Formel E

Formel-E-Geschäftsführer Jamie Reigle kündigt Rücktritt an - Nachfolger unklar

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

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Seit 2019 leitet Jamie Reigle die Geschäfte der Formel E. Der Kanadier führte die Elektroserie unter anderem durch die Coronavirus-Pandemie und begleitete den technischen Wechsel vom Gen2- zum Gen3-Auto. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, will die Elektroserie Reigle aber nach dem Ende der laufenden Saison ersetzen.

Es ist ein politischer Paukenschlag für die Formel E: Geschäftsführer Jamie Reigle soll die Leitung der Meisterschaft spätestens nach dem Ende der Saison 2023 abgeben. Wie das Fachportal 'The Race' zuerst berichtete, werde derzeit eine "Übergangsphase" geplant, an deren Ende Reigle seinen Posten an eine andere Person aus dem mehrheitlich an der Formel E beteiligten Liberty-Global-Konzern abgeben soll. Das Formel-E-Personal soll am Dienstagmorgen von Reigles Abgang erfahren haben.

In einer internen Nachricht, aus der 'Autosport' zitiert, erklärt der bisherige Formel-E-Chef: "Als ich die Möglichkeit bei der Formel E bekam, riet mir ein Mentor, dass mein Hauptziel darin bestehen sollte, das Unternehmen in einer besseren Verfassung zu verlassen als zu meinem Beginn. Das war ein einfacher Ratschlag, aber die Messlatte lag nach fünf erfolgreichen Saisons sehr hoch."

"Ihr beurteilt, wie ich mich geschlagen habe" - Reigle verabschiedet sich von Personal

"Unsere Fans, Teams, Partner, Aktionäre, der Vorstand und vor allem ihr, unsere Mitarbeiter, werdet letztendlich beurteilen, wie ich mich geschlagen habe", so Reigle weiter. "Aber ich glaube, ich kann mit Zuversicht sagen, dass die Formel E jetzt auf festen Füßen steht und bereit ist, ihre immense Chance zu nutzen. Das erfüllt mich mit großem Stolz."

"Ich blicke mit Staunen auf die letzten Jahre zurück. Trotz nie dagewesener Herausforderungen haben wir unseren Sport neu definiert, eine fortschrittliche Marke etabliert, ikonische Teams angezogen, Märkte in unglaublichen Städten eröffnet und neue Partner begrüßt."

Reigle übernahm die Position in der Geschäftsführung im September 2019 vom Spanier Alejandro Agag, der die Serie einige Jahre zuvor gegründet hatte und bis heute als ihr Vorstandsvorsitzender agiert. Zuvor war Reigle exekutiver Vizepräsident der Geschäftsbeziehungen eines American-Football-Teams und Kaufmännischer Leiter im Asien-Geschäft von Manchester United gewesen.

Nachfolger noch unbekannt - erste Namen kursieren

In seiner Formel-E-Zeit verwaltete der Kanadier die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie, die Ausstiege der Hersteller Audi, BMW und Mercedes sowie die Einführung des Gen3-Fahrzeugs. Rückschläge musste er - trotz Einigungen mit neuen Austragungsorten - häufig hinsichtlich der Verträge mit Städten hinnehmen: Die Pläne für einen Vancouver E-Prix in seiner Heimat platzten im Sommer 2022 spektakulär. Und auch, dass der anvisierte Langzeitdeal mit Seoul Früchte trägt, scheint nach nur einer Austragung des Rennens unrealistisch.

Eine am Dienstag gestellte Anfrage von 'e-Formel.de' bezüglich Reigles Zukunft in der Formel E beantwortete ein Seriensprecher mit einem Verweis auf den Abschiedsbrief des Kanadiers: "Eine vollständige öffentliche Erklärung über den neuen CEO wird zu gegebener Zeit veröffentlicht werden. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir keine weiteren Kommentare abgeben."

Unklar ist ebenfalls, wer die Nachfolge des Geschäftsmanns antreten könnte. Im Raum stehen laut 'The Race' derzeit die Namen von Jeff Dodds und Andrea Salvato: Dodds war bislang "Chief Operating Officer" der britischen Telekommunikationsfirma Virgin Media O2, kündigte über das Berufsnetzwerk LinkedIn aber kürzlich seinen Rücktritt an.

Neuer Formel-E-Boss schon im Juni?

"Vor rund einem Jahr unterhielt ich mich mit einem Unternehmen darüber, ob ich nicht eine neue Herausforderung annehmen möchte", schrieb Dodds auf Englisch. "Ich freue mich riesig, dass ich ab Juni als neuer Geschäftsführer an anderer Stelle arbeiten werde. Leider kann ich noch nicht verraten, wo genau. Aber sobald es soweit ist, werde ich es mitteilen."

Genau wie Dodds ist auch Salvato Teil des Vorstands von Virgin Media O2. Das Unternehmen gehört zu Telefonica und Liberty Global - daher die Verbindung zur Formel E. Auch in der Elektroserie ist Salvato Mitglied des Vorstands.

Neuaufstellung auch in der Extreme E

Eine weitere personelle Neuaufstellung gab am Dienstag die Extreme E bekannt. In der Offroad-Meisterschaft, die am vergangenen Wochenende den Hydro X Prix in Schottland veranstaltete, wird künftig der Brite Ali Russell als "Managing Director" agieren. Bislang war Russell der Marketing-Hauptverantwortliche der Extreme E. Fortan werde er "breitete Verantwortungen übernehmen", wie die Serie in einer Pressemitteilung schreibt, "und dabei alle Aspekte der Serienstruktur leiten, inklusive des Managements von kommerziellen, operativen, logistischen und Anteilseigner-Angelegenheiten."

Inwiefern der Extreme-E-Umbau mit den Änderungen in der Schwesterserie Formel E zusammenhängt - und ob überhaupt - ist nicht klar.

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