Spätzünder Hughes dankbar für Formel-E-Chance: "Alles hatte das Ziel, mich hierher zu bringen!"
Tobias Bluhm

Lou Johnson / Spacesuit Media
Seit Jahren bereitete sich Jake Hughes auf sein Debüt in der Formel E vor, ehe sein Traum im Januar 2023 Wirklichkeit wurde. Der McLaren-Rookie blickt im Gespräch mit e-Formel.de zurück auf seine Anfänge in der Elektromeisterschaft, spricht über seinen Weg dorthin und verrät: Sogar ein Podiumsergebnis könnte in dieser Saison noch möglich sein.
Eigentlich war er viel zu spät dran. Wie bei den allermeisten Profi-Rennfahrer:innen begann auch Jake Hughes' Motorsportlaufbahn im Kartsport. Doch der Brite war ein echter Spätzünder: Erst mit 16 Jahren stieg er zum ersten Mal in ein Kart. Manche seiner heutigen Formel-E-Konkurrenten fuhren zu diesem Zeitpunkt bereits in einer Formelserie. Über den "klassischen Weg" der Formel 3 und Formel 2 erreichte Hughes trotzdem dasselbe Ziel wie sie. Seit 2023 greift er für McLaren in der Formel E ins Lenkrad.
Was der Öffentlichkeit bei dieser Laufbahn allerdings weitgehend verborgen blieb, ist die jahrelange Vorbereitung auf seinen Einsatz in der Formel E. Seit 2019 engagierte sich Hughes für das Team Venturi, das später wiederum Motorenkunde von Mercedes wurde. Auch einen Test für HWA, den direkten Vorgänger der "Silberpfeile", bestritt er. Und als das Mercedes-Team im vergangenen Herbst seine Metamorphose zum McLaren-Einsatz abschloss, hatte sich der charismatische, im Simulator gut performende Hughes längst die Gunst von Rennstallchef Ian James gesichert.
"Ich hätte auf keinen besseren Ausgang hoffen können", sagt der 28-Jährige gegenüber e-Formel.de. "McLaren war das Team, das damals mit Lewis (Hamilton) mein Interesse an der Formel 1 ausgelöst hat. Dass ich jetzt, ebenfalls als Brite, für McLaren fahren darf, ist wirklich etwas ganz Besonderes. Noch dazu, weil ich meine gesamte Vorbereitung auf meine ersten Rennen mit dieser Mannschaft bestritten habe."
Hughes brach Formel-2-Laufbahn für Formel-E-Cockpit ab
Aus seinem Interesse an einem Formel-E-Programm machte Hughes zu keinem Zeitpunkt der vergangenen Jahre einen Hehl. 2022 brach er sogar seine Laufbahn in der Formel 2 ab, um sich auf die Formel-E-Vorbereitung zu konzentrieren. "Ich kenne das Team seit guten drei, vier Jahren. Seit Saison 5 war es immer mein Ziel, hier anzukommen. Alles, was ich in meiner Juniorkarriere getan habe, hatte das Ziel, mich hierher (in die Formel E) zu bringen. Und jetzt bin ich da!"
Schon bei seinem Debüt in der Meisterschaft zeigte Hughes, dass James mit seiner Entscheidung goldrichtig lag. Beim E-Prix in Mexiko-Stadt fuhr der Brite auf Position 5 ins Ziel und sicherte sich direkt bei seinem Debüt die ersten zehn WM-Punkte. Bis zum Portland E-Prix kamen weitere 36 Zähler hinzu. Außerdem nahm er siebenmal am K.-o.-Qualifying der besten Zeitfahrer teil. Zweimal schaffte er es sogar auf die Pole-Position.
"Im Qualifying habe ich diese Leistung schon erwartet, denn dort ist das Auto nicht allzu anders als das, was ich aus anderen Serien kenne. Weitaus herausfordernder ist allerdings das Rennen - und zu verstehen, was das Auto auf einer Runde macht. Man muss Energie sparen, aber wie? Da gibt es verschiedene Optionen. Und außerdem teilst du dir die Strecke mit 21 anderen Fahrern, die zwar dasselbe Ziel haben, aber auch andere Ideen, um dorthin zu kommen. Das ist eine Herausforderung. Die Analogie, dass es wie ein Rezept ist, das man verstehen muss, ist ziemlich zutreffend."
"Podium selbst bei bester Performance schwer zu erreichen"
Wie nah Hughes dran ist, das Rezept zu entschlüsseln und ein Podium in der Debütsaison zu holen? "Aus persönlicher Perspektive bin ich ziemlich nah dran, glaube ich. Ich habe ein gutes Verständnis für die Abläufe. Allerdings ist es nicht einfach, das tatsächlich in eine Trophäe umzumünzen. Wir haben ein starkes Auto, aber es gibt immer noch Teams, die von der reinen Pace her vor uns stehen. Selbst bei meiner besten Performance ist ein Podium schwer zu erreichen. Unmöglich ist das aber nie."
Die guten Leistungen in der Saison 2023 dürften auch schon für das kommende Jahr ihre Schatten vorauswerfen. Zwar haben offiziell weder Hughes noch sein deutscher Teamkollege Rene Rast einen Vertrag für 2024. Doch mit ihren Einzelleistungen dürften sich beide Fahrer längst für einen McLaren-Verbleib ins Gespräch gebracht haben. Zwei Gelegenheiten, um sich zu profilieren, bekommen sie in dieser Saison noch: Am 15./16. Juli reist der Formel-E-Tross zum Rom E-Prix nach Italien, am 29./30. Juli findet das Saisonfinale in London statt.
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