Formel E

"Noch nie so etwas Unprofessionelles erlebt" - Sergio Sette Camara spricht Klartext über Kiro-Rauswurf

Tim Neuhaus

Sette-Camara-ERT-Monaco

Sergio Sette Camara fuhr vier volle Saisons in der Formel E. Sein Debüt gab er noch für das damalige Team Dragon Penske in der Gen2-Ära. Vor zwei Jahren wechselte er schließlich zum Rennstall Nio, der zunächst in ERT umbenannt wurde und in Saison 11 als Cupra Kiro antritt - allerdings ohne Sette Camara. Er musste kurz vor Saisonbeginn für David Beckmann weichen und machte seinem Frust in einem Interview Luft.

Die ganz großen Erfolge waren für Sette Camara in der Formel E nie in realistischer Reichweite. In keiner seiner vier Saisons fuhr er in einem kompetitiven. Ein fünfter Platz in Indien 2023 markiert sein bestes Ergebnis mit dem damaligen Nio-Team. Der Brasilianer sammelte 25 Zähler für den Rennstall und ließ des Öfteren - besonders im Qualifying - sein Potenzial aufblitzen.

Mit Teamkollege Dan Ticktum war er stets auf Augenhöhe, und so schien es lange Zeit sicher, dass es auch nach der Namensänderung mit dieser Paarung weitergeht. Doch Kiro testete in Madrid mit David Beckmann an Ticktums Seite. Erst nach den Testfahrten trennte sich das Team von Sette Camara.

Sette Camara: "Sie haben es immer wieder hinausgezögert"

"Die Idee war immer, dass wir zu den Porsche-Antrieben wechseln, die Fahrerpaarung aber gleich bleibt", so Sette Camara gegenüber Autosport. Für ihn war Kiro die einzige Chance auf einen Vollzeit-Verbleibt in der Formel E. Das Vertrauen ins Team besaß er allerdings nicht mehr: "Ich war nicht daran interessiert, mit dieser Struktur in ERT weiterzumachen. Ich war nur daran interessiert, dass wir einen besseren Antriebsstrang bekommen, weil ich es leid war, ein nicht konkurrenzfähiges Auto zu fahren."

Laut ihm soll Porsche darauf gedrängt haben, den zweiten Sitz mit einem Porsche-Fahrer - Beckmann ist Entwicklungsfahrer für die Schwaben - zu besetzen. Porsche streitet dies ab, ebenso Kiro-Teamchef Alex Hui. Obwohl Kiro beim Vorsaisontest in Madrid Beckmann einsetzte, machte sich Sette Camara weiterhin Hoffnung auf den Stammplatz. "Mal schaue sich nur mal an, wie lange sie gewartet haben, um das alles anzukündigen. Und die Art und Weise, wie das gehandhabt wurde, hat mir überhaupt nicht gefallen."

Kurz vor dem Saisonauftakt in Brasilien gab es endlich offizielle Informationen von Cupra Kiro: Sergio Sette Camara musste das Team verlassen. Er klagt vor allem über fehlenden Respekt ihm gegenüber. Der Zeitpunkt der Bekanntgabe sei "sehr spät" gewesen. "Sie haben es immer wieder hinausgezögert. Das war sehr frustrierend. Ich habe in meiner gesamten Laufbahn noch nie eine so unprofessionelle Vorgehensweise erlebt."

Neustart als Nissan-Reservefahrer - mit Einsatz in Berlin?

Sette Camara fand schnell einen neuen Posten bei Nissan - nicht als Stammfahrer, aber als Reservefahrer für die elfte Saison. Er wird somit dem Nissan-Werksteam als auch McLaren im Falle eines Ausfalls zur Verfügung stehen. Ein Renneinsatz könnte dabei früher für ihn herausspringen, als viele erwartet hätten.

Beim "Double-Header" in Berlin im Juli muss Nissan-Stammfahrer Norman Nato aller Voraussicht nach passen, weil er mit Cadillac beim WEC-Gastspiel in Interlagos ran muss. Sette Camara bekäme somit womöglich zwei Chancen, um sich in einem schnellen Auto zu beweisen. Ob er in der Formel E wieder Fuß fassen kann, wird sich herausstellen. Verdient hätte er es mit Blick auf sein Potenzial.

Sette Camara will in keinem Fall vergessen werden und schaut sich daher auch anderweitig um: "Ich denke, es ist super wichtig weiterhin zu fahren. Ein Fahrer, der nicht fährt, wird für die Leute überflüssig." Vorerst hält er sich alle Türen offen. Der Vertrag mit Nissan steht ihm nicht im Weg: "Natürlich erlaubt mir mein Vertrag, bei Bedarf mit anderen Marken und in anderen Serien zu fahren, also bin ich ziemlich sicher, dass ich irgendetwas fahren werde."

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