Formel E

Loic Duval "mag die Formel E nicht": Fahrer loben sie, weil sie dafür bezahlt werden

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Drei Saisons fuhr Loic Duval in der Formel E für Dragon Racing - parallel zu seinem Audi-Engagement in der WEC und später in der DTM. In guter Erinnerung geblieben sind ihm seine 28 Rennen in der Elektrorennserie jedoch scheinbar nicht. In einem Interview teilte Duval gegen die Formel-E-Boliden aus, die seiner Meinung nach zu wenig Abtrieb und Leistung bieten. Seinen früheren Kollegen, die sich positiv über die Elektrofahrzeuge äußern, unterstellt er dabei Befangenheit.

Mit einem Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans sowie je einem Titelgewinn in der Langstrecken-Weltmeisterschaft, der Formel Nippon (heute Super Formula) und der Super GT gehört Loic Duval klassenübergreifend zu den erfolgreichsten Automobilrennfahrern der vergangenen 20 Jahre. In der Formel E blieb der Durchbruch für den mittlerweile 38-Jährigen jedoch aus: Lediglich zweimal stand er als Dritter auf dem Podium der Elektrorennserie.

"Ich mag die Formel E nicht, weil die Autos aus meiner Sicht nicht schnell genug sind", sagt Duval bei 'Autosport.com'. "Ich möchte aber klarstellen, dass ich die Orte mag, an denen sie fahren. Das Format und die Rennen in den Städten gefallen mir sehr", so der Franzose weiter, der in der kommenden Saison mit einem Cadillac die Daytona-Prototypen-Klasse der IMSA WeatherTech SportsCar Championship bestreiten wird.

Duval: "Man hat als Fahrer nicht so viel Spaß wie in anderen Autos"

Bei seinen Parallel-Einsätzen in verschiedenen Meisterschaften während seiner Formel-E-Karriere habe er immer mehr Spaß gehabt. "Ich war in der Lage, einige Jahre in der Formel E zu fahren. Ich habe die Möglichkeit gehabt, mich hinter das Steuer zu setzen. Und eben dort hat man als Fahrer nicht so viel Spaß wie in anderen Autos mit mehr Leistung und Grip", beschreibt er das Fahrgefühl.

Anderen Piloten, die sich positiv diesbezüglich äußern, unterstellt er dabei Befangenheit: "Die Fahrer, die heute sagen, dass die Formel E toll zu fahren ist, tun das, weil sie in der Meisterschaft sind und dafür bezahlt werden. Also können sie natürlich nicht dagegen sein. Aber es kann nie so viel Spaß machen wie ein LMP-Auto, ein DTM-Auto oder ein Super-GT-Auto, das ist klar."

Aufgrund der Batteriekapazität war die Leistung während seiner Zeit in der Formel E auf 170 kW (231 PS) im Rennen begrenzt. Die profilierten Allwetterreifen von Einheitsausrüster Michelin boten relativ wenig Haftung, verglichen mit den Slicks in anderen Rennserien. Seine Kritik bezieht sich daher nicht auf Elektrofahrzeuge generell, sondern ausdrücklich auf das Leistungs- und Gripniveau der Formel E. "Mit einem Elektroauto kann man trotzdem eine Menge Spaß haben. Wenn das Gesamtpaket viel Grip und Leistung bietet, kann man sicher viel Spaß damit haben."

Audi-Pilot Rene Rast widerspricht: "Ich liebe es"

Rene Rast widerspricht Duvals Aussage hingegen: "Natürlich ist ein Formel-E-Auto langsamer und hat keinen Sound. Das heißt aber nicht, dass es keinen Spaß macht, es zu fahren", so der Audi-Werkspilot und DTM-Champion der Jahre 2017, 2019 und 2020. "Ich denke, jeder Rennwagen macht Spaß zu fahren. Wenn ich dich in ein Rennauto wie einen Formel-E-Boliden setze, wirst du es wie verrückt genießen."

"Aber klar, wenn du ein Prototypen-Auto mit Abtrieb und Leistung fährst, dann ist das Formel-E-Auto im Vergleich dazu schon etwas anderes. Aber ich muss sagen, wenn es um das Rennfahren, das Reifen- und Energiemanagement geht, ist die Formel E sehr viel strategischer für die Fahrer ausgerichtet. Man hat als Fahrer so einen großen Einfluss auf das Rennergebnis. Für mich persönlich macht es sehr viel Spaß, weil ich jemand bin, der viele Dinge im Detail analysiert - ich liebe es", so Rast.

Felix da Costa: "Eine Herausforderung, auf Straßenkursen zu fahren"

Auch andere aktuelle Formel-E-Piloten stimmen den Aussagen von Duval nicht zu. So twitterte Rasts Teamkollege Lucas di Grassi: "Wenn man ein paar Millionen dafür bezahlt bekommt, Rennwagen durch die beeindruckendsten Städte der Welt zu fahren, Kopf an Kopf mit hochtalentierten Fahrern... und nebenbei nachhaltige Technologie promoten kann... Ich schätze, es gibt schlimmere Jobs da draußen..."

Auch der amtierende Formel-E-Champion Antonio Felix da Costa stimmt dem zu. "Die Formel E bietet eine ziemlich gute Kombination von Auto und Strecke und dazu eine wirklich coole Show", so der DS-Techeetah-Pilot. "Es ist eine Herausforderung, auf Stadtkursen zu fahren. Und vor allem ist es eine Bühne für die Hersteller, um ihre Straßenautos zu präsentieren und zu entwickeln. Das Wichtigste ist, die Welt der Mobilität in die richtige Richtung zu lenken."

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