Formel E

Max Günther nach Rennsieg in Jakarta zurück in der Formel-E-Spitze: "Eine bessere Version meiner Selbst"

Timo Pape

Timo Pape

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Max Günther ist zurück. Mit seinem Sieg beim Formel-E-Gastspiel in Jakarta beendete er eine fast zwei Jahre währende Durststrecke mit zahlreichen Rückschlägen. Trotz tiefer Täler - oder gerade deswegen - habe er sich aus eigener Sicht stetig weiterentwickelt. Seinen Sieg in Indonesien sortiert er deshalb emotional direkt hinter seinem ersten E-Prix-Erfolg 2020 in Santiago de Chile ein.

"Der erste Sieg war sicherlich etwas ganz Besonderes. An den Tag in Santiago werde ich mich noch lange erinnern", erinnert sich Günther an den 18. Januar 2020, als er im BMW Antonio Felix da Costa im "Schmelztiegel" der chilenischen Hauptstadt niederrang. In einer virtuellen Medienrunde ordnet er auf eine Frage von e-Formel.de ein: "Aber dann, würde ich sagen, kommt direkt schon Jakarta."

Seine Erklärung ist einleuchtend: "Ich musste nach New York fast zwei Jahre auf einen Sieg warten. Insbesondere mit Blick auf letzte Saison (in Diensten von Nissan), die für mich wirklich nicht leicht war. Und auch dieses Jahr hatten wir einen schwierigen Start - trotz großer Ambitionen mit Maserati. Das war keine einfache Zeit, wie du dir vielleicht vorstellen kannst."

Allen Widrigkeiten zum Trotze blieb Günther ruhig und zog sich mit seinem dritten Platz beim Berlin E-Prix vor knapp zwei Monaten bereits ein Stück weit an den eigenen Haaren aus dem Sumpf. Sein dominanter Auftritt und Sieg in Jakarta sprengten den Knoten endgültig.

"Ich bin stolz, wie ich durch all diese Tiefpunkte hindurchgekommen bin", sagt Günther. "Ich habe immer weiter an mir gearbeitet, was meine Weiterentwicklung als Person und als Sportler angeht. Ich wusste auch ohne die Ergebnisse zuletzt, dass ich bereits eine bessere Version meiner Selbst bin - auch letztes Jahr und zu Beginn dieser Saison. Diese Entwicklung nun auch mit Ergebnissen zu untermauern, ist fantastisch."

Oberhand gegen Mortara: "Immer schön, vor seinem Teamkollegen zu landen"

Was seine Leistung in den vergangenen Wochen noch beeindruckender macht: Günther hat seinen Teamkollegen aktuell ganz klar im Griff. Und dieser ist schließlich kein No-Name, sondern Edo Mortara - Vize-Weltmeister von 2021 und Gesamtdritter von 2022. Im Jakarta-Qualifying schlug Günther seinen Garagennachbarn an beiden Tagen im direkten Duell, und auch in den Rennen nahm der Deutsche ganze 34 Punkte (!) mehr mit. In der WM rangiert Günther mit 70 Punkten auf Platz 7, Mortara ist gerade einmal 18. mit 17 Zählern.

Warum es für den Schweizer bei Maserati noch nicht ganz rund läuft, sei für Günther "schwer zu sagen". "Edo ist ein großartiger Teamkollege - definitiv einer der stärksten, die ich in der Formel E hatte. Ich genieße die Zusammenarbeit mit ihm sehr", betont Günther, "aber ich kann nicht für Edo sprechen." Dennoch gibt er zu bedenken, dass Mortara in Jakarta erneut kein Rennglück gehabt habe. "Sonst wäre er am Sonntag vielleicht auf dem Podium gelandet."

Nichtsdestotrotz schmeckt ein teaminterner Sieg über einen starken Teamkollegen zuckersüß. Das sieht man auch Günther an. "Es ist natürlich immer schön, wenn man vor seinem Teamkollegen landet. Das ist immer dein erstes Ziel als Fahrer, denn er ist der Einzige, der das gleiche Auto fährt wie du", gesteht der 25-Jährige. "Ich bin zufrieden mit meinen Fortschritten dieses Jahr."

Allerdings kämpfe Maserati in diesem Jahr nicht um die Meisterschaft - sie sei auch nach den vielen WM-Punkten zuletzt kein Thema für Günther. "Daher muss man sich nicht ganz so sehr auf seinen Teamkollegen konzentrieren. Du willst einfach nur gemeinsam so weit vorn wie möglich sein und das Maximum aus dem Auto herausholen."

"Keine Sorgen" um eigene Formel-E-Zukunft

Was Günther ebenfalls in die Karten spielt, seien die Anforderungen des neuen Gen3-Autos an die Piloten. "Der Fahrstil musste schon mit dem Gen2-Auto sehr präzise sein, aber mit dem Gen3-Fahrzeug - das ist echt next level! Du musst unfassbar akkurat und kontrolliert fahren und das Auto fühlen. Man muss einfach extrem präzise sein. Das ist etwas, das mir entgegenkommt und das ich mag."

Durch seine inzwischen fast schon klinische Herangehensweise und die teaminterne Oberhand im Vergleich mit Mortara hat sich Günther zuletzt in eine sehr gute Verhandlungsposition für die Zukunft gebracht. Noch ist nicht klar, wo er in der nächsten Formel-E-Saison fahren wird. Dennoch gibt sich Günther selbstbewusst.

"Ehrlich gesagt habe ich da gar keine großen Sorgen, denn ich weiß: Wenn ich mich auf das konzentriere, was ich zu tun habe, dann ist das schon etwas." Momentan sei es aber noch zu früh zu sagen, wie es im nächsten Jahr für ihn weitergehen wird. "Diese Entscheidung habe ich noch nicht getroffen. Ich bin einfach glücklich darüber, wie es gerade läuft."

Verspätete Party in Monaco

So dürfte es am vergangenen Woche noch eine verspätete Party in Monaco gegeben haben, um den ersten Formel-E-Sieg für die Verbindung Maserati MSG Racing zu feiern. "Wir hatten tatsächlich versucht, unsere Flüge (nach dem Rennen in Jakarta) auf Montag umzubuchen. Leider sind wir Sonntagabend schon zurückgeflogen - James (Rossiter, Teamchef), Edo (Mortara) und ich", erklärt Günther.

"So hatten wir natürlich ein bisschen Champagner im Flieger, aber mehr ging am Sonntag nicht. Doch dieses Wochenende (10./11. Juni) feiere ich mit meinem Team und meinen Freunden. Ich lebe in Monaco, das Team sitzt ebenfalls hier - das ist schon cool! So haben wir die Chance, noch einmal zusammen anzustoßen."

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