Lucas di Grassi will Heimrennen: "Brasilien für Formel E ein riesiger potenzieller Markt"
Tobias Bluhm
Lucas di Grassi ist einer von nur wenigen Fahrern, die bislang an jedem Rennen in der Formel E teilgenommen haben. Der Meister der Saison 2016/17 wartet trotzdem noch immer auf einen ersten E-Prix in seinem Heimatland Brasilien. 2021 könnte sein Traum unter Umständen zur Realität werden, denn möglicherweise springt Rio de Janeiro als Ersatzrennen für den Santiago E-Prix ein. Brasilien sei für die Formel E "ein riesiger potenzieller Markt", findet di Grassi.
In den vergangenen Jahren wurde bereits zweimal ein Rennen in Brasilien angekündigt. So sollte die Elektroserie schon in der ersten Formel-E-Saison 2014/15 in Rio de Janeiro gastieren. Allerdings wurde der Meisterschaftslauf kurz vor der Bekanntgabe des finalen Rennkalenders aus dem Reiseplan gestrichen. 2018 hätte dann ein Rennen in Sao Paulo stattfinden sollen. Da das Gelände, auf dem die Strecke aufgebaut werden sollte, zu diesem Zeitpunkt jedoch privatisiert wurde, musste auch dieses Rennen kurzfristig abgesagt werden.
Nun steht Rio erneut im Zentrum der Kalender-Planungen für die nächste Saison. Gemeinsam mit Ex-Formel-E-Fahrer Nelson Piquet jr. planen lokale Veranstalter einen E-Prix auf dem Jacarepagua-Gelände im Zentrum von Rio de Janeiro.
"Es gibt Interessenten, die die Formel E in Rio haben wollen", bestätigt Lucas di Grassi im Interview mit 'e-Formel.de'. "Brasilien ist ein riesiger potenzieller Markt für die Formel E. Zwar fahren Felipe Massa und ich in der Serie. Trotzdem ist die Formel E in Brasilien noch stark unterentwickelt. Kaum einer kennt unsere Meisterschaft."
Diskussionen über 3 Streckenoptionen
Es gebe derzeit drei Optionen für die Formel E, über die derzeit in Rio diskutiert werde: Der Yachthafen Marina da Gloria, das Fußballstadion Maracana und der Olympia-Park von 2016. Dort befand sich bis 2012 eine Rennstrecke, die jedoch für die Anlagen der Olympiade weichen musste. "Dort ergibt es finanziell wohl am meisten Sinn", weiß di Grassi.
"Für Strecken an den anderen zwei Orten muss man Straßen sperren und einige zusätzliche Sachen organisieren. Rio ist zudem wahrscheinlich der brasilianische Bundesstaat, dem es finanziell am schlechtesten geht. Der Olympia-Park ist deshalb wohl die beste Lösung. Heutzutage ist das Gelände ungenutzt, obwohl dafür Milliarden investiert wurden. Das wäre eine gute Möglichkeit, um den Tourismus zurückzubringen. Man könnte auch einige alte Anlagen nutzen, zum Beispiel das Pressezentrum der Olympischen Spiele. Schauen wir mal!"
"Chancen stehen bei 30, 40 Prozent"
Allzu große Chancen rechnet di Grassi einem Rio E-Prix jedoch noch nicht zu. "Meine Hoffnungen sind wahrscheinlich größer als die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich passiert. Ich würde sagen, die Chancen stehen im Moment bei 30, 40 Prozent", sagt der 35-Jährige. "Es ist zwar nicht mein Job, weil ich noch viele andere Sachen zu tun habe. Ich will kein Promoter sein. Aber wenn sie meine Hilfe bei der Streckenplanung benötigen oder einen Kontakt brauchen, helfe ich natürlich gern. Für mich wäre es toll, wenn das Rennen Realität würde."
Mit der Organisation des Rennens in Rio ist eigentlich ein alter (ungeliebter) Weggefährte di Grassis beauftragt: Nelson Piquet jr. Gemeinsam mit seinem Vater soll der ehemalige Jaguar-Pilot die Elektroserie nach Brasilien holen. Di Grassi fokussiert sich währenddessen weiterhin auf die aktuelle Formel-E-Saison. Dort steigt er voraussichtlich zum nächsten Mal am 21. Juni ins Fahrzeug, wenn in Berlin der sechste Meisterschaftslauf der Saison 2019/20 stattfinden soll.
Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media
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