Formel E

Jaguar kämpft mit Gewichtsproblemen

Timo Pape

Timo Pape

Jaguar steigt bekanntlich als neuer Hersteller in die neue Formel-E-Saison ein. Zwölf Jahre lang glänzte der britische Automobilhersteller im Motorsport durch Abwesenheit, am 9. Oktober feiert Jaguar in der Elektrorennserie in Hongkong sein lang erwartetes Comeback. Keine Frage, der Neueinstieg ist eine große Bereicherung für die Formel E und die gesamte Motorsport-Szene.

Als technischen Partner verpflichtete die "Raubkatze" Williams Advanced Engineering (WAE), den Universalbatterieausrüster der Formel E. Ein gelungener Schachzug, wie viele Experten meinen. Alain Prost, Teammanager beim amtierenden Champion Renault e.dams, geht davon aus, dass Jaguar von Anfang an den Titelverteidiger herausfordert. Mit dem Know-how und der Expertise von WAE will die Raubkatze der Konkurrenz ihre Krallen zeigen.

Vorbereitung:

Die Vorbereitungen laufen seit Mai auf Hochtouren, hinter den Kulissen wird eifrig getüftelt, geübt, geschraubt und getestet. Zwei Drittel der insgesamt 15 Testtage, die den Briten offiziell zur Verfügung stehen, spulte der Traditionsrennstall bereits ab. Laut 'Autosport.com' fuhr Jaguar bereits 1.200 Testkilometer auf der Rennstrecke. Dazu kommen 130 Stunden an Entwicklungsarbeit. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass bis Ende Juli das intensive Vorbereitungsprogramm beendet ist.

Probleme:

Von Problemen bleibt auch der Newcomer nicht verschont. Laut 'Motorsport.com' bereiten Überhitzungsprobleme am Antriebsstrang den Briten einige Sorgenfalten. Dazu kommt ein weiteres Problem. Das Gewicht des Jaguar-Boliden, der die offizielle Bezeichnung Jaguar I-Type 1 trägt, sorgt für Unruhe im Lager.

Craig Wilson, Managing Direktor von WAE gibt offen zu, dass das Gewicht mit die größte Herausforderung in der Formel E sei. "Es ist anspruchsvoll, weil eine ganze Menge am Fahrzeug nicht angerührt werden darf", so Wilson. "Man muss sich daher nicht so sehr damit beschäftigen. Es (das Gewicht) ist eine der Möglichkeiten, an die man gut herangehen kann. Da wir das technische Wissen besitzen, sind wir zuversichtlich."

Wie schwer der neue Jaguar I-Type 1 zum Saisonstart tatsächlich sein wird, weiß Wilson selbst nicht genau. "Wir wissen nicht, ob unser Auto das Leichteste sein wird, das zeitliche Fenster ist sehr anspruchsvoll. Was das Gewicht angeht, könnten wir aggressiver agieren, aber man erhöht damit das Risiko von Zuverlässigkeitsproblemen. Wir vertrauen darauf, dass wir das richtige Gewicht ausloten."

Das Minimalgewicht in der Formel E beträgt bisher laut Reglement 888 Kilogramm inklusive Fahrer. Es spielt eine nicht unwesentliche Rolle im Kampf um Zehntel und Hundertstel im Rennsport. Bestes Beispiel war in der abgelaufenen Saison das chinesische Team NextEV TCR mit Ex-Meister Nelson Piquet jr., das mit dem Doppelmotor eine sehr enttäuschende Saison hinlegte. Satte 15 Kilogramm schwerer als das Minimalgewicht war das Arbeitsgerät von Piquet, das mit zwei Elektromotoren von GKN EVO angetrieben wurde. Letztendlich erwies sich dieser Antriebsstrang als Rohrkrepierer. Auf den engen Stadtkursen der Formel E zeigte sich das hohe Gewicht als gravierender Nachteil, die Boliden verhielten sich viel zu träge. Das Team Virgin brachte den trägen Doppelmotor ebenfalls zum Einsatz, Sam Bird (ein Sieg) und Jean-Eric Vergne setzten sich jedoch besser in Szene als die beiden NextEV-Piloten Piquet und Oliver Turvey.

Der WAE-Verantwortliche Wilson gesteht offenkundig, dass man im Vergleich zu den etablierten Teams im Rückstand liege. Grund dafür sei einerseits, dass die anderen Teams ihre selbst entwickelten Antriebsstränge eine ganze Saison lang im Einsatz hatten und sich andererseits zwei Saisons lang das Wissen um Reifen, Chassis und andere Schlüsselelemente in der Formel E aneigneten. "Die Marke Jaguar hat sich schon immer hohe Erwartungen gesteckt. Was das Leistungsvermögen für die kommende Saison angeht, haben unsere Gegner verglichen mit einem 100-Meter-Lauf einen Vorsprung von drei Sekunden", so Wilson.

Nichtsdestotrotz geht man bei Jaguar felsenfest davon aus, dass man zu den offiziellen Testtagen im August in Donington gut sortiert ist. "Ganz gleich, wie gut man ist, auf Anhieb überholt man niemanden. Die Regeln dafür sind zu straff. Dann tauchen bei einigen Rennen Probleme auf. Das hat mit dem Antriebsstrang nichts zu tun. Wir haben keine Erfahrung, wie diese Rennautos auf Stadtkursen fahren, daher müssen wir alles neu erlernen", fügt Wilson hinzu.

Fahrer-Line-up:

Welche Piloten die begehrten Jaguar-Cockpits ergattern, steht noch in den Sternen. Es ist ein gut gehütetes Geheimnis um die beiden vakanten Fahrerposten. Eigentlich wurde erwartet, dass die Bekanntgabe beim Formel-E-Saisonfinale in London erfolgt, doch Jaguar hüllte sich in Schweigen. Teamdirektor James Barclay lässt sich nicht in die Karten schauen. Eine endgültige Entscheidung fällt wohl erst nach den Testfahrten in Donington im September, wie 'Autosport' meldet. "Wir sind in unserer Vorbereitung gründlich", sagt Barclay. "Ein Teil davon betrifft die richtige Fahrerauswahl", so der Jaguar-Teamdirektor.

Barclay betont ebenfalls, dass die Nationalität des Fahrers keine Rolle spielt. Dagegen berichten Medien, dass mindestens ein britischer Pilot eines der beiden Cockpits besetzen soll. Dazu wollen die Jaguar-Verantwortlichen einen Fahrer ohne jegliche Formel-E-Erfahrung verpflichten.

Viele namhafte Piloten wurden mit der Raubkatze kolportiert. Ex-Formel-E-Champion Piquet, Toyotas WEC-Pilot Anthony Davidson, GP2-Gewinner Alex Lynn, Adam Carroll, Oliver Rowland, Mike Conway (Venturi), Bruno Senna (Mahindra) und Ex-Formel-1-Pilot Pastor Maldonado sind einige der möglichen Kandidaten. Wer am Ende das Rennen um die Raubkatze macht, bleibt abzuwarten.

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