Formel E

1. Formel-E-Podium für Nissan: Rowland von Vergne überrascht, Buemi hadert

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Im sechsten Anlauf hat es endlich geklappt: Nissan e.dams durfte in Sanya den ersten Pokal mit nach Hause nehmen. Formel-E-Rookie Oliver Rowland schaffte es nach einer erneut starken Leistung, den zweiten Platz und damit 18 wichtige Punkte für die französisch-japanische Truppe zu erzielen. Auch Sebastien Buemi kam nach einer überzeugenden Aufholjagd trotz Starts aus der Boxengasse und einer Zeitstrafe von zehn Sekunden noch unter die ersten Zehn.

Nach drei punktlosen Rennen in Folge war Nissan auf Platz 8 in der Teamwertung zurückgefallen. Dabei hatten alle drei Rennen vielversprechend für das Team mit Sitz in Le Mans begonnen: Pole-Position für Sebastien Buemi in Santiago, dann fiel der Schweizer jedoch in Führung liegend nach einem Unfall aus. In Mexiko-Stadt kämpften Rowland und Buemi um das Podium, als ihnen aufgrund einer Fehlkalkulation durch die Strategiesoftware in der letzten Runde der Strom ausging. Und in Hongkong verlor Rowland in Führung liegend an Boden, weil er nach einer leichten Kollision mit Sam Bird versehentlich den Speedlimiter seines Wagens aktivierte.

Rowland und Buemi dominieren Training & Qualifying

Bereits im 1. Freien Training zeigten die Fahrer, dass auf der Strecke in Sanya mit ihnen zu rechnen sein würde: Rowland fuhr die Bestzeit, Buemi war mit rund 0,3 Sekunden Rückstand Fünfter. Im 2. Freien Training stand Buemi dann im Tableau ganz oben. Rowland sorgte mit Platz 3 dafür, dass die Fahrer als Favoriten ins Qualifying gingen. Und dies sollte sich bewahrheiten: Beide Piloten zogen problemlos in die Super-Pole ein. Hier fuhr Rowland die Bestzeit und sicherte sich seine erste Pole-Position in der elektrischen Formelserie - seine ersten drei Punkte seit dem Saisonauftakt in Diriyya. Buemi, in der Gruppenphase noch Schnellster, rutschte hingegen mit Bremsproblemen gegen die Streckenbegrenzung und qualifizierte sich zunächst für den fünften Startplatz.

Kurz vor Rennstart dann die Hiobsbotschaft für den Schweizer: Die Rennkommissare disqualifizierten Buemi für die Super-Pole, da er die Session mit einer nicht sicheren Bremsanlage bestritten hatte. Die eigentliche Rückversetzung auf Startplatz 6 hatte jedoch Folgen: Die Nissan-Mechaniker mussten wegen der Parc-Ferme-Bedingungen, bei denen keine Arbeiten am Auto erlaubt sind, mit dem Aufladen der Batterien des Nissan IM01 für das Rennen warten, bis die Untersuchung offiziell abgeschlossen war. Anschließend war einem Bericht von 'Motorsport.com' zufolge nicht mehr genug Zeit zum Aufladen der Batterie, bevor die Boxengasse für die Startaufstellung geschlossen wurde. In Sanya begann das Rennen nämlich bereits um 15 Uhr Ortszeit und somit eine Stunde früher als sonst. Deshalb musste Buemi aus der Box von ganz hinten starten.

Nissan-Rennpace unterstreicht Trainingseindrücke

Rowland behauptete mit einem hervorragenden Start seine Führung und blieb 18 Runden lang auf dem ersten Platz. Dann war er jedoch machtlos gegen den Angriff von Jean-Eric Vergne, dem er dann aber problemlos folgen konnte. Nach einer Rennunterbrechung wegen eines Unfalls von BMW-Pilot Alexander Sims lag Rowland wieder in Schlagdistanz zu Vergne, wollte jedoch in der Schlussphase des Rennens kein unnötiges Risiko mehr eingehen und beendete das Rennen auf dem zweiten Platz.

Teamkollege Buemi hatte ein ereignisreiches Rennen: Dank des taktisch geschickten Einsatzes von Attack-Mode und FANBOOST gelang es ihm, sich bis auf Platz 8 nach vorn zu arbeiten. In der vorletzen Runde des Rennens versuchte Buemi dann vor der engen Haarnadelkurve 8, den siebtplatzierten Robin Frijns zu überholen. Frijns blockte den Angriff auf der Innenseite ab, dabei fuhr Buemi auf Frijns auf und schubste ihn so in das Heck von Lucas di Grassi. Der unschuldige Brasilianer schied, genau wie Frijns, als Folge der Kollision aus, während Buemi als Sechster die Ziellinie überquerte.

Die Rennkommissare sprachen nach ausgiebigem Studium der Aufnahmen nachträglich eine Zeitstrafe von zehn Sekunden gegen Buemi aus, die den Meister von Saison 2 auf den achten Platz zurückwarf. Dennoch nahm das Team 25 wichtige Zähler aus Sanya mit - mehr als in der gesamten bisherigen Saison.

Rowland zwiegespalten

Oliver Rowland haderte nach dem Rennen dennoch mit dem Ergebnis: "Ich bin auf der einen Seite glücklich, auf der anderen Seite aber auch etwas enttäuscht. Das war eine gute Möglichkeit heute. Nach drei harten Rennen mit drei Ausfällen in Folge ist es aber gut, jetzt ein paar Punkte erzielt zu haben. Am Ende ging es nur darum, meine Position zu halten. Ich wollte nicht zuviel riskieren."

Der Brite weiter: "Es war aber insgesamt ein gutes Rennen. Ich hatte einen guten Start von der Pole-Position und habe das Rennen für eine lange Zeit angeführt. Dann hatte ich ein paar Probleme, die Pace beizubehalten. Ich entschied, ein wenig Energie zu sparen, dann hat mich JEV (mit seinem Manöver) überrascht. Nach der Rennunterbrechung waren wir sehr stark. Ich glaube, ich hatte sogar die Chance, das Rennen zu gewinnen, aber musste dann die Punkte mitnehmen. Es ist ein großartiges Gefühl, dass ich mein erstes Podium erzielt habe. Ich bin sehr glücklich, und jeder im Nissan-Team verdient diesen Erfolg."

Buemi: "Wirklich nicht fair"

Sebastien Buemi war nach dem Rennen immer noch wütend: "Mein Auto war so lange 'under investigation', dass meine Batterie nicht aufgeladen war und ich es nicht in die Startaufstellung geschafft habe. Das war wirklich nicht fair. Sie sollten uns wenigstens aufladen lassen, während die Untersuchung läuft. Meine Pace heute war sehr gut, aber es ist hart, wenn du von ganz hinten starten musst. Leider kam dann noch dazu, dass ich aus der Boxengasse startete, und ich erst dann losfahren durfte, als das Feld schon ein ganzes Stück weit weg war. Ich konnte das letzte Auto nicht einmal sehen."

Die Kollision mit Frijns beschreibt er wie folgt: "Ich habe viele Ruden lang versucht, ihn zu überholen. Ich fühlte, dass er dann (beim Anbremsen von Turn 8) dann eine Lücke gelassen hat. Natürlich bin ich dort reingestochen, aber er hat gemerkt, dass dort Platz war und kam zurück. Dann war es aber natürlich zu spät."

Der Schweizer weiter: "Es ist großartig für Nissan, dass wir heute das erste Podium erreicht haben. Oliver hat einen exzellenten Job geleistet, und es ist toll, dass wir zwei Fahrer haben, die so hart arbeiten und konkurrenzfähig sind." Die nächste Chance aufs Podium bekommt Buemi in drei Wochen beim Rom E-Prix.

Die Highlights aus Sanya

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