Jake Dennis über Gen3-Evo-Racing in der Formel E: "Egal, ob man 2 oder 3 Positionen verliert"
Thomas Grüssmer

Craig Evans / Spacesuit Media
Die überarbeiteten Gen3-Boliden brachte in der abgelaufenen Saison der Formel-E-Weltmeisterschaft einige Neuerungen mit sich. Neben einigen kosmetischen Neuheiten, wie einem stabileren Frontflügel, wurden mit dem Gen3-Evo-Auto auch weichere Reifen und Allradantrieb eingeführt. Andretti-Pilot Jake Dennis erklärt aus seiner Sicht, wie sich die Rennen durch die Upgrades verändert und wie die Fahrer sich damit arrangiert haben.
Das Gen3-Evo-Fahrzeug brachte einen frischen Wind in Formel E. Einiges blieb jedoch auch gleich - wie zum Beispiel die "Peloton-Rennen". Obwohl der Attack-Mode durch den neuen Allradantrieb wieder einen größeren Unterschied machte, war diese Art Rennen zu fahren bei einigen Events unvermeidbar. Dennoch sahen wir während der Rennen glücklicherweise weniger kaputte Frontflügel, was nicht zuletzt am neuen, stabiler designten Flügel liegt. "Ich denke, so wie die Rennen dieses Jahr generell ausgegangen sind - gerade, wenn es ein Energie-empfindliches Rennen war, sind wir alle etwas aggressiver gefahren, weil wir wussten, dass die Flügel das aushalten", so Dennis bei den Kolleg:innen von FE Notebook.
"Haben uns an das 'Peloton-Racing' gewöhnt"
"Aber wir haben auch Situationen gesehen, in denen welche kaputt gingen. Ich glaube, wir haben uns an das 'Peloton-Racing' mittlerweile so gewöhnt, dass wir alle einfach besser darin geworden sind", meint der Weltmeister der Saison 2023 weiter und wirft gleichzeitig einen Blick auf die Anfänge der Gen3-Ära: "In Saison 9 dachten wir, dass jedes einzelne Überholmanöver das entscheidende sei."
Diese Herangehensweise scheint sich mit der Gen3-Evo geändert zu haben. Einen großen Anteil hieran hat der Allradantrieb, der den Fahrern beim Start der Rennen und während des Attack-Modes zur Verfügung steht: "Wir verstehen es nun besser, uns während des Rennens beispielsweise die Frage zu stellen: 'Ist dieses Manöver in Minute 22 des Rennens so wichtig, dass man unbedingt überholen muss? Wahrscheinlich nicht.' Wir wissen nun besser, welche Kämpfe wir eingehen sollten und welche nicht."
"Der Attack-Mode hat sich in diesem Jahr definitiv auch verändert", führt der Brite weiter aus. "Durch den Allradantrieb kann man sehr schnell vom hinteren Teil des Feldes nach vorne kommen. Letztes Jahr waren die 350 kW wahrscheinlich ein totales Negativ. Der Verlust war wesentlich größer, als das, was man gewinnen konnte. Nun haben wir alle realisiert, dass es gar nicht das Ende der Welt ist, wenn man zwei oder drei Positionen verliert. Mit dem Allradantrieb holt man sich die sowieso wieder zurück."
"Favorisiere Rennen wie in Tokio"
Der Brite kam in diesem Zuge auch darauf zu sprechen, welche Art von Rennen er favorisiert: "Die Rennen, die mir am besten gefallen, sind solche wie in Tokio. Rennen, bei den man gerade nicht genügend Energie hat, um durchgehend anzuführen, aber man kann definitiv mithalten. Hoffentlich können wir in Zukunft mehr solcher Rennen haben, bei den man uns das extra bisschen Energie zu Verfügung stellt, damit wir weniger 'Peloton-Racing' haben. Es ist einfach frustrierend, wenn man sich vorne qualifiziert, aber letztendlich nicht davon profitieren kann."
Bevor das Gen4-Auto und damit auch ein völlig neues Reglement Ende 2026 in der Formel E Einzug hält, müssen wir für die kommende Saison aber erneut mit dem Gen3-Evo vorliebnehmen - wenn auch, bedingt durch den Ausstieg von McLaren, mit einem verkleinerten Starterfeld. Die Formel E befindet sich nun aber erst einmal in ihrer wohlverdienten Pause, ehe am 6. Dezember in Sao Paulo alles wieder von vorne beginnt. Dann startet die Formel-E-Weltmeisterschaft in ihre zwölfte Saison.
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