Long Beach ePrix: Die große Rennvorschau
Tobias Bluhm
Die erste Hälfte der zweiten Formel-E-Saison ist vorbei und die Teams begeben sich zum sechsten Saisonlauf nach Long Beach. Auf der historischen Piste im Hafen der Stadt findet das in diesem Jahr einzige US-Gastspiel der Serie statt. Gleichzeitig ist der ePrix an der Pazifikküste das letzte Saisonrennen auf dem amerikanischen Kontinent.
Im vergangenen Jahr feierte Nelson Piquet jr. in Long Beach seinen ersten Sieg in der elektrischen Rennserie - 30 Jahre nachdem sein Vater an selber Stelle sein erstes Formel-1-Rennen gewann. Der NextEV-Fahrer setzte damit den Grundstein für seinen Titelgewinn. Der Deutsche Daniel Abt hat an Long Beach ebenfalls gute Erinnerungen, denn der 23-Jährige holte 2015 seine erste Pole-Position in der Formel E. Im Rennen wurde er allerdings wegen zu hohen Energieverbrauchs bestraft und kam letztendlich nur auf Platz 15 ins Ziel.
Stadt, Land, Fluss…
Einst besiedelten das Gebiet an der Pazifikküste die Tongva-Indianer, ehe 1880 die Stadt Long Beach - damals unter dem Namen Willmore City - gegründet wurde. Den Namen verdankt die elegante Stadt ihrem elf Kilometer langen Sandstrand. Rund 460.000 Leute leben heutzutage in der Stadt an der US-Westküste - etwa so viele wie in Duisburg.
Long Beach ist ein El Dorado für Touristen. Die moderne und saubere Innenstadt, der Hafen, das Pazifikaquarium direkt am Meer und nicht zuletzt das Hotelschiff Queen Mary, welches nach dem zweiten Weltkrieg in Long Beach seinen letzten Ankerplatz erhielt, locken jedes Jahr hunderttausende Touristen an. Auch das jährliche IndyCar-Rennen holt bis zu 300.000 Zuschauer in die Stadt.
Berühmte Söhne der Stadt unweit Los Angeles sind unter anderem der zweimalige Oscar-Preisträger Nicolas Cage, der Rapper Snoop Dogg und die Rallye-Legende Ken Block.
Was seit dem letzten Saisonlauf passierte
Seit dem Rennen in Mexiko stand die Formel-E-Welt nicht still: Der Berlin ePrix ist beschlossene Sache. Vor zwei Wochen wurde das Rennen in der deutschen Hauptstadt endgültig vorgestellt. Das einzige Deutschland-Rennen findet am 21. Mai in unmittelbarer Nähe des Alexanderplatzes statt.
Ferner eröffnete die FIA ein Ausschreiben für neue Chassis- und Batteriehersteller ab der fünften Saison. Mehrere Kandidaten seien bereits in der engeren Auswahl, heißt es. Die Chassis sollen ab der fünften Saison futuristischer aussehen und weniger Luftwiderstand bieten, während die Batterien mehr Leistung bekommen.
Zeitplan 2016 (alle Angaben MESZ):
1. Freies Training - 17:15 bis 18:00 Uhr
2. Freies Training - 19:30 bis 20:00 Uhr
Qualifikation - 21:00 Uhr
Rennen - 01:00 Uhr (41 Runden)
Formel E im Fernsehen bei Eurosport & als Stream bei e-Formel.de
Auch aus Long Beach überträgt Eurosport wieder ins deutsche Free-TV. Die Sendung startet jedoch erst am frühen Sonntagmorgen um 0:15 Uhr mit einer Aufzeichnung der Qualifikation vom Vorabend und einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse aus den Trainings. Oliver Sittler kommentiert das Geschehen abermals gemeinsam Timo Scheider.
Um 0:45 beginnt dann die Übertragung des Rennens aus Kalifornien. Dementsprechend gibt es wie zuletzt einen 15-minütigen Vorlauf zum Rennen, ehe der ePrix von der ersten bis zur letzten Runde live übertragen wird. Die übrigen Sessions (Training und Qualifying) überträgt Eurosport zwar ebenfalls im kostenpflichtigen Eurosport Player, jedoch könnt ihr diese auch kostenlos im Livestream auf 'e-Formel.de' verfolgen.
Strecke
Das Rennen in Long Beach hat in der US-IndyCar-Serie seit Jahrzehnten Tradition. Die Formel E bedient sich einer leicht abgeänderten Variante der Strecke, verzichtet auf den westlichen Teil des Kurses und biegt vor dem Springbrunnen rechts ab. Die Autos passieren eine sehr wellige Straße entlang des Convention-Centers und biegen abermals rechts ab. Im dritten Sektor laufen der IndyCar- und Formel-E-Kurs dann wieder zusammen.
Gerade einmal sieben Kurven umfasst die Piste am Hafen der Stadt. Eine Runde kommt auf eine Gesamtlänge von 2,131 Kilometern, was nur minimal länger als die Piste in Mexiko-Stadt ist. Das Rennen wird entsprechend über 41 Runden gehen.
"Die Strecke fühlt sich anders an", weiß auch NextEV-Pilot Nelson Piquet jr. "Long Beach ist viel breiter als die anderen Kurse im Kalender. Hinzu kommt, dass es auf den langen Geraden und in den schnellen Schikanen nicht so viele Bodenwellen gibt und die Strecke nicht so technisch ist. Hoffentlich passt das besser zu unserem Auto."
Wetter
In Long Beach erwartet die Teams der Frühling. Bei angenehmen Temperaturen zwischen 21 und 25 Grad ist mit strahlendem Sonnenschein zu rechnen. Lediglich gegen Rennende könnten ein paar Wölkchen aufziehen, die aber keinen Regen mit sich bringen sollen.
Prognose
Der e.dams-Fahrer Sebastien Buemi biss sich zuletzt in Mexiko die Zähne an Jerome d'Ambrosio aus, nachdem er nach einem Fehler im Qualifying von Startplatz fünf aus ins Rennen gehen musste. Währenddessen profitierte Lucas di Grassi (Abt) unter anderem vom FanBoost und dem restlichen Feld enteilen. Der spätere Sieg wurde ihm jedoch aberkannt.
Ähnlich könnte es auch in Long Beach werden. Sollte Buemi wieder Pech in der Qualifikation haben, gibt es mit Dragon und Abt gleich zwei Teams, die profitieren könnten. Schafft Buemi hingegen eine saubere Qualifikation, ist der Schweizer klarer Favorit. Doch die überragende Dominanz von di Grassi in Mexiko-Stadt zeigte auch: Die Performance von Abt ist nicht zu unterschätzen.
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