Mahindra in Gen4-Ära Kundenteam? Teamchef Frederic Bertrand beschreibt Für & Wider des Herstellerstatus
Jasmin Fromm

Craig Evans / Spacesuit Media
Obwohl der Einsatz der vierten Generation der Formel-E-Boliden erst für die Saison 13 (2026/2027) angesetzt ist, sind die Planungen schon im vollen Gange. Mahindras Teamchef Frederic Bertrand verriet gegenüber Motorsport Magazin, dass die Inder mit dem Gedanken spielen, Kundenteam zu werden. Die hohen Kosten als Werksteam und sportliche Faktoren spielen bei der Entscheidung eine Rolle. Aber: "Wenn wir als Hersteller bleiben können, wollen wir das tun."
Auf die aktuell in der Formel E vertretenen Hersteller geschaut, haben fünf der sechs davon sich bereits für die Gen4-Ära der Elektro-Rennserie bekannt: Porsche, Jaguar, Nissan, Stellantis und Lola Yamaha werden alle in der übernächsten Saison als Hersteller an den Start gehen. Nur beim indischen Team Mahindra Racing ist die Zukunft noch unklar. Es spielt mit dem Gedanken, erstmals seit Saison 1 wieder Kundenteam zu werden.
Wie Bertrand beschreibt, ist die Entscheidung von zwei Aspekten geprägt: dem sportlichen und dem finanziellen Aspekt. "Das Kundenteam ist günstiger", legt er dar. Durch den Kauf des Antriebsstrangs eines Herstellers kann der finanzielle Aufwand für die Entwicklung einer eigenen Technologie eingespart werden. Man "kürzt damit das Budget um die Hälfte", erklärt er.
"Es ist immer noch besser, ein Hersteller zu sein"
Er sieht allerdings auch den sportlichen Aspekt, denn die Ergebnisse von Kundenteams fallen in der Regel nicht ganz so gut aus wie die von Herstellern. Der Blick auf die Team-WM der Formel-E-Saison 2024/25 zeigt, dass bei Porsche, Jaguar und Nissan die Werksteams die Saison alle vor ihren Kundenteams abschließen konnten.
In der Vergangenheit hatte Mahindra mit ABT ein Kundenteam an seiner Seite. Dies nahm jedoch kein gutes Ende, als die Zusammenarbeit vorzeitig beendet wurde. "Beide Seiten haben eine etwas andere Performance erwartet, und keiner ist glücklich", erklärte ABT-Teamchef Thomas Biermaier damals gegenüber Autosport. Ein Kundenteam kann bei der Weiterentwicklung und Verbesserung des Antriebs helfen, indem mehr Autos Informationen liefern, und nicht nur die zwei Werksfahrzeuge.
Doch in der vergangenen Saison ist das indische Team allein an den Start gegangen. "Vier Autos statt zwei Autos auf der Strecke zu haben, hätte uns in dieser Saison wahrscheinlich geholfen, schneller zu performen", gibt Bertrand zu. Mehr Fahrzeuge bedeuten mehr Informationen zu Reifentemperaturen, Reifenmanagement, Reifendruck und anderen Parametern. Genau diese extra Daten fehlen Mahindra aktuell, und eine späte Entscheidung könnte die Suche nach einem neuen Kundenteam zusätzlich erschweren.
Auch der Punkt der Entwicklung des Antriebsstranges ist nicht unerheblich: Bei der Konkurrenz ist die Entwicklung des Antriebs für die 13. Saison bereits im vollen Gange. Ob dieser Rückstand noch aufgeholt werden kann, sollte Mahindra Werksteam bleiben, ist fraglich. Falls Mahindra den Weg eines Kundenteams gehen sollte, "dann mit jemandem, der uns ein gutes Paket liefern kann", heißt es von Bertrand.
Wiederaufbau von Mahindra erst zu einem Drittel abgeschlossen
Trotz des fehlenden Kundenteams verzeichnete Mahindra in Saison 11 eine sportliche Verbesserung: fünf Podestplätze und der vierte Rang in der Weltmeisterschaftswertung. Damit übertraf das Team sogar das selbst gesteckte Ziel einer Top-5-Platzierung. Bertrand führt diesen Fortschritt auf personelle und strukturelle Veränderungen zurück.
"Die meisten Leute hatten die Fähigkeiten, aber nicht mehr unbedingt die Motivation oder den Glauben", so der Franzose. Wer nicht den nötigen Ehrgeiz aufwies, musste das Team verlassen. Der Wiederaufbau sei jedoch erst zu einem Drittel abgeschlossen. "Das zweite Drittel ist, in die Top 3 der WM zu kommen, und das letzte Drittel ist, Weltmeister zu werden", formuliert Bertrand. Angesichts der Konkurrenz von Porsche bis Nissan ein ambitioniertes Ziel.
Spätestens bis Ende des Jahres soll Klarheit über die Gen4-Zukunft herrschen. Egal, ob als Hersteller oder Kundenteam - Mahindra will auch in Zukunft ein fester Bestandteil der Formel E bleiben. Für Bertrand steht fest: "Würden wir all das hier tun, wenn wir glauben würden, dass wir es nicht schaffen können?"
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben