Leichte Kostensteigerung: So viel kostet ein Formel-E-Fahrzeug in der Gen3-Ära
Tobias Wirtz
Die Reduzierung der Kosten war in der jüngsten Vergangenheit der Formel E ein großes Thema. So dürfen die Gen3-Hersteller etwa bis einschließlich 2026 nur im 2-Jahres-Rhythmus einen neuen Antrieb homologieren. Mit der Veröffentlichung den Informationen rund um die Hersteller-Registrierung hat der Weltautomobilverband FIA kürzlich auch für die Teams die finanziellen Rahmenbedingungen der Saisons 9 bis 12 bekannt gegeben.
Durch diverse Rennabsagen infolge der weltweit grassierenden COVID-19-Pandemie - die Saison 2019/20 wurde für mehrere Monate ausgesetzt, zuletzt wurde auch der Saisonauftakt 2021 in Santiago verschoben - sind auch die Einnahmemöglichkeiten der Teams gesunken. Eine Stabilität der Kosten sowie langfristige Planungssicherheit sind daher elementar für das Fortbestehen der Meisterschaft - besonders im Hinblick darauf, dass mit Audi und BMW bereits zwei der in der Formel E engagierten Hersteller ihren Ausstieg zum Saisonende bekannt gegeben haben.
Antriebe werden günstiger, Chassis & Batterie hingegen teurer
Trotz aller Kostendeckelung: Für die Teams wird die Gen3-Ära insgesamt etwas teurer werden. Jedoch halten sich die Kostensteigerungen in überschaubaren Grenzen. Statt der aktuell geltenden 817.300 Euro werden Kundenteams künftig 835.000 Euro pro Fahrzeug zahlen müssen - eine Steigerung um gerade einmal zwei Prozent.
In Anbetracht der Tatsache, dass die neuen Boliden über ein standardisiertes Energierückgewinnungssystem an der Vorderachse verfügen werden, ist die geringe Kostensteigerung eigentlich sogar überraschend. Sie wird dadurch erreicht, dass die FIA auf ihre Verwaltungsgebühr verzichtet, die in der Gen2-Ära noch 55.000 Euro pro Fahrzeug betrug. Zudem dürfen auch die Hersteller nicht mehr so viel Geld für den Antrieb verlangen wie bisher: Statt 250.000 Euro müssen Kundenteams nur noch 227.300 Euro für die Hardware bezahlen - fast zehn Prozent weniger.
Teurer hingegen wird das Chassis (inkl. Frontmotor): Von 299.600 Euro steigt der Preis auf 340.000 Euro. Auch der Preis des Einheitsakkus, der von Williams Advanced Engineering gebaut wird, erhöht sich von 200.000 Euro auf 245.000 Euro. "Zusätzliche Einheitsteile", die im Dokument nicht genauer spezifiziert sind, werden ebenfalls etwas teurer: Im Gen2-Reglement war hier nur ein Aufschlag für das in den FIA-Formelklassen neu eingeführte Halo-System zu finden.
Umfang & Kosten des Hersteller-Supports erstmals festgelegt
Erstmals festgelegt wird zudem, wie viel die Hersteller für ihren Support den Kundenteams in Rechnung stellen dürfen: Technischer Support auf und abseits der Rennstrecke mit zwei Ingenieuren, Softwareupdates, Kosten im Zusammenhang mit der Simulator-Bereitstellung sowie administratives und logistisches Personal für die Bereitstellung des Antriebes dürfen mit maximal 1,2 Millionen Euro pro Saison in Rechnung gestellt werden.
Dazu kommt noch eine Pauschalgebühr von 50.000 Euro pro Tag, die ein Kundenteam für Testfahrten mit dem neuen Antrieb zahlen muss. Laut Reglement werden die Hersteller neuerdings dazu verpflichtet, die Hälfte ihrer zusätzlichen Testfahrten, die sie als Ausrüster eines Kundenteams erhalten, eben diesen Teams zur Verfügung zu stellen.
Wie viel Geld kostet eine Saison nun also für ein Kundenteam? Zwei Fahrzeuge schlagen mit insgesamt 1,67 Millionen Euro zu Buche, hinzu kommen 1,2 Millionen Euro für den Support und 200.000 Euro für mindestens vier Testtage. In Summe ergibt dies 3,07 Millionen Euro. Nicht mit eingerechnet sind dabei Ersatzteile, die im Falle eines Unfalls oder eines technischen Defektes benötigt werden. Ebenso wenig sind Personalkosten und ähnliche Posten berücksichtigt. Die Gesamtkosten für den Betrieb eines Formel-E-Teams lassen sich somit kaum pauschal im Voraus beziffern.
Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media
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