlagen: "Du bist in der Fabrik und arbeitest drei Tage am Simulator, du fliegst hierher und fährst das perfekte Rennen und dann verlierst du so deinen Sieg."
Insgesamt betrachtet lief der Tag für Porsche aber phänomenal. In der Teamwertung sammelte man 41 Zähler und steht nun an der Spitze der Meisterschaft. Bei den Fahrern rangiert Felix da Costa auf Rang 2 und Pascal Wehrlein auf Rang 3. WM-Spitzenreiter Oliver Rowland holte zudem als Zehnter nur einen einzigen Punkt. Aus Teamsicht muss Felix da Costa das auch selbst zugeben: "Ich bin glücklich für das Team."
Für Porsche ist es eine gute Ausgangslage für die restliche Saison. Die nächste Chance auf ein gutes Ergebnis haben sie am 3. und 4. Mai, wenn das nächste Rennwochenende in Monaco ansteht. Erstmals trägt die Formel E dabei im Fürstentum einen "Double-Header" aus.
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