Formel E

Meinung: Warum Rot-Rot-Grün gefährlich für die Formel E wird

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Ach, Berlin. Du ewige Exklave des Schwabenlandes. Du Land der tausend Sprachen. Du schönste Stadt Brandenburgs. Du Mekka der Zwickau-Rot gefärbten Haare. Du hippes Teil, du! Es wird wirklich nicht langweilig mit dir. Seit September gibt es ein neues Highlight im erweiterten Entertainment-Programm der Bundeshauptstadt. Viel chaotischer als alle Flughäfen der Stadt, viel hässlicher als der U-Bahnhof Grenzallee und viel, viel bunter als Kreuzkölln es jemals sein könnte: Die Rot-Rot-Grüne Stadtregierung.

Weshalb das so wichtig für die Formel E ist? Weil die im September neu gewählten Senatoren unter Umständen den geplanten Berlin ePrix im Juni 2017 aus dem Terminkalender werfen könnten.

Und das obwohl doch alle erhobenen "Sondernutzungsgebühren" des Rennens aus dem vergangenen Mai schon lange von der Formel E bezahlt wurden. Insgesamt 200.399,17 Euro (weiß wer, woher die 17 Cent kommen?) hat sich Alejandro Agag den Spaß in der Hauptstadt kosten lassen. Auch die entstandenen Schäden an den Straßen und Gehwegen werden von der Formel E bezahlt, wenn sie einmal vom Straßen- und Grünflächenamt beseitigt wurden. Das dauert aber noch. In Berlin brauchen Baustellen ja traditionell etwas mehr Zeit. An und für sich also kein Grund zur Aufregung, oder?

Doch! Obwohl der Berlin ePrix 2016 durchaus als großer Erfolg gewertet werden konnte - immerhin machte die Formel E weltweit Werbung für die Hauptstadt, bäumt sich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Berlin-Mitte nun erneut gegen das Rennen auf: In der zweiten Sitzung nach der Berlin-Wahl im vergangenen September sprachen sich die Mitglieder gegen das Formel-E-Rennen aus. Warum, weiß keiner so genau.

Neue Farben im Senat

Schon vor dem Formel-E-Rennen im Mai 2016 protestierten die Grünen und die SPD aus Mitte lautstark. Damals wurden sie aber vom Rot-Schwarzen Senat überstimmt. Das Problem: Jetzt sitzen nicht nur in der BVV-Mitte, die traditionell eh gegen alles ist, zum Großteil SPD- und Grünen-Mitglieder, sondern auch im Senat. Heißt: Das, was in Mitte beschlossen wird, findet auf Landesebene wohl viel mehr offene Ohren als noch zu Jahresbeginn.

Problematisch ist das insbesondere im Licht des großen Andrangs beim Formel-E-Rennen. Die TV-Zuschauerzahlen bei Eurosport stiegen im Mai beachtlich an, das Event bekam durch Werbeplakate in allen Stadtbezirken große Aufmerksamkeit und nicht zuletzt fuhr die Formel E in Berlin vor ausverkauftem Haus (14.000 Live-Zuschauer). Da kann doch niemand sagen, die Elektroserie stehe nicht im öffentlichen Interesse.

"Berlin liebt die Formel E", meinte einer unserer Leser, als ich über den BVV-Beschluss vom letzten Donnerstag twitterte. Berlin ja - aber die Regierung der Berliner nicht. Hm.

Selbstverständlich möchte ich den Teufel nicht an die Wand malen. Nach wie vor ist der Termin des Berlin ePrix im Juni 2017 fest im Kalender der Stadt verankert. Nach wie vor hat die BVV von Friedrichshain-Kreuzberg, wo der östliche Teil der Strecke liegt, das Thema Formel E noch immer nicht in den Versammlungen anklingen lassen. Nach wie vor hat sich der Senat Berlin noch nicht zur Serie geäußert. Aber der Antrag der BVV-Mitte gegen das Formel-E-Rennen findet bei der Rot-Rot-Grünen Regierung womöglich offene Ohren. Und genau das könnte gefährlich für die Formel E werden.

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