Jaguar: Deshalb ist die Formel E perfekt für uns
Timo Pape
Nur noch wenige Tage, dann wird das neue Formel-E-Team Jaguar erstmals gemeinsam mit der Konkurrenz auf die Strecke gehen. Bei den kollektiven Testfahrten in Donington (ab 26. August) werden wir also ungefähr einschätzen können, ob die "Raubkatze" gleich zu Beginn mithalten kann. Auch wollen die Briten in Kürze ihre beiden Stammfahrer für Saison drei verkünden. Die Lackierung der Autos soll sich indes von jener unterscheiden, mit der Jaguar bislang auftrat.
Im Dialog mit verschiedenen Medien spricht Teamchef James Barclay über die Beweggründe des britischen Autobauers, nach langjähriger Motorsport-Abstinenz ausgerechnet in die Formel E einzusteigen. Dabei spielt die Entwicklung einer zukunftsrelevanten Technologie ebenso eine Rolle wie der Kontakt zur digitalen Welt und neuen Zielgruppen.
"Elektrifizierung ist Teil unserer Zukunft. Die Formel E wurde daher genau zum richtigen Zeitpunkt gestartet", erklärt Barclay gegenüber 'Motorsport-Total.com' und prophezeit rasche Fortschritte: "Wir glauben, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre mehr Fortschritte in Sachen Elektromobilität erzielt werden als in den vergangenen 20 Jahren."
Chance zum Imagewandel der Elektromobilität
Der Brite nennt drei Hauptgründe für den Formel-E-Einstieg Jaguars: Elektrifizierung, Vernetzung und Umweltverträglichkeit. Ebenso wichtig sei aber die Botschaft, dass Elektroautos Großes leisten können: "Der Motorsport hat die Möglichkeit zu demonstrieren, dass Elektrifizierung auch Performance bedeuten kann. Wir wollen zeigen, dass Elektrofahrzeuge - auch was die Leistung angeht - einen Vorteil bieten können."
Ein weiterer großer Vorteil der Formel E gegenüber anderen Rennserien ist für Barclay das Format. Dabei bezieht er sich sowohl auf die Philosophie, nur in Stadtzentren zu fahren, als auch auf den zeitlichen Event-Rahmen. "Wir alle betreiben Motorsport aus Leidenschaft. Aber heutzutage wollen die Leute etwas leidenschaftlich verfolgen, ohne dafür Tage und Wochen zu investieren", sagt Barclay.
"Man muss nicht erst kilometerweit an eine Rennstrecke fahren, um seiner Leidenschaft nachzugehen." Das beste Beispiel sei für Barclay der Paris ePrix, der im April seine Premiere feierte: "Alle erdenklichen Rennserien versuchen seit Jahrzehnten, im Herzen von Paris zu fahren, und erst die Formel E hat es geschafft. Nach zwölf Jahren Abstinenz ist sie schlichtweg die perfekte Serie für unsere Rückkehr in den Motorsport."
Barclay erwartet harte Kämpfe mit Herstellern
In der dritten Formel-E-Saison treten neun von zehn Teams mit eigenem Antrieb an. Neben klassischen OEMs wie Renault wird sich Jaguar auch mit neuen Wettbewerbern messen müssen, schließlich stellt die Elektromobilität ein gänzlich neues Wettbewerbsumfeld dar. "Es geht nicht nur gegen die Automobilhersteller - im Moment beginnt ein Wettstreit zwischen Technik-Start-ups wie Tesla oder Faraday Future und den traditionellen Herstellern", sagt Barclay gegenüber 'Motorsport.com'.
Während sich Tesla in Sachen Formel E noch zurückhält, hat Faraday Future in London seine Partnerschaft mit Dragon Racing verkündet. Jaguar wird sich also nicht nur in der realen Welt neuen Konkurrenten stellen, sondern eben auch auf der Rennstrecke. Für Barclay eine gute Sache: "Je stärker die Konkurrenz ist, desto schneller wird auch die Entwicklung voranschreiten."
"Wir wollen Gegner, die uns auf der Strecke nichts schenken. Die schönsten Rennserien sind doch schließlich die, in denen du dir deine Ergebnisse wirklich hart verdienen musst", sagt Barclay. "Wir haben uns nun als einer der ersten Hersteller zur Formel E bekannt, aber von dem, was wir so hören, kommen noch mehr Marken. Das ist doch toll." Jaguar rechne mit einem noch engeren Wettbewerb in den kommenden beiden Saisons.
Einstieg in den digitalen Motorsport
Ein wichtiger Aspekt beim Einstieg in die Formel E ist für Barclay der Zugang zur digitalen Welt. "Mehr als 60 Prozent unseres Medienkonsums erfolgt heutzutage bereits digital. Aus Verbrauchersicht ist es einfach angenehmer und interaktiver, und das beeinflusst auch die Kaufentscheidungen der Menschen", sagt Barclay zu 'Motorsport.com'. "Die Leute entscheiden sich mittlerweile für ein Auto, bevor sie es gesehen haben. Wenn wir unsere Sichtbarkeit im Motorsport erhöhen, werden wir also auch deshalb profitieren."
Auch die Tatsache, dass die Formel E verstärkt auf Videospiele setzt, spiele Jaguar in die Karten. "Leute, die den Motorsport auf diese Art und Weise verfolgen, sind eine wichtige Zielgruppe für uns. Sie sind jung, dynamisch und werden die nächste Generation unserer potenziellen Kunden ausmachen", sagt Barclay. Das altbekannte Motto gilt auch noch heute: What wins on Saturday, sells on Monday. Die Mission Zukunft beginnt für Jaguar offiziell am 9. Oktober mit dem Saisonstart der Formel E in Hongkong.
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