Formel E

Lewis Hamilton sieht F1-Zukunft in Formel-E-Technik & schließt Wechsel als Fahrer aus

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die Formel 1 ist als "Königsklasse" des Motorsports in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Vorreiter für neue Technologien gewesen. Obwohl sich mittlerweile deutlich mehr Hersteller in der Formel E engagieren, glaubt F1-Weltmeister Lewis Hamilton, dass seine Serie auch weiterhin für die Motorentechnologie der Zukunft stehen wird. Inspirieren lassen solle man sich dabei von der Technologie der Formel E.

Seit dem Jahr 2009 kommt in der Formel 1 Hybridtechnologie zum Einsatz. Der Verbrennungsmotor - damals ein V8 mit 2,4 Litern Hubraum - wird seitdem durch einen Elektromotor unterstützt. Zunächst mit dem KERS-System, das jedoch erst zwei Jahre später so weiterentwickelt werden konnte, dass es auf der Strecke einen Vorteil brachte und von den meisten Teams auch tatsächlich eingesetzt wurde. 60 kW (82 PS) leistete das System. Lediglich für 6,7 Sekunden pro Runde stand diese Zusatzleistung zur Verfügung.

2014 wurden 1,6-Liter-Turbomotoren eingeführt, bei denen das Hybridsystem fest in den Aufbau der äußerst komplexen Antriebseinheit integriert ist. Die elektrische Leistung wurde auf 120 kW verdoppelt, zudem steht sie seitdem 33 Sekunden pro Runde zur Verfügung. Neben der Rekuperation beim Bremsen ist auch die Rückgewinnung von thermischer Energie am Turbolader erlaubt. Mit einer thermischen Effizienz von mehr als 50 Prozent gelten diese Antriebseinheiten als die fortschrittlichsten Verbrennungsmotoren der Welt.

Mercedes dominiert die Formel 1 seit der Einführung dieser Motorengeneration. Das aktuelle Motorenreglement gilt noch für mehrere Jahre, bevor die Serie Mitte der 2020er-Jahre eine neue Generation von Antriebseinheiten definieren wird. Im Rahmen einer Mercedes-Gesprächsrunde über Nachhaltigkeit im Motorsport schlug der sechsmalige Weltmeister Lewis Hamilton vor, dass sich die Technologie der Formel 1 weiterentwickeln könne, und verwies auf die Formel E, an der auch Mercedes teilnimmt.

"FE1 hätte eine vielversprechende Zukunft vor sich"

"Wenn die Formel 1 irgendwann einmal zu einer 'FE1' wird (also eine Mischung aus Formel E und Formel 1), hat sie eine vielversprechende Zukunft vor sich. Wahrscheinlich wird das nicht mehr während meiner aktiven Rennfahrerkarriere passieren, aber sicher darüber hinaus", prophezeit Hamilton, der die "Königsklasse" nach wie vor als Technologieplattform sieht: "Die Formel 1 ist der perfekte Prüfstand, um Technologien und Entwicklungen voranzutreiben. Sie ist wirklich das beste Labor, das man haben kann."

Die Batterietechnologie wird oft als Hauptgrund dafür angeführt, dass die Formel 1 derzeit noch nicht zu einer vollelektrischen Kategorie werden kann. Die Energiespeicher sind aktuell noch deutlich zu schwer. Die Technologie hat jedoch in den letzten Jahren bedeutende Schritte nach vorn gemacht. Das wird auch Zeit, denn ausgelöst durch die Klimadiskussion könnten zukünftige Gesetzgebungen auch den Tod für die Hybridtechnologie bedeuten. So planen bereits einige Länder, Autos mit Verbrennungsmotoren in Zukunft komplett zu verbieten.

Hamilton ist überzeugt, dass die Formel 1 auch auf die aktuelle Entwicklung von Renn- und Straßenfahrzeugen einen großen Einfluss gehabt hat. Sogar für die Formel E: "Ich glaube, dass wir bei dem, was man heute in den Autos sieht, und bei der Technologie, die jetzt in der Formel E steckt, eine ernsthafte Rolle gespielt haben. Ich denke, wir waren wirklich an der vordersten Front, um diese Technologie voranzutreiben. Und das sind wir immer noch. Wenn wir diese Technologie weiter entwickeln und vorantreiben, wird sie sich für Straßenautos verbessern."

Formel E "in absehbarer Zukunft nicht die Spitze"

Angesprochen auf einen möglichen Wechsel in die Formel E sagt Hamilton in einem Interview mit dem britischen Lifestyle-Magazin 'Square Mile': "Der einzige Grund, warum das passieren könnte, wäre ein ethischer. Denn Nachhaltigkeit ist etwas, dessen ich mir sehr, sehr bewusst bin. Aber es fällt schwer, Teil einer positiven Veränderung für das Klima zu sein, wenn du immer überall hinfliegst. Die gute Nachricht ist jedoch, dass Mercedes-Benz wirklich Verantwortung für die Nachhaltigkeit in seinem Geschäftsfeld übernimmt und versucht, Teil dieses Wandels zu sein."

"Für mich gibt es ständig Gewissenskonflikte, weil ich Formel-1-Rennwagen fahre, die Emissionen produzieren", fährt Hamilton fort. "Aber sie verwenden einige der fortschrittlichsten Technologien der Welt, die eine positive Veränderung für die Straßenfahrzeuge der Zukunft bewirken können."

Einen Wechsel in die Elektrorennserie als Fahrer schließt er dennoch aus: "Was den Rennsport angeht, so fahre ich an der Spitze des Motorsports, und in absehbarer Zukunft wird die Formel E nicht die Spitze sein", erklärt Hamilton. "Deshalb kann ich mir auch nicht vorstellen, in der Formel E zu fahren. Doch ich könnte mir vorstellen, dass ich im Hintergrund mit dabei bin. Mir gefällt die Idee, wofür sie steht und was sie anstrebt."

Foto: Sergey Savrasov / Spacesuit Media

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