Formel E

Lucas di Grassi: Gen3-Fahrzeug "nicht dafür gemacht, um auf klassischen Rennstrecken zu fahren"

Timo Pape

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Motorsportfans, die sich erstmalig mit der Formel E befassen, fragen häufig, warum die Elektroserie nicht einfach auf klassischen Rennstrecken wie etwa dem Nürburgring fahre. Der Grund liegt in den Kernwerten der Formel E: Die Meisterschaft will direkt im Stadtzentrum neue Zielgruppen erschließen und die Elektromobilität dort bewerben, wo sie am relevantesten ist. An diesem Grundsatz ändert auch das neue Gen3-Auto nichts, das voraussichtlich ab Ende dieses Jahres zum Einsatz kommen wird.

Die dritte Fahrzeuggeneration bekommt ein vollständig neues Chassis und deutlich mehr Leistung spendiert (350 statt bisher 250 kW). Im Zuge dessen kam in den vergangenen Monaten immer wieder die Frage auf, ob die Formel E damit nicht aus ihren engen und tendenziell kurzen Kursen herauswachse und auf traditionelle Strecken wechseln sollte.

In den Augen von Lucas di Grassi ist dies ein Trugschluss. Bei 'Motorsport.com' argumentiert der Venturi-Pilot: "Ich glaube, da gibt es ein kleines Missverständnis. Auch wenn wir im Grunde mehr Power mit dem Gen3-Auto haben werden, bleibt die Energiemenge ziemlich ähnlich verglichen mit dem, was wir aktuell haben."

An der Batteriekapazität, also den nutzbaren Kilowattstunden, ändert sich mit dem Gen3-Auto tatsächlich kaum etwas, auch wenn der Akku gleichzeitig deutlich an Gewicht verliert. Andererseits steigt die Rekuperationsleistung beim Bremsen von 250 auf 600 kW bemerkenswert an, hinzu kommen Schnellladeboxenstopps.

Den Fahrern wird letztlich also durchaus etwas mehr Energie zur Verfügung stehen. Trotzdem sei das Fahrzeug sei nicht dafür konzipiert worden, auf einer vollständigen klassischen Rennstrecke wie etwa im Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexiko-Stadt Rennen zu fahren, erläutert di Grassi.

"Manche Strecken waren schon mit dem Gen2-Auto ziemlich eng"

"Das Auto ist eigentlich sogar kleiner, kürzer und hat einen geringeren Radstand (als das aktuelle), um besser auf Straßenkursen zu funktionieren", so der Brasilianer weiter. "Obwohl das Auto über 320 km/h fahren kann, ist die Übersetzung des Getriebes und alles andere nach wie vor dafür gemacht, um auf Kursen im Stadtzentrum zu fahren."

Die Formel E bleibt somit ihrem Kredo, sich auf enge Stadtstrecken zu konzentrieren, auch in der Gen3-Ära treu. Dennoch bedarf es bei manchen Kursen einer Anpassung, meint di Grassi.

"Manche Strecken wie Paris waren schon mit dem Gen2-Auto ziemlich eng - die muss zum Beispiel ein bisschen länger werden. Insgesamt verstehe ich das Konzept des (Gen3-) Fahrzeugs aber so, dass es nicht dafür gemacht wurde, um auf klassischen Rennstrecken zu fahren."

Die Gen3-Ära startet mit Beginn der neunten Meisterschaftssaison voraussichtlich noch Ende 2022. Im Mai erhalten die eingeschriebenen Hersteller ihre ersten Fahrzeuge, um den selbst entwickelten Antriebsstrang bei Realbedingungen zu testen. Ein vorläufiger Rennkalender für die kommende Saison wird voraussichtlich im Juni erscheinen.

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