Formel E

Marquardt & Gass: Die Stärken & Schwächen der Formel E

Timo Pape

Timo Pape

Der Saisonauftakt der Formel E in Hongkong hinterließ bei BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt und Audis DTM-Leiter Dieter Gass einen bleibenden Eindruck. Beide deutschen Hersteller Audi und BMW engagieren sich mittlerweile stärker in der Elektrorennserie. Die Ingolstädter steigen bekanntlich im kommenden Jahr als Werksteam bei ABT ein. Die Münchner eignen sich das Know-how beim US-Rennstall Andretti an und beabsichtigen, in zwei Jahren als Werksteam dabei zu sein.

Sowohl Marquardt als auch Gass beobachteten den Saisonstart der Formel E live vor Ort, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Beim DTM-Saisonfinale in Hockenheim hatten wir die Gelegenheit, beide Verantwortlichen nach ihren Eindrücken zu befragen und zu erfahren wie sie die Serie einschätzen. Außerdem haben wir Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger getroffen, um zu erfahren, was der mittlerweile 57-jährige Tiroler über die Formel E denkt.

Jens Marquardt (BMW-Motorsportdirektor)

"Der Auftakt in Hongkong war wirklich ein tolles Event. Die Szenerie war super - so mitten in der Stadt - und es gab einen tollen Zuspruch von den Leuten. Ich glaube, das Konzept, in der Stadt Elektromobilität emotional darzustellen, ist super aufgegangen und die Marke BMW i war ganz vorne mit dabei."

Das Konzept der Formel E gefällt dem Münchener Hersteller, der seit Anfang an den Fuhrpark (BMW i8 und BMW i3) der Elektrorennserie stellt. "Wenn die Serie diesem Konzept treu bleibt, ist das ein sehr guter Weg, die Dimensionen, was Sportlichkeit und Motorsport in Richtung E-Mobilität angeht, weiter auszubauen und zu entwickeln. Es ist ganz, ganz wichtig, dass das Konzept in der Stadt bleibt, nämlich bei den Leuten. Das Format mit Musik und Experience-Area für die Leute muss mit allem drum und dran beibehalten werden", attestiert Marquardt der Formel E ein gutes Zeugnis.

Der 49-Jährige schätzt das Umfeld der Formel E und will damit beim interessierten Publikum punkten. "Wir müssen den Leuten die E-Mobilität ans Herz legen und ihnen zeigen, wie toll, dynamisch und sportlich die E-Mobilität sein kann. Dafür ist die Formel E eine wirklich tolle Plattform."

Dieter Gass (DTM-Leiter Audi)

Audis DTM-Leiter Gass, der zusammen mit dem ehemaligen WEC-Piloten Allan McNish das Geschehen in Hongkong genauer unter die Lupe nahm, zeigt sich hinsichtlich Marketingstrategie der Formel E angetan: "Die Vermarktung in der Formel E ist ausgezeichnet. Sie war schon in aller Munde, bevor das erste Rennen überhaupt gestartet war. Das war sicherlich ein guter Beginn."

Allerdings ist sich Gass nicht so sicher, ob die positiven Effekte der Elektrorennserie hierzulande auf die DTM übertragen werden könnten. "Da die Konzepte und die Rennen so unterschiedlich zu anderen Serien sind, ist es ganz schwer, positive Effekte von der einen auf die andere Serie zu übertragen. Als purer Racer, das muss ich ehrlich sagen, tue ich mich noch ein bisschen schwer, da die Konzepte und die Rennen so unterschiedlich sind."

Dennoch weiß auch Gass, dass es keine Alternative zur E-Mobilität gibt. "Ich sehe auch, die Begeisterung bei den Leuten und bei den Sponsoren ist extrem groß. Die Formel E und die E-Mobilität ist momentan ein Thema, das keinen kalt lässt. Stadtkurses sind geil und das können wir in der DTM in der Form nicht bieten. Wenn man die Sache ganz nüchtern betrachtet, kommt man relativ schnell darauf, dass einige Themen in der Formel E wirklich sehr, sehr gut sind."

Doch der 53-Jährige gibt auch zu bedenken: "Ein Stadtrennen logistisch zu bewältigen, kostet einen Haufen Geld. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, alle anderen Serien können das nicht, und das ist fantastisch. Aber sie haben keinen Platz, um viele Tribünen für die Zuschauer aufzustellen. Das bedeutet, die Serie hat Probleme sich zu refinanzieren und sie kann kein Rahmenprogramm aufstellen. Es geht nicht einfach, einen Porsche-Carrera-Cup ins Rahmenprogramm zu stellen. Daher entstehen unter dem Tag große Lücken zwischen der einen und der nächsten Aktion auf der Strecke, selbst wenn es für die Arbeitenden dort sehr, sehr komprimiert ist. Das sind halt Themen, die sind nicht so einfach zu lösen."

Gerhard Berger

Während die beiden Hersteller-Verantwortlichen von BMW und Audi die Formel E insgesamt auf einem guten Weg sehen, kann der ehemalige österreichische Formel-1-Pilot Gerhard Berger dem Ganzen noch nicht viel abgewinnen. "Ich tue mich noch ein bisschen schwer mit der ganzen Formel E im Rennsport. Es läuft momentan noch mehr in der Unterhaltungsecke, aber dass die Zukunft über die Elektromobilität geht, zeigt sich an allen Ecken. Da muss man mal abwarten."

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