Formel E

Kopf-an-Kopf-Rennen beim Gen3-Start: Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Mexico City E-Prix 2023

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Race-Start-Formula-E-Mexico-City-2023

Mehrere Monate fieberten Formel-E-Fans dem ersten Rennen der Gen3-Ära entgegen: Welche Fahrer und Teams würden wohl am besten mit der neuen Technologie zurechtkommen? Die guten Ergebnisse der vier Porsche-Fahrer und insbesondere von Jake Dennis lassen eine erste Tendenz für 2023 erkennen. Doch wie gut waren die individuellen Leistungen des Quartetts im Vergleich zu den anderen Fahrern?

Auch in diesem Jahr vergibt die Redaktion von e-Formel.de nach jedem Rennwochenende der Saison Punkte auf einer Skala zwischen 1 und 10 für alle Fahrer. Anschließend werden die Piloten nach ihrem durchschnittlichen "Rating-Score" sortiert, und die besten zehn Leistungen von unserem Formel-E-Reporter Tobias Bluhm kommentiert. In die Wertung fließen ausschließlich die individuellen fahrerischen Leistungen ein, nicht das Potenzial des Autos oder äußerliche Umstände.

Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Mexico City E-Prix 2023

1. Jake Dennis | Avalanche Andretti | 9.5 Punkte

Auf dem Weg zum ersten Sieg der neuen Saison ließ Jake Dennis keine Fragen offen. Der Andretti-Fahrer verhielt sich im ersten Renndrittel klug und sparte Energie, während Pole-Sitter Lucas di Grassi (Mahindra) das Tempo vorgab. Dennis nutzte dann eine Unaufmerksamkeit des Brasilianers aus, um zu überholen - und schaute anschließend nicht mehr zurück.

Seine Fahrt auf die oberste Stufe des Podiums war eine regelrechte Machtdemonstration. Porsche wird sehr zufrieden mit der Leistung des Briten im Kundenauto von Andretti sein - und der US-amerikanische Rennstall sowieso.

FAZIT: Sobald Jake Dennis vorn im Feld startet, ist er ein brandheißer Kandidat auf den Sieg. In Mexiko war er einfach unschlagbar.

2. Lucas di Grassi | Mahindra Racing | 9.5 Punkte

Einmal mehr zeigte Lucas di Grassi in Mexiko, weshalb er zu den besten Fahrern der Formel E gehört. Seinem neuen Arbeitgeber Mahindra bescherte er auf Anhieb eine Pole-Position. Im Rennen war der neue Antrieb der Inder zwar zu ineffizient, um di Grassi reale Siegchancen zu geben. Allerdings verteidigte sich der 38-Jährige heldenhaft und klammerte sich in größer Energienot an Platz 3. Damit holte er das Maximum aus dem E-Prix heraus.

FAZIT: Ein sehr guter Start ins Jahr endete für di Grassi mit dem ersten Podium. Es bleibt aber abzuwarten, wie häufig er diese Ergebnisse in dieser Saison noch einfahren kann.

3. Pascal Wehrlein | TAG Heuer Porsche | 8.8 Punkte

Nach einigen entbehrungsreichen Jahren sollte 2022 eigentlich das Jahr für Pascal Wehrlein werden. Mit einem Sieg in Mexiko-Stadt fing alles gut an, doch als sein Auto wenige Wochen später in Monaco in Führung liegend den Geist aufgab, glitt dem Deutschen die Saison aus der Hand. 2023 will er einen neuen Anlauf starten - und wieder lief es in Mexiko ausgesprochen gut.

Zwar konnte Wehrlein zu keinem Zeitpunkt um den Sieg kämpfen, wirkte hinter Jake Hughes (McLaren) und di Grassi allerdings stets kompetitiv und effizient. Entscheidende Manöver zu genau den richtigen Zeitpunkten spülten ihn auf Platz 2, wo er das Rennen nach 41 Runden auch beendete. Wir sind gespannt, ob er auf diesem guten Start ins Jahr aufbauen kann.

FAZIT: In einem sauberen Rennen konnte Wehrlein seine ganze Formel-E-Erfahrung ausspielen.

4. Jake Hughes | Neom McLaren | 8.5 Punkte

Was für ein starkes Debüt des McLaren-Neuzugangs! Mehrere Jahre bereitete sich der Brite hinter den Kulissen der Teams von Nio 333, Venturi und Mercedes auf sein Debüt vor. Noch im Herbst bezeichnete er sich selbst als "am besten vorbereiteten Fahrer", der kein Stammcockpit hat. Dieser Ankündigung ließ er in Mexiko Taten folgen.

Trotz des Erfahrungsrückstandes hielt Hughes im gesamten Rennen in der Führungsgruppe mit. Ihm gelang es, seine hervorragende Startposition prompt in das erste Top-5-Ergebnis seiner Karriere zu verwandeln. Mit dem 28-Jährigen dürfen wir in diesem Jahr rechnen!

FAZIT: Ein rundum gelungenes Debüt für den McLaren-Neuzugang. Ian James' Vertrauensvorschuss scheint sich auszuzahlen.

5. Andre Lotterer | Avalanche Andretti | 7.8 Punkte

Bei Andretti könnte sich in diesem Jahr eine interessante Dynamik ergeben: Jake Dennis startet in sein inzwischen drittes Jahr mit dem US-Team und ist auf dem Papier der Teamleader. Deutlich älter und Formel-E-erfahrener ist jedoch sein neuer Teampartner Andre Lotterer. In Mexiko musste der Deutsche seinem Kollegen zwar den Vortritt lassen. Doch mit seiner eigenen fahrerischen Leistung muss sich Lotterer keineswegs hinter Dennis verstecken.

Der 41-Jährige zeigte sich in Mexiko angriffslustig wie eh und je. Aufgrund der wenigen Überholmöglichkeiten konnte er allerdings erst spät im Rennen an Rivalen wie Jake Hughes vorbeifahren. Lotterer blieb somit "nur" der unrühmliche vierte Platz. Dennoch: Kann er sein Tempo aus Mexiko aufrechterhalten, könnte Lotterer zu einem der Topfahrer der Saison avancieren.

FAZIT: Andre Lotterer fuhr ein ausgezeichnetes Rennen. Platz 4 ist sein bestes Ergebnis seit dem Berlin E-Prix 2022 - und vollkommen verdient!

6. Sebastien Buemi | Envision Racing | 7.3 Punkte

Nach zähen Jahren bei Nissan e.dams dürfte es für Formel-E-Fans in der Schweiz und darüber hinaus eine Freude gewesen sein, Sebastien Buemi endlich wieder in einem halbwegs wettbewerbsfähigen Auto zu sehen. Im Qualifying unterlag er seinem Langzeit-Rivalen di Grassi zwar knapp in einem K.-o.-Duell, doch das Renntempo des Envision-Boliden stimmte. Er fuhr problemlos in den Top 10 mit und sammelte acht WM-Zähler.

FAZIT: Nicht, dass es jemanden überraschen würde. Aber Sebastien Buemi hat es immer noch drauf!

7. Antonio Felix da Costa | TAG Heuer Porsche | 6.3 Punkte

Porsches Neuzugang Antonio Felix da Costa stand in Mexiko etwas zu Unrecht im Schatten seiner Markenkollegen. Der Portugiese fuhr bei seinem neuen Arbeitgeber ein gutes Rennen, bei dem er aber - ähnlich wie Lotterer - den Großteil der Zeit im Verkehr festhing. Eventuell wäre noch ein später Angriff auf Buemi möglich gewesen. Doch mit den sechs WM-Punkten dürfte er für den Jahresauftakt zufrieden sein.

FAZIT: Ein guter Einstand beim neuen Team und die Pace seiner Markenkollegen im Porsche 99X Electric dürften Felix da Costa Mut für das Jahr 2023 machen.

8. Mitch Evans | Jaguar TCS Racing | 6.3 Punkte

Nach dem mysteriösen Unfall im 1. Freien Training war für Mitch Evans und Jaguar TCS Racing in Mexiko nur noch wenig zu holen. Dem Neuseeländer schien das Vertrauen in die Balance seines eigenen Autos zu fehlen, was sich insbesondere im Qualifying bemerkbar machte. Nach harten Kämpfen mit den DS-Penske-Fahrern überquerte er den Zielstrich auf Platz 8 und sammelte dafür insgesamt vier Punkte.

FAZIT: Rang 8 ist nicht das Ergebnis, auf das der titelhungrige Evans gehofft haben dürfte.

9. Nick Cassidy | Envision Racing | 6.3 Punkte

Mit einer von ihm gewohnten Portion Humor kommentierte Nick Cassidy seinen Mexico City E-Prix auf Instagram: "Platz 9: ein solides Wochenende, an dem ich viel gelernt habe. Ich bin auf Nummer sicher gegangen, war immer auf der Hut und bin cool geblieben. Das größte Problem gab es bei Starbucks." Dazu teilte er ein Bild eines Kaffeebechers mit der Aufschrift "Deck" (anstelle seines Vornamens Nick).

Im Autodromo Hermanos Rodriguez blieb der Neuseeländer größtenteils unauffällig. Er fuhr das gesamte Rennen betont sparsam, um in der Schlussphase Vollstrom zu geben. Dank eines Energiepuffers von zwei bis drei Prozent gegenüber seinen direkten Rivalen konnte er in den letzten drei Runden mehrere Plätze gutmachen und in die Top 10 vordringen.

FAZIT: Ein gutes, wenn auch nicht herausragendes Rennen von Cassidy. Darauf lässt sich aufbauen!

10. Sacha Fenestraz | Nissan | 6.0 Punkte

Offiziell ist Sacha Fenestraz in diesem Jahr kein Rookie. Doch seine Erfahrungen aus einem Rennstart bei Dragon im vergangenen August dürften wohl kaum der Rede wert sein. Der Mexico City E-Prix lief für Fenestraz solide: Im starken Qualifying schaffte er es mit etwas Glück - 0,002 Sekunden Vorsprung auf Felix da Costa - in die K.-o.-Phase. Im Rennen fuhr er eine Weile in den Top 10 mit, hatte er jedoch keine Chance, in den Punkterängen zu enden.

FAZIT: Fenestraz hatte seinen Teamkollegen Norman Nato - immerhin Rennsieger in der Formel E - klar im Griff. Mit diesem Saisonstart kann der Franco-Argentinier zufrieden sein!

Die weiteren Positionen im Fahrer-Rating:

 

Position Fahrer Note Startplatz Endergebnis
11. Stoffel Vandoorne (DS Penske) 5.8 14. 10.
12. Maximilian Günther (Maserati MSG) 5.5 17. 11.
13. Jean-Eric Vergne (DS Penske) 5.5 11. 12.
14. Dan Ticktum (Nio 333) 5.3 5. 17.
15. Sergio Sette Camara (Nio 333) 4.5 13. 16.
16. Edoardo Mortara (Maserati MSG) 4.0 16. DNF
17. Rene Rast (Neom McLaren) 4.0 15. 18.
18. Sam Bird (Jaguar TCS Racing) 3.8 21. DNF
19. Oliver Rowland (Mahindra Racing) 3.5 22. 13.
20. Nico Müller (ABT Cupra) 3.5 18. 14.
21. Norman Nato (Nissan) 3.5 20. DNF
22. Robin Frijns (ABT Cupra) 3.3 19. DNF

 

So hat die Redaktion abgestimmt:
Fahrer Tobias Bluhm Svenja König Timo Pape Tobias Wirtz Durchschnitt
01. Jake Dennis 10 9 10 9 9,50
02. Lucas di Grassi 9 10 10 9 9,50
03. Pascal Wehrlein 9 8 9 9 8,75
04. Jake Hughes 9 8 9 8 8,50
05. Andre Lotterer 7 8 8 8 7,75
06. Sebastien Buemi 6 7 8 8 7,25
07. Antonio Felix da Costa 6 6 6 7 6,25
08. Mitch Evans 6 6 6 7 6,25
09. Nick Cassidy 6 6 6 7 6,25
10. Sacha Fenestraz 5 6 7 6 6,00
11. Stoffel Vandoorne 6 5 6 6 5,75
12. Maximilian Günther 6 4 6 6 5,50
13. Jean-Eric Vergne 6 5 5 6 5,50
14. Dan Ticktum 6 6 7 2 5,25
15. Sergio Sette Camara 5 4 5 4 4,50
16. Edoardo Mortara 4 3 3 6 4,00
17. Rene Rast 4 3 4 5 4,00
18. Sam Bird 5 2 4 4 3,75
19. Oliver Rowland 4 3 3 4 3,50
20. Nico Müller 3 2 4 5 3,50
21. Norman Nato 3 3 4 4 3,50
22. Robin Frijns 3 2 4 5 3,50

 

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