Formel E

Maro Engel: "Formel E nicht zu langsam"

Svenja König

Svenja König

Die Formel E wird von Motorsportfans und Funktionären nach wie vor oft belächelt, kritisiert oder nicht richtig ernst genommen. Kritikpunkte sind mangelnder Sound, zu langsame Autos, angeblich zweitklassige Fahrer, fehlende Fans und ausschließlich Rennen auf Stadtkursen. Immer wieder steht öffentliche Kritik auf der Tagesordnung für die Elektroserie - wohl häufiger als den Verantwortlichen lieb ist.

Dabei sind gerade Argumente wie zu langsame Autos völlig unbegründet. Offensichtlich kann ein Formel-E-Auto mit einer Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h nicht an den Top-Speed von 370 km/h eines Formel-1-Boliden heranreichen. Aber auch ein Formel-1-Auto würde auf einer Strecke der Formel E nicht annähernd an diese Geschwindigkeiten herankommen. Mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2,9 Sekunden sind die Formel-E-Autos zudem nur minimal langsamer als die Formel-1-Autos.

"Natürlich sind Formel-E-Fahrzeuge nicht dafür ausgelegt, in Monza ewig lange Geraden zu fahren, sondern für Stadtkurse. Aber dann zu sagen, dass die Formel-E-Autos zu langsam seien, trifft definitiv nicht zu", äußert sich Maro Engel gegenüber 'Motorsport-Magazin.com'.

Dies bestätigen die Rundenzeiten aus Marrakesch. In der letzten Saison waren die dort gefahrenen Zeiten der Formel E sowohl im Qualifying als auch im Rennen schneller als die der Tourenwagenweltmeisterschaft WTCC, die auf selber Strecke fährt. "Es herrscht dieses falsche Vorurteil nach dem Motto: 'Die fahren nicht mit Vollgas Rennen'. Das ist kompletter Schwachsinn. Wir fahren absolut am Limit und alles, was geht", versichert der Venturi-Stammfahrer.

Auch in anderen Rennserien sind Stadtkurse sehr beliebt. In der Formel 1 gelten Monaco und Singapur als Paradebeispiele. In der DTM ist der Norisring die Lieblingsstrecke vieler Fahrer und sogar die überwiegend auf Rundkurse ausgelegte IndyCar bedient pro Saison mehrere Stadtkurse, beispielsweise St. Petersburg (Florida), Detroit (Michigan), oder Toronto (Ontario, Kanada). Trotzdem werden die Rennstrecken der Formel E immer wieder kritisiert.

"Die Stadtkurse sind für mich persönlich ein wichtiger Grund, warum es so viel Spaß macht, Formel E zu fahren", widerspricht der Münchner den Kritikern, "das ist die reinste Form von Motorsport, wenn du auf einem Stadtkurs ohne Auslaufzonen fährst und entweder auf der Strecke oder in der Wand bist."

Es liegt auf der Hand, dass die Formel E momentan noch nicht über ein so erstklassiges Fahrerfeld wie die Formel 1 verfügt, dennoch kann es sich sehen lassen. Viele ehemalige Formel-1-Fahrer finden sich heute in der Formel E wieder, so zum Beispiel Sebastien Buemi, Nick Heidfeld, Nelson Piquet jr. und Jean-Eric Vergne. Zusätzlich fahren einige Piloten, die bereits aus dem Tourenwagensport (gerade der DTM) bekannt sind, in der Elektroserie. So beispielsweise Antonio Felix da Costa, Tom Blomqvist, Felix Rosenqvist, Edoardo Mortara, Maro Engel. Hinzu kommt der mehrfache Le-Mans Sieger Andre Lotterer.

Das Sound-"Problem" scheint allerdings ungelöst zu bleiben. "Wer nur wegen des Sounds zum Motorsport geht, kommt wahrscheinlich nicht auf seine Kosten", gibt Engel zu. Obwohl vermerkt werden müsse, dass die Elektroserie einen "ganz spezifischen Sound" hat. Dieser kann und sollte nicht mit den Motorengeräuschen eines Verbrennungsmotors verglichen werden: "Es ist eben ein futuristischer Sound."

Zuversichtlich in die Zukunft

Fest steht, dass die Formel E eine Serie ist, die momentan boomt. Durch ihre Monopolstellung auf dem Gebiet des elektrisch angetriebenen Motorsports hat sie in den letzten Jahren das Interesse vieler großer Automobilhersteller angezogen. Nicht zuletzt deshalb hofft auch Engel, durch den Einstieg von gleich vier deutschen Herstellern in naher Zukunft auch in Deutschland eine größere Fan-Community aufzubauen.

"Ich denke, dass es in Deutschland eine echte Fan-Base für die Formel E gibt. So nehme ich es wahr, auch in sozialen Medien. In meiner subjektiven Wahrnehmung denke ich aber, dass die Formel E in anderen Ländern für größere Begeisterung sorgt als in Deutschland. Weltweit hat die Formel E schon eine richtig große Community. Ich bin sicher, dass das Interesse mit dem Einstieg weiterer Hersteller steigen wird", gibt sich Engel zuversichtlich für die Zukunft.

Gerade durch die erst kürzlich verlängerte Partnerschaft mit Eurosport hofft die Formel E, europaweit noch mehr Aufsehen zu erregen. Zwar ist es offensichtlich, dass die Formel E noch nicht über ein solches Format wie die Formel 1 verfügt. Dafür sorgt ein ausgeglicheneres Fahrerfeld für mehr Spannung im Rennen. Der erste Schlagabtausch der Formel-E-Piloten auf Eurosport findet schon in knapp vier Wochen beim Saisonauftakt in Hongkong statt.

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