"Mehr aus uns herausgeholt, als möglich war" - Wie der Erfolgsglaube Wehrlein zum Formel-E-Titel führte
Timo Pape

Adam Pigott / Spacesuit Media
Im zehnten Jahr hat sich zum ersten Mal ein Deutscher zum Formel-E-Champion gekrönt. Pascal Wehrlein (Porsche) setzte sich in einem dramatischen Finale gegen Mitch Evans und Nick Cassidy (Jaguar) durch, die beide durch unglückliche Umstände den Kürzeren zogen. Die herausragende Leistung Wehrleins in London schmälert das aber keineswegs - wie er auch selbst weiß.
"Das Rennen war hart", sagte Wehrlein kurz nach Rennschluss im TV-Weltsignal der Formel E. "Wir haben wahrscheinlich mehr aus unserem Auto und uns selbst herausgeholt, als möglich war. Denn London war nie eine Strecke, die unserem Auto gelegen hat. Ich bin sehr glücklich - für mich selbst, aber noch mehr für das Team."
Nach einem fabelhaften Samstag mit seinem dritten Saisonsieg behielt Wehrlein auch am zweiten Tag des London E-Prix einen kühlen Kopf und schaffte es im Qualifying erneut ins Halbfinale. "Ein Startplatz in den ersten beiden Reihen war unser Ziel - das haben wir geschafft", so der 29-Jährige kurz nach der Qualifikation.
Von Startplatz 4 aus erwischte er einen guten Start und überholte zunächst Max Günther, um die Verfolgung der beiden Jaguar aufzunehmen. Als sich Nick Cassidy frühzeitig seinen bereits zweiten Attack-Mode holte, ging Wehrlein erstmals am "Kiwi" vorbei - und lag nun hinter dem anderen Neuseeländer, Mitch Evans, auf Platz 2.
"Mitch hat sich hart verteidigt"
"Ich wusste, dass ich angreifen und die Jaguar überholen muss", erklärt Wehrlein. "Mitch hat sich hart verteidigt. Aber ich habe es trotzdem versucht." Auch wenn es zwischenzeitlich bei einem von Wehrleins zahlreichen Angriffen zum Kontakt kam, und Evans schließlich eine Verwarnung wegen "moving under breaking" bekam, fand Wehrlein auf der Strecke keinen Weg vorbei am Jaguar-Fahrer.
WEHRLEIN MAKES A LUNGE, EVANS JUST HOLDS ONTO THE LEAD!! ??@Hankook_Sport #LondonEPrix pic.twitter.com/75FssmUeTo
— Formula E (@FIAFormulaE) July 21, 2024
Den entscheidenden Fehler leistete sich Evans jedoch kurz vor Schluss: Beim Versuch, seinen zweiten Attack-Mode zu aktivieren, verpasste er dramatisch die erste Aktivierungsschleife. Weil er dadurch noch ein weiteres Mal durch die Attack-Zone fahren musste, konnte Wehrlein vorbeigehen. Da Evans in der letzten Runde verlangsamen musste, um seinen Attack-Mode noch vollständig auslaufen zu lassen, fuhr Wehrlein entspannt als Zweiter seinem ersten WM-Titel entgegen.
EVANS MISSES ATTACK MODE ?
— Formula E (@FIAFormulaE) July 21, 2024
The Jaguar TCS Racing driver misses his marks and will need to try again! @Hankook_Sport #LondonEPrix pic.twitter.com/l6tw5gfuq3
"Konnte es vor meinem geistigen Auge sehen"
"Du kommst hier an und weißt, dass du eine Chance hast", sagt Wehrlein, auch wenn er realistisch betrachtet nicht wirklich mit dem Titelgewinn gerechnet habe. "Nichtsdestotrotz wussten wir immer, dass es gestern und heute drauf ankommen würde, und dass wir sehr konzentriert sein müssen. Auch wenn die Performance in den letzten Rennen nicht so stark war, habe ich immer gesagt, das macht nichts."
"Ich habe in den ganzen letzten Wochen immer daran geglaubt", so Wehrlein weiter. "Jeden Tag, wenn ich aufgestanden und ins Bett gegangen bin, habe ich mir gesagt: Ich kann das schaffen - wir können das schaffen. Ich konnte es vor meinem geistigen Auge sehen. Ich bin sehr stolz auf jeden im Team."
"If you can see it, it will happen" – @PWehrlein reflecting on his incredible season. Hear it from the 2024 @FIAFormulaE World Champion! ?#PorscheFormulaE #Raceborn #LondonEPrix pic.twitter.com/otJjTuuxFa
— TAG Heuer Porsche FE Team (@PorscheFormulaE) July 21, 2024
So beendete Wehrlein die Formel-E-Saison 2023/24 mit 199 Punkten - seine beste bisher. Evans wurde mit vier Punkten Rückstand Zweiter, Cassidy weitere zwölf Zähler dahinter Dritter. Auch wenn die Team-WM an Jaguar ging: Es war eine äußerst erfolgreiche Saison mit insgesamt sieben Siegen für Porsche - Formel-E-Rekord!
zusätzliche Berichterstattung durch Svenja König
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