Formel E

Lucas di Grassi fordert Funkverbot für Formel E

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Die Formel E und der Teamfunk - bislang eine unzertrennliche Paarung. Schließlich nutzten die Piloten der Elektroserie in den letzten vier Jahren aufgrund eines Live-Telemetrie-Verbots den Boxenfunk nahezu ununterbrochen, um dem Team hinter der Boxenmauer ihren aktuellen Energie-Stand durchzugeben. Oft passten die Ingenieure dank der Daten ihrer Fahrer noch während des Rennens strategische Züge wie den Zeitpunkt des Boxenstopps an.

Im Interesse der Spannungssteigerung der Rennen werden nun allerdings erste Stimmen laut, die sich für ein Funkverbot in der Formel E aussprechen. Ausgerechnet Ex-Formel-E-Meister Lucas di Grassi, der schon mehrmals von ad-hoc-Strategieänderungen profitieren konnte, ist einer der prominentesten Vertreter dieses Ansatzes.

"Warum sollte man die Kommunikation zwischen Team und Fahrer nicht einfach komplett kappen? Dann hätten wir auch nicht die Gefahr von "Mission Control"-Ingenieuren, die aus den Teamwerken unterstützend einwirken können", erklärt der Brasilianer seine Idee bei 'e-racing365'. Im Rahmen der Valencia-Testfahrten vor einigen Wochen tauchten die Sorgen um "Missionszentren", wie sie beispielsweise von Mercedes in der Formel 1 genutzt werden, wiederholt auf.

"Ich glaube", so di Grassi, "dass das der richtige Weg ist. Es würde mehr auf den Fahrer ankommen. Jeder müsste seine eigene Strategie entwickeln und das Renngeschehen um sich herum im Auge behalten. Es gäbe keinen Teamorder-Bullshit, jeder muss seine Probleme allein lösen. Wir würden einfach nur Rennen fahren."

Gerade aus Sicht einer drohenden Kostensteigerung für die Teams könnte ein derartiges Funkverbot Sinn ergeben. Zwar gibt es in der Formel E Berichten zufolge noch immer eine Kostenobergrenze von drei Millionen US-Dollar pro Jahr für die Teams. Den Motorenherstellern steht es hingegen offen, wie viel sie in die Antriebsstränge investieren. Bei engen Beziehungen wie bei ABT und Audi, e.dams und Nissan oder DS und Techeetah könnte ein "Missionszentrum" theoretisch auch auf den Hersteller umdisponiert werden - ohne die Kostengrenze der Rennställe zu überschreiten.

"Ich bin gegen alle Fahrhilfen"

Vom Funkverbot ausgeschlossen wäre laut di Grassi die Kommunikation zwischen dem Fahrer und der Rennleitung. Im Falle einer Full-Course-Yellow-Phase, die der Rennleiter nach Unfällen ausrufen kann, müsse die Kommunikation sichergestellt sein. Der 34-Jährige erklärt: "Ich bin nicht nur gegen das Teamradio, sondern gegen alle Fahrhilfen. Für mich ist ein andauernder Dialog zwischen Fahrer und Team auf jeden Fall eine Fahrhilfe. Deswegen denke ich, dass die Formel E ein solches Funkverbot aussprechen sollte."

Wie realistisch di Grassis Ansatz in den kommenden Jahren sein wird, steht vorerst jedoch in den Sternen. Gerade in der anstehenden Saison 2018/19 wird dem Boxenfunk nämlich eine weitaus größere Rolle zuteil, da das neue Rennformat der Elektroserie einige zusätzliche strategische Hürden für die Teams aufstellt.

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