Formel E

Im Blickpunkt: Wie trainieren die Formel-E-Fahrer?

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

"Ist Motorsport wirklich Sport? Jeder kann sich in ein Auto setzen und zwei Stunden lang im Kreis fahren. Und letztendlich macht das Fahrzeug selbst doch den größten Teil der Arbeit. Das Schwerste ist für viele Fahrer wohl die Führerscheinprüfung."

Professionelle Rennfahrer hören solche Aussagen häufig. Ihren Fans bleibt oft nichts anderes übrig, als den Skeptikern und Neinsagern zu empfehlen, einmal selbst mit 230 Stundenkilometern auf die Rennstrecke zu gehen. Sehr schnell wird man merken, dass Rücken und Nacken beginnen zu schmerzen und die Beine schwer werden.

Während die Arme und der Oberkörper mit den großen G-Kräften in den Kurven zu kämpfen haben, fließt Adrenalin durch die Adern. Das Herz schlägt schneller. Und all das passiert, während man versucht, die Rundenzeit zu verbessern und zwischen den engen Streckenbegrenzungen nicht abzufliegen. In einem Auto, das man sich nie leisten könnte, und während sich 19 andere Fahrer an einem vorbeidrängeln wollen.

Sport, Sport und noch mehr Sport

Profifahrer kennen ihren Körper in- und auswendig. Mehrere Stunden am Tag verbringen sie ab einem gewissen Level mit dem Training, welches sowohl den Körper als auch den Geist betrifft. Die Formel E unterscheidet sich hier in keiner Art und Weise von anderen Einsitzerserien. Einige Piloten haben mit ihren Trainern einen eigenen Trainingsplan über die gesamte Saison erstellt.

"Es gibt viel zu tun", sagt e.dams-Fahrer Sebastien Buemi gegenüber 'Vice Sports'. "Wir arbeiten an vielen grundlegenden Dingen. Mein Trainingsplan beinhaltet eine Menge Laufen, Radfahren und Schwimmen. Das Ziel ist es, die Ausdauer zu verbessern."

Der aktuelle Meister weiß, wovon er spricht. Drei Jahre lang fuhr Buemi in der Formel 1 bei Toro Rosso (2009 bis 2011) und gewann 2014 die WEC. "Am meisten machen mir neben dem häufigen Besuch im Fitnessstudio explosive Sportarten wie Fußball oder Tennis Spaß, bei denen man schnell reagieren muss. Das hilft mir auch zwischen den engen Mauern in der Formel E, wo wir uns ständig anpassen müssen."

Der Zeitplan eines Formel-E-Fahrers ist straff: Neben Medienterminen, Promotion und letztlich auch dem Privatleben dominiert der Sport den Alltag der Piloten. Einige trainieren sogar täglich mehrere Stunden, um körperlich fit zu bleiben. Hinzu kommt Mentaltraining.

Für den Fahrzeugwechsel gilt ähnliches: Übung macht den Meister. Der Wechsel zwischen den beiden Autos sieht in den Fernsehbildern jedoch spektakulärer aus, als er eigentlich ist. Er ist eine perfekt abgestimmte Choreografie, bei der jedes Teammitglied weiß, was zu tun ist. Der Fahrzeugwechsel wird mehrmals in den Trainingssessions geübt.

Der Kampf mit dem Gewicht

Inmitten von blauen Flecken und Muskelkater gilt es für die Fahrer zudem, möglichst Gewicht zu verlieren. "Bevor ich auf die Waage steige, weiß ich bis auf 300 Gramm ganz genau, wie viel ich wiege. Aktuell liege ich 72 Kilogramm mit Helm und Overall", so Buemi, "das liegt in etwa in der Mitte. Andere im Fahrerlager wiegen 62 Kilo, die schwersten sind 80 Kilogramm schwer. Je leichter man aber ist, desto größer ist der Vorteil auf der Strecke."

Während eines Rennens verlieren die Fahrer, obwohl das Event nur rund eine Stunde dauert, zwischen 1,5 und zwei Kilogramm an Gewicht - durch Schweiß. Das ist wichtig für die Teams, schließlich müssen Fahrer und Auto am Ende des ePrix auf ein gemeinsames Minimalgewicht kommen.

Besonderes Training für die Oberarme

Im Vergleich zu anderen Rennserien sind die Sessions in der Formel E sehr kurz. Die G-Kräfte, die der Körper absorbieren muss, sind bei einem Topspeed von 225 km/h außerdem deutlich geringer als in der Formel 1. Das Hauptaugenmerk im Training der Fahrer liegt deswegen weniger auf dem Nacken, sondern vielmehr auf den Armen. Die Autos verfügen nämlich über keine Servolenkung, was in Verbindung mit den engen Kurven auf Straßenkursen schnell auf die Arme geht.

"Die Arme und der Oberkörper leiden enorm", weiß Buemi. "Gleiches gilt für die Beine, da das Bremspedal schwer zu drücken ist. Aufgrund der Straßenkurse mit vielen Bodenwellen und Löchern bekommen wir im Cockpit nicht selten einen Schlag ab und stoßen uns die Ellenbogen im Cockpit. Es ist normal, dass es nach dem Rennen ein bisschen wehtut."

Doch das intensive Training scheint sich bei Buemi bezahlt zu machen. Der Schweizer scheiterte in Saison eins nur mit einem Punkt Rückstand auf Nelson Piquet jr. und wurde Vizemeister. Im anschließenden Jahr sicherte er sich im Battersea Park schließlich den Titel. Und auch zum Auftakt der dritten Saison stand Buemi sofort wieder ganz oben auf dem Podium - fit wie eh und je.

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