Formel-E-Einstieg möglich, doch Ferrari müsste "Unterschied machen"
Timo Pape
Ferrari könnte eines Tages in die Formel E einsteigen. Allerdings nur dann, wenn die Fahrzeug-Technologie weiter reift, und die Hersteller so viel Entwicklungsfreiheit bekämen, um "den Unterschied" ausmachen zu können. Das sagte Ferrari-CEO Sergio Marchionne während einer Telefonkonferenz mit Investoren, wie 'ESPN' berichtet. Schon im November hatte der Italiener erstmals Ferraris grundsätzliches Interesse an der Formel E bestätigt.
An der Haltung von damals hat sich nichts Grundlegendes verändert. Marchionne legt die Gründe für die abwartende Haltung Ferraris jedoch ausführlicher dar: "Die Formel E ist momentan immer noch weit weg von dem, was ich erwarten würde", sagt der 64-Jährige. Zudem sei die Technologie auf der Strecke derzeit noch nicht relevant genug, um sie auf der Straße zu nutzen. Schließlich hält der Einheitsakku bislang nur ein halbes Rennen durch. "Die Tatsache, dass man wegen der kurzen Lebensdauer der Batterie während des Rennens das Auto tauschen muss, hilft nicht gerade."
Die Formel E ist seit ihrer ersten Saison 2014 mit einer 28 kWh starken Einheitsbatterie von Williams Advanced Engineering unterwegs. Dass ihre Energiemenge für keine ganze Renndistanz ausreicht, bemängelten bereits andere Hersteller wie etwa BMW. Zur fünften Saison, also ab Herbst 2018, wird McLaren Applied Technologies allerdings einen neuen Einheitsakku (54 kWh) für alle Teams zur Verfügung stellen. Zwar soll dieser ein ganzes Rennen durchhalten, eine eigene Batterie dürfte Ferrari aber nach wie vor nicht entwickeln.
Gleiches gilt für die Aerodynamik. Von Beginn an setzt die Formel E auf ein Einheitschassis. Teams dürfen lediglich kleine Setup-Veränderungen an Front- und Heckflügel vornehmen - ebenfalls ein Punkt, den Marchionne schon 2016 kritisierte. Ob die Formel E von ihrem Grundsatz abweichen würde, ausschließlich für Elektroautos relevante Komponenten zur Entwicklung freizugeben, ist zweifelhaft. Ferrari könnte sich nach aktuellem Stand lediglich durch den Antriebsstrang auszeichnen, wobei Wettbewerber wie Renault mehrere Jahre Entwicklungsvorsprung hätten.
"Nichtsdestotrotz schauen wir uns dieses Thema weiterhin an", sagt Marchionne und hält damit die Hoffnungen vieler Formel-E-Fans am Leben. "Ich habe die Idee noch nicht aufgegeben, eines Tages möglicherweise in die Serie einzusteigen. Aber erst wenn die Parameter so stehen, dass Ferrari effektiv den Unterschied machen kann. Solang wir das nicht können, sollten wir auch nicht teilnehmen."
Bislang hat Ferrari noch kein reines Elektroauto vorgestellt. Lediglich der Hybridwagen LaFerrari setzt zum Teil auf Elektropower. Allerdings muss auch die Traditionsmarke aus Maranello ihre Flottenemissionen in den kommenden Jahren reduzieren, weshalb mittelfristig mit einem Elektro-Ferrari zu rechnen sein dürfte. Vielleicht ist die Technologie in der Formel E dann ja auch schon weiter ausgereift...
Foto: Ferrari
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