Lotterer könnte Askew-Nachfolge bei Andretti antreten: "Möchte Formel E nicht komplett hinter mir lassen"
Tobias Wirtz
Vier Formel-E-Rennen wird Andre Lotterer noch für das Porsche-Werksteam bestreiten, bevor er seinen Sitz abgeben und den von Penske durchgeführten Werkseinsatz der Zuffenhausener in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC unterstützen wird. Der gebürtige Duisburger will sich jedoch nicht ganz aus der Elektroserie verabschieden, sondern plant, Porsche in der Formel E auch in Zukunft zu helfen.
"Ja, ich bin auf jeden Fall voller Vorfreude", berichtet Andre Lotterer bei 'Autosport' über seine Rückkehr in den Langstreckensport und nach Le Mans. "Da komme ich her, und als Audi aufhörte, bin ich zu Porsche gegangen. Das war immer ein Traum von mir war, und wir waren nahe dran, 2017 zusammen zu gewinnen. Aber wir haben es nicht geschafft."
Eine offene Rechnung, die der 40-Jährige gern begleichen würde: "Jetzt ist die Gelegenheit also wieder da. Wir haben uns zusammengesetzt, als das eine Option wurde, und gemeinsam entschieden, dass wir das zusammen machen. Es ist wirklich schön, diese Möglichkeit wieder zu haben. Porsche in Le Mans ist etwas Einzigartiges, und ich bin motiviert, wieder in Le Mans anzutreten."
Nicht das Ende?
Obwohl Porsche bereits bekannt gegeben hat, dass Lotterer das Formel-E-Team nach der laufenden Saison als Stammfahrer verlassen wird, gibt es für ihn weiterhin Optionen in der Elektroserie. "Wir schauen noch, wie mein Engagement in der Formel E weitergehen kann", erklärt Lotterer. "Denn mit der Erfahrung, die ich mit dem Team habe, möchte ich sie so gut wie möglich unterstützen, um das bestmögliche Team zu sein. Ich möchte also nicht vollständig wechseln und die Formel E komplett hinter mir lassen."
Noch steht die Position, die Lotterer in der kommenden Saison bekleiden könnte, jedoch nicht fest. Vom Entwicklungsfahrer über einen sportlichen Berater beim Werksteam bis hin zum Stammfahrer für das Porsche-Kundenteam Andretti ist alles denkbar. "Schauen wir mal. Aber jetzt konzentrieren wir uns noch auf die Meisterschaft. Es wird zwar stressig, aber wir haben noch Zeit, um zu sehen, wie wir das Team und Porsche im Allgemeinen unterstützen können."
Bei Andretti könnte Lotterer die Nachfolge von Oliver Askew antreten. Der US-Amerikaner, der vor der Saison als Wunschkandidat von Teambesitzer Michael Andretti galt, hat in seiner Debütsaison nicht überzeugen können. So hat Askew bislang nur zwei Punkte erzielt und wartet bereits seit dem Saisonauftakt in Diriyya auf ein weiteres Top-10-Ergebnis.
Andretti: Dennis verlängert, zweites Cockpit noch vakant
Sein Teamkollege Jake Dennis hingegen steht bei 42 Zählern. Wenig überraschend kommt daher, dass Dennis für die kommende Saison bei Andretti gesetzt ist, während Askews Chancen auf einen Verbleib deutlich geringer sind.
"Jake hat einen großartigen Job für uns gemacht. Er hat das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht, besonders im Qualifying", beschreibt Michael Andretti bei 'Autosport' die Leistungen von Dennis in der laufenden Saison. "Wir sind froh, dass er ein Teil von uns bleibt."
"Wir arbeiten an der Besetzung des zweiten Cockpits. Wir wissen noch nicht, was wir tun werden", so Andretti weiter. "Es war ein frustrierendes Jahr für ihn (Askew). Ich denke, wir haben alle ein bisschen mehr erwartet. Vor allem, weil ich weiß, dass er ein wirklich kluger Junge ist."
"Er ist für uns in der Indy Lights gefahren und hat dort die Meisterschaft gewonnen, und er war in der IndyCar sehr schnell", erzählt Andretti. "Ich glaube, er hatte einfach Probleme mit den Reifen und mit der Abstimmung. Vor allem im Qualifying, denn im Rennen ist seine Pace gut. Er arbeitet sich im Rennen immer nach vorn, aber im Qualifying ist er am frustriertesten. Ich glaube, es liegt einfach daran, dass er die Reifen nicht ins richtige Fenster bringt, wenn er seine Runde beginnt." Es sei jedoch ein Aufwärtstrend zu beobachten.
Stillstand mit BMW, Hoffnung auf Porsche
Ein Hauptgrund für die durchwachsene Andretti-Saison 2022 scheint der werksseitige Ausstieg von Antriebslieferant BMW zu sein. Die Münchner stellen Andretti zwar noch die Motoren und Inverter zur Verfügung, haben die wichtige Weiterentwicklung im Bereich der Software aber stark heruntergefahren, wenn nicht sogar ganz eingestellt.
"Wir sind so ziemlich auf dem Stand des ersten Rennens, was auch der Stand des letzten Rennens des letzten Jahres ist", erklärt Andretti. "Unsere Konkurrenten haben bei der Entwicklung ihrer Antriebe große Fortschritte gemacht. Je weiter das Jahr voranschreitet, desto schwieriger wird es also für uns. Im Rennen scheinen wir wirklich am meisten zu kämpfen zu haben, weil wir unsere Energie nicht so sparen können, wie es die anderen können. Aber wir wissen auch, dass es nur ein Übergangsjahr ist. Und wir freuen uns sehr auf die Partnerschaft mit Porsche."
Im Rahmen des Berlin E-Prix haben Andretti und Porsche ihre Partnerschaft für die ersten beiden Jahre der Gen3-Ära der Formel E bekannt gegeben. Das erste Rennen für Andretti-Porsche findet im Januar 2023 in Mexiko-Stadt statt.
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