"Ich hatte sofort einen Platten" - Wehrlein & Rowland schildern Formel-E-Crash am Berlin-Samstag
Tobias Bluhm
Als Gesamtelfter reiste Porsche-Fahrer Pascal Wehrlein mit rechnerischen Titelchancen zum Formel-E-Saisonfinale nach Berlin. Entsprechend hoch war die Erwartungshaltung - zusätzlich zum üblichen "Druck" eines Heimrennens. Nach einem Unfall mit Oliver Rowland (Nissan) schied der Deutsche im Samstagsrennen jedoch frühzeitig aus dem Kampf um die Punkte aus. Nach dem Rennen bewerteten beide Fahrer die Situation unterschiedlich.
Auslöser für den Kontakt war eine Attack-Mode-Aktivierung der beiden Nissan-Fahrzeuge, die in der achten Runde gemeinsam durch die Aktivierungszone fuhren. Bei der Rückkehr auf die Ideallinie kreuzten sie den Weg von Wehrlein, der seinen 235-kW-Modus eine Runde zuvor aktiviert hatte.
"Am Ausgang (von Kurve 6) war ich dann neben Buemi, und von hinten kam Rowland angeschossen", erinnert sich Wehrlein. Bei e-Formel.de erklärt er: "Dann sind wir zu dritt beieinander gewesen. Beim Ausscheren ist er mir hinten links aufs Rad gefahren. Ich hatte sofort einen Platten."
Oliver Rowland beschreibt die Situation an unserem Mikrofon ähnlich. "Ich war nach der Attack-Mode-Aktivierung auf der Innenbahn, und er zog auch nach innen, obwohl ich schon neben ihm war", so der Brite, der die Schuldfrage jedoch anders als Wehrlein bewertet: "Ich wollte nur auf meiner Linie bleiben, und er hat mich getroffen. Ich denke, dass es richtig war, keine Strafe auszusprechen. Ich bin wie gesagt einfach nur geradeaus gefahren, da gab es nicht viel zu untersuchen."
Wehrlein kann nicht von Safety-Car profitieren
Nach dem Zwischenfall wechselte Wehrlein seinen beschädigten Reifen und fiel auf Position 22 zurück. Von einer Safety-Car-Phase, die kurz darauf wegen des beschädigten Jaguar-Renners von Sam Bird ausgerufen wurde, konnte er nicht profitieren. "Das ganze Mittelfeld hat (vor dem Neustart) irgendwie geschlafen", sagt er.
"Ich hatte einen Überrundeten - Tom Blomqvist - direkt vor mir und habe ihn gleich am Ende der Start-/Zielgeraden überholt. Aber zu dem Auto davor waren es vier oder fünf Sekunden Abstand - und dasselbe davor. Ich weiß nicht, was die gemacht haben. Sie haben einfach nicht aufgeschlossen."
Immerhin: Trotz des Null-Punkte-Resultats am Samstag hat Pascal Wehrlein weiterhin theoretische Titelchancen. Zwar rutschte er auf Position 13 im Gesamtstand der Fahrerwertung zurück, könnte jedoch bei schlechten Ergebnissen seiner Rivalen am Sonntag (15:30 Uhr) noch den WM-Titel holen. Dies ist jedoch sehr unrealistisch.
Rowland ist nach der vierten Nullnummer in Serie hingegen aus dem Titelkampf ausgeschieden und entsprechend enttäuscht: "Wir werden einfach versuchen, ein gutes Rennen zu zeigen. Leider sind wir nicht mehr in der Position (zu gewinnen). Wir sind in dieser Saison einfach nicht schnell genug gewesen, vor allem nicht in den Rennen. Wir versuchen, noch das Beste herauszuholen, aber es wird wohl ein trauriger Tag." Nach drei Jahren bei Nissan wechselt Rowland zur kommenden Saison zu Mahindra.
zusätzliche Berichterstattung von Timo Pape
1 Kommentare
Horatio ·
Klarer Rennzwischenfall, aber ich bin da eher bei Rowland. Wehrlein hat (offenbar in einem Reflex die Position noch zu halten) zu sehr nach innen gezogen, obwohl Rowland da war. Mit etwas Glück passiert da gar nichts.
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