Formel E

Kommentar: Der Attack-Mode muss sich verändern - 2 Lösungsansätze für die Formel E

Timo Pape

Timo Pape

Formula-E-Cars-in-Attack-Mode

Die Einführung des Attack-Modes zu Beginn der Gen2-Ära im Jahr 2018 schlug hohe Wellen, und auch in den Folgejahren erfreute sich das "Mario-Kart-Feature" großer Beliebtheit. Denn der Attack-Mode sorgte für Taktikspielchen, Überholmanöver und Unterhaltung. Inzwischen hat er jedoch an Relevanz verloren, da die Gen3-Autos die 50 kW Mehrleistung kaum auf die Strecke bringen können. Die Formel E muss handeln.

Dass Piloten ihre zwei Attack-Modes pro Rennen nur noch widerwillig "abarbeiten", ist keine Seltenheit. Zu groß ist der Nachteil des zeitweise erhöhten Energieverbrauchs, zu gering der Pace-Vorteil, den die Fahrer mit 350 kW (statt 300 kW) erhalten. Ein Grund dafür ist der aktuelle Hankook-Einheitsreifen, der weniger Grip bieten soll als sein Vorgänger von Michelin.

"Mit dem Gen2-Auto war es einfacher, das Potenzial der Reifen im Attack-Mode zu nutzen", erklärt Fred Espinos, Sportdirektor beim deutschen Team ABT Cupra, auf Anfrage von e-Formel.de. "Mit der aktuellen Mischung ist es schwieriger, die Leistung zu nutzen, weil der Grip fehlt." Am Reifen wird sich in diesem Jahr aber nichts mehr ändern.

Erst 2025 mit Einführung des Fahrzeug-Upgrades "Gen3.5" soll eine neue Gummimischung mit mehr Grip sowie ein Allradantrieb kommen. Bis dahin ist der Reifen also keine mögliche Stellschraube für die Formel E. Es gäbe jedoch noch eine andere, die zumindest in der Theorie leichter und kurzfristiger umzusetzen wäre.

Ein Ansatz: Attack-Mode "energiefrei" machen

Es geht dabei um den Energieverbrauch. Aktuell sind die Fahrer gezwungen, im Attack-Mode mehr Energie zu verbrauchen. Diese ist jedoch entscheidend, wenn sich das Rennen dem Ende neigt. Wer einen Energievorteil hat, kann in den letzten Runden ggf. noch einmal schneller fahren und angreifen. Wer schlecht gehaushaltet hat, zieht womöglich den Kürzeren.

Warum also nicht einfach den Attack-Mode energieunabhängig machen?

"Ein Vorschlag, der der FIA schon vor langer Zeit gemacht wurde, ist, dass die Runden im Attack-Mode von der Gesamtmenge für das Rennen abgezogen werden", sagt Espinos. "Das ist nicht schwer umzusetzen, da die Batterie mehr Energie enthält, als wir für das Rennen verbrauchen dürfen. Dann wären die Runden im Attack-Mode sozusagen 'energiefrei', sodass es kein Problem ist, viel mehr zu pushen."

Attack-Charge könnte Problem lösen

Warum die Formel E diesen Vorschlag bislang nicht umgesetzt hat, ist uns nicht bekannt. Sie scheint ihre Gründe zu haben, wenn es ihn offenbar schon länger gibt. Vielleicht hängt alles mit dem Attack-Charge zusammen, der ja eigentlich schon vor einem Jahr kommen sollte. Die Idee ist nämlich, dass der Attack-Mode beim Schnelllade-Boxenstopp aktiviert wird - die Energie wäre durch das Nachladen kein Thema mehr.

Bisher war die Handlungsnotwendigkeit nie so groß wie aktuell: Aus jeder Richtung hören wir Beschwerden von Fans, der Attack-Mode habe keinerlei Auswirkung mehr und gehöre abgeschafft. Das sehe ich nicht ganz so, bin aber der Meinung, die Formel E sollte sich jetzt in ihrer langen Pause bis zum Sao Paulo E-Prix den Vorschlag noch einmal ansehen und in Erwägung ziehen.

Denn der Attack-Charge kommt frühestens beim Misano E-Prix. Es dürfte doch im Interesse aller sein, dass die Rennen in Sao Paulo und Tokio wieder spannender werden als die ersten drei Läufe der aktuellen Saison...

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2 Kommentare

Luca ·

Wäre es nicht eine Möglichkeit den Atack Mode einfach stärker zu machen, also anstatt 50kW 100kW Mehrleistung durchzusetzen. Dadurch würde das Überholen auf Graden leichter werden.

Timo ·

Na ja, sie bekommen ja die 350 kW schon nicht auf die Straße. Wenn dann müsste man wohl die Rennleistung reduzieren, aber das will natürlich auch niemand. :)

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