Formel E

Wohl nur 11 Teams in Saison 8: Formel E für Max Günther dennoch "unantastbar & mit großartiger Zukunft"

Timo Pape

Timo Pape

BMW-Audi-Formula-E

Die Ausstiegserklärungen von Audi und BMW gegen Ende des vergangenen Jahres waren ein harter - und überraschender - Schlag für die Formel E. Nach Jahren, in denen es fast ausschließlich bergauf ging und die Serie sich kaum vor interessierten Herstellern retten konnte, kam die erste Grundsatzdebatte auf. Inzwischen haben sich die meisten Automobilkonzerne langfristig zur Formel E bekannt. Dennoch droht eine Saison mit nur elf Teams - für BMW-Pilot Maximilian Günther und Formel-E-CEO Jamie Reigle kein Grund zur Sorge.

Das Privatteam Andretti, das von Beginn an in der Formel E mitmischt und seit Saison 5 als Werksteam von BMW agiert, bleibt der Serie erhalten. Die US-Amerikaner hatten ihre Teamlizenz nie verkauft und konnten einen Deal mit BMW aushandeln, durch den sie in der nächsten Saison weiterhin Antriebsstränge aus München beziehen. Andretti wird demnach ein BMW-Kundenteam, bevor sich der Hersteller endgültig verabschiedet und Andretti einen neuen Partner suchen muss.

Anders ist die Situation hingegen bei Audi. Die Ingolstädter hatten 2017 nicht nur die Hersteller-, sondern auch die Teamlizenz von ABT erworben. Ende Februar dieses Jahres wurde bekannt, dass für Audi die Frist zum Verkauf des Teams abgelaufen und die Übernahme durch Gründungsmitglied ABT damit gescheitert sei. Hans-Jürgen Abt und seiner Mannschaft aus Kempten sollen sehr frustriert gewesen sein. Somit ging die Lizenz (ohne Gewinn für Audi) an die Formel E zurück, die sich nun selbst um ein Nachfolgerteam für Audi bemühen muss.

Reigle glaubt nicht an neues Team für Saison 8

Nach aktuellem Stand sieht es allerdings nicht danach aus, als könnte die Serie den zwölften Teamslot für die Saison 2021/22 füllen. Stattdessen droht ein Jahr mit nur 22 Fahrzeugen wie zuletzt in der Saison 2018/19. Es gebe durchaus interessierte Teams, die den Audi-Slot einnehmen könnten. Dennoch glaubt Reigle nicht daran: "Ein neues Team in Saison 8 ist vorstellbar, aber ehrlich gesagt nicht sehr wahrscheinlich", erklärt Formel-E-Geschäftsführer Jamie Reigle bei 'Autosport'. "Nach aktuellem Stand sind wir im letzten Gen2-Jahr bei elf Teams.

"Audi steigt aus, wobei die Lizenz an uns zurückgegeben wurde", bestätigt der Kanadier, aber aber nichtsdestotrotz ein "gutes Gefühl", was die mittelfristige Zukunft der Formel E angeht und macht sich auch wegen der Reduzierung des Fahrerfeldes keine großen Sorgen. Stattdessen versucht er, etwas Positives darin zu finden: "Es gibt Meisterschaften, die noch weniger (Hersteller) haben. Wir fahren auf kompakten Straßenkursen, wo es durch weniger Autos eine andere Wettbewerbsdynamik gibt."

"Und kommerziell gäbe es weniger Parteien, die einen Teil vom 'Kuchen' wollen", führt Reigle weiter aus. "Und selbst wenn wir in der Gen3-Ära bei zehn Teams landen - auch wenn ich das nicht glaube und eher vermute, dass wir wieder zwölf erreichen -, würde das nicht die Perspektive der Formel E ändern."

Günther: "Würde sicherlich eine andere Option in der Formel E wählen"

Ein Fahrer, der direkt vom Ausstieg einer der beiden deutschen Hersteller betroffen sein wird, ist Maximilian Günther. Der 23-Jährige fährt aktuell seine zweite Saison als Werksfahrer für BMW. Ob er weiterhin für das Kundenteam Andretti starten dürfte, ist noch unklar. Ab Saison 8 hat voraussichtlich wieder Andretti das letzte Wort bei der Fahrerwahl. Zwar hat Günther sein Formel-E-Talent mit zwei Rennsiegen inzwischen bewiesen und durchaus gute Karten, weiterhin an Bord zu bleiben. Sicher ist seine Zukunft bei Andretti dadurch aber noch nicht.

"Ich sehe die Formel E auch in Zukunft klar als mein Hauptprogramm", erklärt Günther trotz alledem bei 'Motorsport.com'. "In dieser Weltmeisterschaft zu fahren - das ist das, was ich hauptsächlich tun möchte. Wenn die Zeit kommt, würde ich sicherlich eine andere Option in der Formel E wählen."

Trotzdem blickt Günther auch über den "Tellerrand" der Formel E hinaus. "Es gibt auch andere Dinge, die mich interessieren, wie zum Beispiel die LMDh-Klasse (der WEC), die in den kommenden Jahren voraussichtlich einige tolle Gelegenheiten bieten wird. Das würde ich gern noch neben der Formel E machen, wie auch andere Topklasse-Fahrer." Dennoch liege sein Fokus auf der Elektroserie.

Günther: "Es gibt noch viel mehr Leute auf der Herstellerliste..."

Zwar ist Günther betrübt, dass sein Hersteller BMW die Formel E verlässt, doch auch der Allgäuer ist äußerst zuversichtlich, was die weitere Entwicklung der Serie angeht: "Ich für meinen Teil sage der Formel E eine sehr, sehr vielversprechende Zukunft voraus. Diese Serie ist unantastbar und hat eine großartige Zukunft vor sich. Schon jetzt ist sie eine der größten Meisterschaften der Welt, und ich denke, sie wird mindestens so groß bleiben."

Natürlich sei es "ein bisschen unglücklich", dass Audi und BMW nach der laufenden Saison 2021 werksseitig aussteigen - Audi, um sich auf die Rallye Dakar zu konzentrieren. "Aber ich denke, es gibt noch viel mehr Leute auf der Herstellerliste, die gern einsteigen würden - und die letztlich auch Teil dieser Meisterschaft werden."

Ein potenzieller neuer Hersteller wäre McLaren. Die Briten sicherten sich - wie einst Porsche - eine garantierte Einstiegsoption für die neunte Saison, also den Start der Gen3-Ära. Dass McLaren schon vorher als Kundenteam einsteigt, ist derzeit eher unwahrscheinlich. Somit wird es wohl vorerst bei elf Teams in der Formel E bleiben.

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