Formel E

Kurz-Kurs, GP-Variante oder neues Layout? FIA & Formel E diskutieren erneut über Monaco-Strecke

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

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Alle zwei Jahre gehört der Monaco E-Prix fest zum Bestandteil des Formel-E-Rennkalenders. Seit ihrer ersten Saison (2014/15) gastiert die Elektroserie regelmäßig im Fürstentum, bislang jedoch auf einer verkürzten Version der aus der Formel 1 bekannten Rennstrecke. In diesem Jahr soll die Formel E eigentlich auf die Grand-Prix-Variante des Straßenkurses wechseln. Aus Angst vor einem Vergleich mit der Formel 1 könnte sie womöglich doch noch zurückrudern.

Bislang nutzte die E-Meisterschaft in Monaco eine spezielle Kurzanbindung, bei der sie in der ersten Kurve (Sainte Devote) scharf nach rechts abbog und frontal hinab auf den Tunnel-Ausgang zusteuerte. Die Hafen-Schikane (Nouvelle Chicane) wurde als "Wendehammer" genutzt, sodass die Autos vor der Tabac-Kurve zurück auf das bekannte Grand-Prix-Layout wechselten. Die Formel E verkürzte die Rundendistanz somit von rund 3,3 auf nur noch 1,8 Kilometer.

Schon bei den letzten Ausgaben des Monaco E-Prix in den Jahren 2017 und 2019 häuften sich die Beschwerden der Fahrer, die die Formel-E-Anbindung als zu kurz und eng kritisierten. Bei der ersten Ausgabe des Rennens kam es 2015 in der Startrunde zu einem spektakulären Auffahrunfall zwischen Daniel Abt und Bruno Senna, wodurch fünf Fahrer vorzeitig aus dem Rennen ausschieden.

Kurzanbindung für Gen2-Fahrzeuge & Attack-Mode ungeeignet

In den vergangenen Jahren sprach sich die FIA gegen einen Wechsel auf den vollständigen Grand-Prix-Kurs aus, um einen Vergleich von Rundenzeiten zwischen der Elektroserie und der Formel 1 zu vermeiden. Spätestens seit der Einführung des Gen2-Chassis und der Erhöhung der Attack-Mode-Leistung auf 235 kW galt der so fast allen Beteiligten geforderte Umzug auf die GP-Variante jedoch als unausweichlich.

Ob die Formel E beim Monaco E-Prix 2021 tatsächlich auf die Grand-Prix-Variante umsteigt, ist trotzdem immer noch nicht zu 100 Prozent sicher. "Schon als ich in die Formel E gekommen bin, gab es die Debatte um die F1-Strecke für den Monaco E-Prix", erinnert sich Jamie Reigle. Der Formel-E-Geschäftsführer erklärt bei 'The Race': "Dieses Thema wird in unserer Gruppe weiterhin heiß diskutiert. Auf einem persönlichen Level bin ich hoffnungsvoll, aber es ist noch nichts bestätigt."

Reigle widerspricht damit dem Formel-E-Gründer und -Vorstandsvorsitzenden Alejandro Agag. Dieser hatte im vergangenen Juli einen Umzug auf den vollständigen Grand-Prix-Kurs erstmals bestätigt. "Ich denke, das ist ein weiteres anschauliches Beispiel für den Fortschritt der Formel E", sagte der Spanier damals bei einer Pressekonferenz. "Ich kann es kaum erwarten!"

Buemi: "Kleine Strecke für 24 Autos nahezu unmöglich"

Nissan-Fahrer Sebastien Buemi kann die Angst vor Rundenzeiten-Vergleichen mit der Formel 1 (wie viele seiner Konkurrenten) nicht nachvollziehen. "Heutzutage ist die F1 schneller als jemals zuvor. Aber ich weiß nicht, ob eine gute Show unbedingt mit der Geschwindigkeit der Autos zusammenhängt", sagt er bei 'The Race'. "Natürlich wollen wir, dass die Autos schneller werden. Aber ist das ein Muss? Ich denke eher, dass (die Fans) ein schönes, interessantes Rennen sehen wollen."

Der Schweizer, der in der Saison 2015/16 den Meistertitel in der Formel E holte, nennt zwei Gründe für seine Ablehnung der kurzen Monaco-Variante: "Erstens ist es mit 24 Autos auf der kleinen Rennstrecke nahezu unmöglich zu überholen. Das ist nicht gut für die Unterhaltung. Und zweitens erreichen wir an einem gewissen Punkt ein Limit. Dank der Gruppen-Einteilung wird es im Qualifying zwar kein großes Problem geben, aber man stelle sich (den Verkehr im) Training und so weiter vor."

"Ich glaube sogar, dass ein Umzug auf die große Strecke förderlich für unsere Botschaft wäre: Wir haben jetzt stärkere Batterien, sind schneller, haben jetzt den Attack-Boost und so weiter", findet Buemi. "Und außerdem könnte man somit den Leistungsanstieg zum Gen3-Auto (geplante Einführung: Saison 2022/23) noch besser verdeutlichen."

Alternatives Layout für Formel-1-Strecke gesucht

Eine Layout-Alternative zur F1-Strecke wäre jedoch auch ohne die aktuelle Kurzanbindung möglich. Beispielsweise sind Veränderungen im Bereich der Kurven Portier (zusätzliche Schleife durch einen Kreisverkehr nördlich der GP-Strecke), Nouvelle Chicane (z. B. einfache Links-Rechts-Schikane) oder Piscine (veränderter Kurvenradius) vorstellbar. Ob diese Veränderungen die Vergleichbarkeit mit der Formel 1, Formel 2, Formel 3 oder dem Porsche Supercup maßgeblich verändern, darf dennoch angezweifelt werden.

Welche Streckenvariante die Elektroserie in Monaco nutzt, entscheidet sich in den kommenden Monaten. Den finalen Beschluss zum Layout fällt im Anschluss an Beratungen mit dem nationalen Motorsport-Verband ACM die FIA, die jeden Formel-E-Kurs vor seiner Nutzung zudem auf sicherheitsrelevante Aspekte prüft. Hierfür bleibt allerdings noch einige Wochen Zeit: Der Monaco E-Prix soll schon am 8. Mai 2021 stattfinden.

Foto: Lou Johnson / Spacesuit Media

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