Formel E

Jaguar-Funk-Chaos: Cassidy erhielt "keine einzige Nachricht", Evans "hätte im Gegenzug etwas erwartet"

Timo Pape

Timo Pape

Jaguar-Cassidy-Evans-London-2025

Eigentlich ist es ein Tag zum Jubeln für Jaguar. Der britische Hersteller feierte zum Abschluss der Formel-E-Saison 2024/25 mit Nick Cassidy nicht nur seinen dritten Rennsieg in Folge, sondern auch unverhofft noch die Vizemeistertitel in der Fahrer-, Team- und Hersteller-WM. Trotzdem hat es Jaguar einmal mehr durch eine fragwürdige Strategie und mangelhafte Kommunikation geschafft, dass nur auf der einen Seite der Garage Hochstimmung herrschte und auf der anderen großer Frust.

Nachdem Mitch Evans im Qualifying-Halbfinale für seinen Teamkollegen Nick Cassidy bremste, um ihm eine Chance auf die Pole-Position zu ermöglichen, ging Cassidy von Startplatz 1 ins Rennen und konnte das Tempo im Rennen vorgeben. Evans hingegen sah sich in einige Zweikämpfe mit den anderen Fahrern in den Top 5 verwickelt.

Während der Full-Course-Yellow-Phase nahm Evans' Schicksal seinen Lauf: "Mein Pit-Limiter (Geschwindigkeitsbegrenzer) ging ein paarmal während der Full-Course-Yellow-Phase aus", erklärt er gegenüber e-Formel.de.

So kam es, dass Evans die erlaubte Maximalgeschwindigkeit von 50 km/h überschritt und in der Folge eine 5-Sekunden-Zeitstrafe erhielt, die am Ende auf seine Rennzeit addiert wurde. "Das war sehr ärgerlich, denn sonst hätte es ein Doppelsieg werden können. Das war natürlich eine unglückliche Strafe", so Evans.

Da Jaguar das Rennen mit beiden Autos anführte, lag eine mögliche Strategie auf dem Tisch: Cassidy hätte Evans vorbeilassen und das Feld einbremsen können, um ihm einen ausreichend großen Vorsprung zu verschaffen. Diese Idee hatte auch Evans und funkte mehrfach an seinen Renningenieur, ob er nicht die Position mit Cassidy tauschen könne.

"Ich dachte, es wäre offensichtlich, das zu machen. Aber dazu kam es nie", hadert Evans. "Ich weiß nicht, warum wir das als Team nicht gemacht haben. Man sagte mir, ich solle hinter ihm bleiben während meines Attack-Modes. Ich habe meine Rolle heute Morgen gespielt und hätte im Gegenzug auch etwas erwartet."

Cassidy: "Habe keine einzige Nachricht erhalten"

Das Problem war nur: Cassidy war nicht im Bilde. "Ich habe im Rennen offensichtlich alles gegeben, um ihn auf Platz 2 zu halten, hatte aber keine weiteren Informationen", erklärt der Vize-Weltmeister. "Mitch und ich haben auf der Strecke die Plätze 1 und 2 geholt. Ich habe immer versucht, ihn zu unterstützen. Leider ist es für ihn nicht gut ausgegangen."

Darauf angesprochen, warum Evans ihn nicht überholt habe, entgegnet Cassidy: "Er hatte definitiv die Erlaubnis, mich zu überholen. Das war klar. Aber es ist schwierig, mich zu überholen, wenn ich 13 Sekunden weg bin. Die große Sache dabei ist: Ich habe keine einzige Nachricht erhalten, was wahrscheinlich ein bisschen enttäuschend (für ihn) ist."

"Als ich gefragt habe, war ich direkt hinter ihm"

"Als ich gefragt habe, war ich direkt in seinem Getriebe - ich war direkt hinter ihm", gibt Evans zu bedenken, und er hat Recht damit. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Cassidy deutlich mehr Energie hatte, und Evans als Führender viel Energie hätte einsetzen müssen, um mehr als fünf Sekunden zu enteilen. Jaguar entschied jedenfalls, die Positionen nicht zu tauschen und keinen der beiden Fahrer einzuweihen.

"Ich weiß nicht, was man ihm gesagt hat und was nicht. Ich habe nur mehrfach gefragt, aber es ist nichts passiert", sagt Evans. Über die Vize-Weltmeisterschaft in der Teamwertung kann sich der "Kiwi" nicht wirklich freuen: "Ehrlich gesagt fühlt es sich für mich nicht so (positiv) an. Ich habe gestern schon den Sieg verloren, heute den zweiten Platz. Es hätte viel besser laufen können."

Cassidy: "Mein dominantester Sieg in der Formel E"

Nach dem Strategie- und Kommunikationsdesaster vor einem Jahr in London hat es Jaguar abermals geschafft, für Unruhe im Team zu sorgen - und zwar bei jenem Fahrer, mit dem das Team voraussichtlich auch kommende Saison zusammenarbeiten wird. So ist der strahlende Sieg Cassidys zum Abschluss seiner durchaus erfolgreichen Jaguar-Zeit nur eines von mehreren Themen.

Cassidys Freude trübt das aber nicht: "Das war heute mein dominantester Sieg in der Formel E. Ich konnte das Rennen anführen und hatte mehr Energie (als die Verfolger), was ich nicht erwartet habe. Man hat hier eigentlich einen Vorteil, wenn man auf Platz 2 oder 3 fährt. So entspannt war ich schon lange nicht mehr in einem Rennwagen", so der Vize-Champion.

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