Formel E

Jahrelange Vorbereitung auf "riesige Möglichkeit" - David Beckmann bereit für 1. Formel-E-Rennen in Jakarta

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Formula-E-Berlin-Tempelhof-Avalanche-Event

Seit 2022 unterstützt der Deutsche David Beckmann das Formel-E-Team Avalanche Andretti als Reservepilot, in diesem Jahr ist er zudem Ersatzfahrer bei Porsche. Am kommenden Wochenende kommt er zu seinem ersten Renneinsatz in der Elektroserie, denn beim Jakarta E-Prix darf er den verhinderten Andre Lotterer vertreten. Auf sein Debüt hat sich der 23-Jährige seit langer Zeit vorbereitet, wie er uns verriet.

Ein erster Renneinsatz für Beckmann bahnte sich schon seit einigen Jahren an. Als 'e-Formel.de' den damals 16-jährigen David Beckmann im April 2017 erstmals zum Interview traf, hatte der Deutsche gerade mal eine Saison in der Formel-3-Europameisterschaft absolviert. Kurz bevor er mit Van Amersfoort Racing in die FIA Formel 3 aufstieg, sagte er uns: "Die Formel E wäre eine interessante Alternative, wenn ich es nicht in die Formel 1 schaffen sollte. Es ist gut, dass die FIA die Formel E ins Leben gerufen hat."

Nun, ziemlich genau sechs Jahre später, ist es endlich soweit. In die F1 hat es Beckmann bislang nicht geschafft, sehr wohl aber ins Formel-E-Cockpit eines Teams - wenn auch durch mehr oder weniger glückliche Umstände. Denn Andre Lotterer, eigentlich Stammpilot bei Andretti, muss am Jakarta-Wochenende den offiziellen Le-Mans-Vortest der WEC mit Porsche bestreiten. Das Langstreckenprojekt hat für den Deutschen vertraglichen Vorrang.

"Mit einem Lächeln" in den ersten Rookie-Test

Frühzeitig brachte sich Beckmann als Lotterer-Ersatz ins Gespräch, schließlich ist er der offizielle Ersatzfahrer des Teams (genau wie bei Porsches Formel-E-Werksmannschaft). Die offizielle Bestätigung des Tauschs machte das Team in der vergangenen Woche öffentlich. "Full Circle Moment", würden Engländer:innen diesen Vorgang wohl nennen.

Die Vorbereitung für Beckmanns Start läuft schon seit einigen Monaten und umfasste unter anderem die Teilnahme am offiziellen Rookie-Testtag der Formel E, der nach dem Berlin E-Prix stattfand. "Am Abend vorher haben wir den Sitz und die Pedalerie eingestellt. Das fühlt sich für einen Fahrer immer sehr gut an, weil man dann weiß, dass es bald losgeht. Ich bin am Abend vorher mit einem Lächeln eingeschlafen", erinnert sich der Iserlohner gegenüber 'e.Formel.de' an den Testtag. Für das Porsche-Werksteam absolvierte er 56 Runden, im kumulierten Ergebnis des Testtages landete er auf Position 9.

Enger Austausch zwischen Porsche & Andretti hilft bei Vorbereitung

"Im Auto habe ich mich relativ schnell zurechtgefunden. Im Oktober 2022 saß ich schon mal im Testfahrzeug, aber in der Zwischenzeit wurde da viel weiterentwickelt. Außerdem musste ich mich erst mal vom LMP2-Auto umgewöhnen, das ich die Wochen zuvor gefahren bin - da ist das Fahrgefühl schon anders", so Beckmann. "Die Rekuperation, das Bremsen und die Rillenreifen sorgten für ein anderes Feeling. Alles in allem lief es in Berlin aber gut und produktiv. Nachmittags konnten wir sogar verschiedene Setups ausprobieren, wo ich mein Feedback einbringen konnte."

Schon vor dem Jakarta-Wochenende war Beckmann eng in die Prozesse bei Andretti eingebunden - seit dem Monaco E-Prix mutmaßlich stärker denn je. Dazu zählt unter anderem die Simulatorarbeit des US-amerikanischen Teams, aber auch die Teilnahme an gemeinsamen Briefings mit dem Antriebszulieferer Porsche. "Wir stehen auch ganz regulär in einem engen Austausch. Gerade bei einem so neuen Auto ist das wichtig", so Beckmann. "Alle haben immer wieder Ideen, die man teilen kann, um sich gemeinsam zu verbessern."

Jakarta als Bewerbungsfahrt für Lotterer-Nachfolge?

Genau wie der Rookie-Test dürfte das Jakarta-Rennwochenende für Beckmann eine wichtige Gelegenheit sein, sich potenziellen Arbeitgebern innerhalb der Formel E zu präsentieren. Insbesondere Andretti dürfte seine Leistung im Cockpit mit Interesse beobachten. Denn laut übereinstimmenden Medienberichten könnte die Formel-E-Saison 2023 die vorerst letzte von Andre Lotterer sein. Beckmann wäre ein geeigneter Nachfolger für seinen Landsmann, sollte er sich seinem WEC-Projekt wie erwartet tatsächlich in Vollzeit verschreiben.

Ein weiterer Kandidat auf dem freien Fahrermarkt stammt aus Großbritannien: Oliver Rowland. Der Brite werde für die verbleibenden sieben Saisonrennen "zur Seite treten", erklärte sein bisheriges Formel-E-Team Mahindra am Wochenende. Auf Instagram dankte Rowland tags darauf seinen Vertrauten "für die lieben Kommentare, Anrufe und Nachrichten". Und er kündigte an: "Ich werde stärker denn je zurückkommen!" Vielleicht wäre er ebenfalls eine geeignete Option für Andretti? Womöglich sogar noch in der laufenden Saison, sollte sich Lotterer verfrüht aus der Formel E zurückziehen?

Bei Beckmann jedenfalls steigt die Vorfreude auf den Jakarta E-Prix: "Es ist eine riesige Möglichkeit für mich", sagt er in einem Vorstellungsvideo, das Andretti in den sozialen Medien veröffentlichte. "Ich werde versuchen, gute Ergebnisse zu erzielen, konstant zu sein und möglichst viel zu lernen." Ein erstes Ziel dürfte er schon jetzt erreicht haben: Nach jahrelangem Bemühen steht er zum ersten Mal auf der offiziellen FIA-Nennliste. Los geht es für ihn mit dem Jakarta E-Prix am 3. und 4. Juni. Die Rennen beginnen jeweils um 10 Uhr deutscher Zeit (ProSieben überträgt live im TV).

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