"Kann nicht sagen, wie traurig ich bin" - Kollision mit Felix da Costa lässt Cassidys Titelträume platzen
Svenja König
Es waren nur wenige Sekunden, in denen der WM-Traum von Nick Cassidy wie eine Seifenblase zerplatze: Bei der Einfahrt in Kurve 15 hatte er noch mit zwei abgearbeiteten Attack-Modes und Energievorteil als aussichtsreicher Jäger auf Platz 3 gelegen. Ein unverhoffter Crash - ausgerechnet mit Porsche-Fahrer Antonio Felix da Costa - beendete jedoch seine Titelträume und wenig später auch sein Rennen.
Nick Cassidy hatte in der Schlussphase des Sonntagsrennen von London zweifelsohne die beste Ausgangssituation aller drei WM-Aspiranten. Er lag auf der Strecke zwar hinter Mitch Evans und Pascal Wehrlein, doch die beiden mussten noch jeweils beide Attack-Modes holen. Dadurch hätte er aller Voraussicht nach wieder vorbeigehen können, um den Rennsieg und damit den WM-Titel mitzunehmen. Doch plötzlich sah man ihn nahe der Boxeneinfahrt crashen. Quasi in Echtzeit kam der Funkspruch: "Da Costa hat mich abgeräumt." Was war also passiert?
"Nick Cassidy hatte mehr Energie als Pascal Wehrlein und erlitt dann einen Plattfuß", schilderte Jaguar-Teamchef James Barclay kurz nach dem Rennen im TV-Weltsignal. "Wir müssen den Vorfall noch aufarbeiten, aber man hat Antonio nach dem Rennen gesehen, wie er Nick umarmt hat. Daher sieht es wohl so aus, als hätte er ihn in einer WM-gewinnenden Position aus dem Rennen genommen."
Cassidy: "Komplett außerhalb meiner Kontrolle"
Tatsächlich war es Felix da Costa, der Cassidy berührte und dessen Reifen aufschlitzte, allerdings schon zwei Kurven früher in Kurve 16. Das klärte das TV-Bild noch während des Rennens auf. Es war ein minimaler Kontakt, der aber reichte, um den Reifen zu beschädigen.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, denn schließlich war es ausgerechnet der stärkste Konkurrent seines Teamkollegen Pascal Wehrlein, den Felix da Costa da abgeräumt hatte. Auf der Onboard-Kamera des Portugiesen sah es allerdings so aus, als ob sich Felix da Costa schlicht in einem eigenen Zweikampf verschätzte und aus Versehen in den Jaguar rutschte. Spekulation.
Absolute heartbreak for @NickCassidy_ ?
— Formula E (@FIAFormulaE) July 21, 2024
The moment the title contender was knocked out of the running for the Championship.@Hankook_Sport #LondonEPrix pic.twitter.com/PhTTbbnajM
"Das war komplett außerhalb meiner Kontrolle", sagt ein konsternierter Cassidy. "Mir fehlen die Worte, um zu sagen, wie traurig ich bin." Eine Schuldzuweisung gab es von ihm nicht. Nur Sekunden nach dem Rennende sah man die beiden Freunde Cassidy und Felix da Costa im Parc Ferme beieinander stehen, weshalb davon auszugehen ist, dass es tatsächlich ein Versehen des Portugiesen war, wofür er sich sofort entschuldigte.
Cassidy unzufrieden mit Jaguars Attack-Mode-Strategie
Cassidy machte aber nicht nur die Kollision für sein Ausscheiden verantwortlich, sondern auch das Team, das ihn durch seine Strategie in diese Position gebracht hatte. Denn dadurch, dass er früh beide Attack-Modes aktiviert hatte, war er hinter Wehrlein und Evans zurückgefallen und in die Situation geraten, sich gegen Fahrer wie den angesprochenen Felix da Costa, Oliver Rowland und Maximilian Günther wehren zu müssen. Gleichzeitig konnte er so aber auch besser Energie sparen.
Mit dieser Strategie war er trotzdem nicht einverstanden: "Ich habe vor dem Rennen zu den Jungs gesagt, dass es nur einen Weg gibt, wie ich das Rennen nicht gewinnen kann, und das ist der Attack-Mode. Mir wurde vom Team gesagt, dass etwas passieren werde, und ich deshalb meinen Attack-Mode holen sollte." Cassidy spielt darauf an, dass Evans seinen Attack-Mode zur selben Zeit aktivieren sollte, damit Cassidy keinen Platz verlieren würde. "Aber das ist nicht passiert, und es war kein Zeitpunkt im Rennen, wo ich ihn holen wollte."
Noch während des Rennens funkte er seinem Renningenieur: "Es ist mir egal, wer mich getroffen hat, ich hätte das Rennen anführen müssen. Ich habe auf eure Entscheidung vertraut. Ansonsten wäre ich vorn geblieben und mit Vollgas bis zum Ende an der Spitze gefahren. Es war einfach, Kumpel. Ganz einfach. Ich habe den Attack-Mode aktiviert, um euch zu helfen, nicht um mir selbst zu helfen."
Am Ende ging Cassidy am London-Sonntag leer aus, was den Fans des Neuseeländers ein starkes Deja-vu der vergangenen Saison geben könnte, als er den Titel ebenfalls in London verlor. Cassidy beendete eine starke Saison somit auf dem dritten Gesamtrang.
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