Formel E

Keine Slicks bis 2030! FIA veröffentlicht Ausschreibung für nächsten Reifen-Hersteller der Formel E

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Rome-Formula-E-Italy-Tyre-Tire-Hankook

Die Suche nach dem nächsten Reifenhersteller der Formel E hat begonnen. Wie die FIA in ihrer Ausschreibung für die Gen4-Ära ab 2026 bekannt gab, soll die Elektroserie auch in Zukunft mit Allwetter-Profilreifen an den Start gehen. Offen ist derzeit noch, ob die Räder einen Durchmesser von 18 oder 20 Zoll haben werden.

Insbesondere für viele Fahrer, die sich vom Gen4-Wagen mehr Reifenperformance erhofft hatten, dürfte diese Meldung eine Enttäuschung sein. Wie die FIA in ihrer jüngst veröffentlichten Ausschreibung für den Reifenhersteller der Saisons 2026/27 bis 2029/30 vorgibt, ist derzeit keine Abkehr von Profilreifen geplant. Auch in Zukunft sollen die Wagen, wie schon bei den ersten drei Fahrzeuggenerationen, mit Allwetter-Reifen fahren - und nicht mit Slicks.

Frontmotoren-Entwicklung erst ab 2028/29 freigegeben

"Das Auto wird ein Allrad-Elektroauto sein, mit zwei E-Antriebssträngen", erklärt die FIA ihr Gen4-Konzept in dem Dokument. "Der hintere E-Antrieb ist Teil des Autohersteller-Bereichs, während der Frontmotor exklusiv von einem von der FIA ausgewählten Zulieferer zur Verfügung gestellt wird." Diese Informationen ist neu, denn bis zuletzt wurde davon ausgegangen, dass Antriebshersteller schon ab 2026 ihre eigenen Front-Powertrain-Kits (FPK) bauen dürfen. Das ist nun frühestens ab der Saison 2028/29 vorgesehen.

Derzeit stattet Hankook die Formel E mit Reifen aus, zwischen 2014 und 2022 war Michelin für die Gummis verantwortlich. "Das Profildesign und die Materialeigenschaften sollen für niedrige Rollwiderstände und effektives Bremsen bei optimaler Rekuperation bei allen Witterungsbedingungen entwickelt werden", heißt es. Der Allwetterreifen soll demnach wie gewohnt bei trockenen und leicht regnerischen Bedingungen eingesetzt werden können.

Weiterhin höchstens 3 Reifensätze pro Rennwochenende

Außerdem soll ein "Typhoon"-Reifen für schwere Regenfälle entwickelt werden. Doch ob dieser jemals zum Einsatz kommen wird, ist fraglich. Bei extremen Wetterbedingungen sind die FIA-Verantwortlichen schließlich aus Sicherheitsgründen dazu angehalten, das Rennen zu unterbrechen. Auch daher soll pro Rennwochenende nur ein Typhoon-Reifensatz pro Auto bereitgestellt werden.

Bei den "normalen" Einheitsreifen sind für das gesamte Rennwochenende zwei (Single-Header) beziehungsweise drei (Double-Header) Reifensätze vorgesehen. Wie schon aktuell setzt die Formel E also auf Beständigkeit und niedrigen Verschleiß - auch, um Material einzusparen. Thermisch soll der Reifen "eine Serie von konstant schnellen Rundenzeiten liefern können - keine herausstechend schnelle Einzelrunde. Dieses Muster muss wiederholbar sein. In anderen Worten. Es soll keinen 'Golden-Lap-Effekt' geben."

Offen ist derzeit noch, wie groß die Felgen der Gen4-Fahrzeuge werden. Sie gehören formal betrachtet zur Chassis-Ausschreibung, die parallel zur Suche nach dem Reifenhersteller läuft (wir berichteten). Die Felgen sollen entweder 18 oder 20 Zoll groß werden.

Abrieb-Studien für besseren Klima- & Umweltschutz

Da in der Nachhaltigkeitsstrategie der Formel E auch die Reifen eine relevante Komponente sind, muss der Zulieferer zudem Studien zum Umwelt- und Klimaeinfluss seiner Reifen anfertigen. Unter anderem müssen die Materialketten transparent gemacht werden, synthetische Materialien und Abfälle reduziert und Emissionen durch Reifenabrieb überwacht werden. Verboten bleibt zudem das Vorheizen der Pneus, zum Beispiel mit Reifendecken.

Interessierte Reifenhersteller haben nun zwei Monate Zeit, sich bei der FIA zu bewerben: Die Einreichungsfrist für die Ausschreibung ist für den 31. Oktober festgesetzt. Schon am 6. Dezember will die FIA das beste Pneu-Konzept wählen. Ab dem ersten Quartal 2024 beginnen die Herstellerregistrierungen, im Januar 2025 starten erste Tests mit einem Testfahrzeug, und im September 2026 werden die Chassis und Reifen an die Hersteller geliefert. Mit Beginn von Saison 13, derzeit geplant für November 2026, sollen die neuen Gummis schließlich zu ihrem ersten Renneinsatz kommen.

Road to Gen4: Der Entwicklungszeitplan der Formel E

Projekt Frist
Veröffentlichung Ausschreibung 31.05.2023 (Chassis, Batterie) // 18.07.2023 (FPK) // 31.08.2023 (Reifen)
Einreichung von Bewerbungsdokumenten 31.08.2023 (Chassis, Batterie) // 15.09.2023 (FPK) // 31.10.2023 (Reifen)
Finale Auswahl durch FIA 19.10.2023 (Chassis, Batterie, FPK) // 06.10.2023 (Reifen)
Herstellerregistrierung Q1 2024
Bestellung von Einheitsteilen (Testauto) TBC
Crashtests für Einheitsteile Oktober 2024
Bestellung von Einheitsteilen (Rennautos) TBC
Test mit Testauto Januar 2025
Lieferung der Hersteller-Testautos 1. Juli 2025
Lieferung aller Rennautos 1. September 2026
Hersteller-Homologation September 2026
Kollektiver Vorsaison-Test (Oktober) 2026 [Details TBC]
Renndebüt Saison 13 (November) 2026 [Details TBC]

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