Formel E

"Keine Pace, kein Grip, falsche Strategie" - Wehrlein verliert Formel-E-Titelchance nach desaströsem Berlin-Rennen

Tim Neuhaus

Pascal-Wehrlein-Berlin-enttäuscht

Nach einem punktlosen Sonntagsrennen ist Pascal Wehrlein nicht mehr Formel-E-Weltmeister. Der Deutsche verlor als 15. zu viele Punkte auf den viertplatzierten Oliver Rowland, um die Entscheidung noch nach London zu vertagen. Nachdem er das Qualifying dominiert hatte, fielen seine Titelhoffnungen im Rennverlauf in sich zusammen. Dafür gab es mehrere Gründe, wie die Fahrer nach dem Rennen erklärten.

Wehrlein führte die erste Hälfte in großen Teilen an und galt als der Mann, den es zu schlagen galt. Schlussendlich fuhr er nur als 16. über die Ziellinie. Der Grund war allerdings kein Unfall, sondern die reine Pace. Wehrlein war im Energiedefizit, und zudem hatte Porsche große Reifenprobleme, welche bei den anderen Teams ausblieben.

Wehrlein enttäuscht von Team & Auto

Im Interview mit e-Formel.de schilderte Wehrlein seine Probleme wie folgt: "Wir hatten einfach keine Pace im Auto, kein Grip und einen falschen ersten Attack-Mode - mit nur zwei statt vier Minuten, wie die Autos um mich herum." Der inzwischen ehemalige Weltmeister ging mit sich und dem Team hart ins Gericht: "Das ist keine Ausrede, dass wir so weit nach hinten geflogen sind. Da ist ganz klar was anderes, was wir verstehen müssen."

Ein ähnliches Rennen erlebte Wehrlein bereits in Shanghai, wo er ebenfalls sehr weit nach hinten zurückfiel, nachdem er lange in der Spitzengruppe fuhr. Die Reifen waren vermutlich das Hauptproblem: "Es fühlt sich so an, als würde das Auto die Reifen fressen, dadurch werden wir ineffizient und haben einfach keine Pace." In Berlin war der Belag extrem rau - rauer als die Beläge der restlichen Austragungsorte der Formel E, was den Effekt des Reifenabbaus zusätzlich förderte.

Wie wenig Pace der Porsche-Bolide von Wehrlein wirklich hatte, zeigte sich, als er trotz Attack-Mode rundenlang nicht an Sergio Sette Camara ohne Extraleistung vorbeikam. Eine Tatsache, die den Porsche-Fahrer verwundert: "Das ist ja das Komische. Nicht mal mit Attack-Mode sind wir an den Autos ohne Attack-Mode vorbeigekommen." Am Samstag noch feierte er den zweiten Platz, jedoch bei wesentlich nasseren Bedingungen.

Felix da Costa kritisiert Porsche-Strategie

Das erste Rennviertel fuhren beide Porsche und beide Kiro vorne weg und tauschten untereinander immer wieder Positionen und Windschatten. Für Antonio Felix da Costa war die Herangehensweise im ersten Teil des Rennens einfach zu aggressiv: "Wir waren anfangs viel zu schnell und haben den Fahrern hinten die Chance gegeben, defensiv zu fahren und Energie zu sparen", erklärt er e-Formel.de. Der Beleg für seine Aussage: Keiner der drei Fahrer auf dem Podest startete besser als Platz 16, was die Annahme des Portugiesen bestätigt.

Antonio Felix da Costa schleppte sich mit Mühe und Not auf Platz 9, profitierte von Nico Müllers Strafe und wurde letztlich als Achter gewertet. Aus seiner Sicht war es ein Wochenende zum Vergessen mit vielen Rückschlägen - obwohl die Pace über weite Strecken eigentlich da war.

Die Fahrer-Weltmeisterschaft ist für Porsche verloren, und auch in der Teamwertung haben die Schwaben wichtige Punkte eingebüßt, die sie teils am Vortag noch gewonnen hatten. Nach London reist das Team mit dem klaren Ziel, die Hersteller- und Teamwertung zu gewinnen. Bei beiden Tabellen haben sie einen Vorsprung auf Nissan - 23 Punkte in der Team-Weltmeisterschaft und sieben Zähler im Kampf um den Herstellertitel.  Die finalen beiden Formel-E-Rennen finden am 26. und 27. Juli in der englischen Hauptstadt London statt.

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