Formel E

Mercedes beim Formel-E-Heimspiel übermächtig: Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Berlin E-Prix 2022

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Douglas-Airplane-Formula-E-Berlin-Tempelhof

Das Formel-E-Rennwochenende in Berlin wurde für die vier mit Mercedes-Motoren ausgestatteten Autos zu einer Machdemonstration: Das Werksteam und die Kundenmannschaft Venturi gewannen jeweils einen Lauf in der Hauptstadt, Edoardo Mortara errang zwei Pole-Positions. In unserem e-Formel.de Fahrer-Rating beleuchten wir das Quartett - und den einen oder anderen "heimlichen Helden" des Berlin E-Prix.

Wie üblich hat unsere Redaktion nach dem Wochenende die Einzelleistungen sämtlicher Fahrer bewertet. Alle Piloten werden dabei auf einer Skala zwischen 1 und 10 Punkten eingeschätzt. Der Durchschnitt aller Wertungen ergibt anschließend unseren "Rating-Score". Unterstützt werden wir dabei stets von externen Medienkolleg:innen. Dieses Mal war es Philipp Körner von 'Auto Motor und Sport'. Vielen Dank!

Das e-Formel.de Fahrer-Rating zum Berlin E-Prix 2022

1. Edoardo Mortara | ROKiT Venturi | 10.0 Punkte

"Als Fahrer träumt man von solchen Wochenenden", sagte Mortara nach dem Berlin E-Prix gegenüber 'e-Formel.de'. Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Seine Bilanz in Tempelhof ist überwältigend: Mortara sammelte zwei Pole-Positions, zwei Podien - davon einmal als Sieger -, schlug seinen Teamkollegen in sechs von acht Sessions und erweiterte sein WM-Punktekonto dank der schnellsten Rennrunde am Sonntag um stolze 50 Zähler.

Mortara absolvierte das statistisch erfolgreichste Wochenende seiner Formel-E-Karriere, was auch von unserem Panel nicht unbemerkt blieb. Die tadellose Leistung wird ausschließlich mit Bestnoten bewertet!

FAZIT: Mortara bestritt in Berlin das wohl beste Rennwochenende seiner Formel-E-Laufbahn. Einfach nur großartig!

2. Stoffel Vandoorne | Mercedes-EQ | 8.6 Punkte

Zwar musste sich der WM-Führende Stoffel Vandoorne an beiden Tagen anderen Fahrern geschlagen geben. Mit zwei dritten Plätzen dürfte der schnelle Belgier nichtsdestotrotz ausgesprochen zufrieden sein. Mit gutem Tempo war er zu jedem Zeitpunkt brandgefährlich, letztlich verhinderten allerdings seine Qualifying-Resultate (Startplätze 8 und 7) die Möglichkeit auf Siege.

FAZIT: Großartiges Renntempo brachte Vandoorne auch in Berlin zwei Pokale ein. Der Belgier baute seine WM-Führung aus.

3. Nyck de Vries | Mercedes-EQ | 8.0 Punkte

Nyck de Vries hatte im ersten Lauf des Berlin-Wochenendes Probleme mit einem "Brake Offset", also einem großen Temperaturunterschied zwischen der rechten und linken Vorderbremse. Die Differenz wurde dadurch verstärkt, dass in der erste Runde ein Stück Gummi seinen rechten Bremsschacht beschädigte. Am Samstag sammelte der Niederländer somit die wenigsten Punkte aller Mercedes-Fahrer, die ins Ziel kamen (Platz 10). Umso besser lief es dafür sonntags: Mit einem gewieften Manöver in Kurve 1 übernahm de Vries frühzeitig die Führung, die er nach seiner Attack-Mode-Aktivierung nur noch verwalten musste.

FAZIT: Samstags chancenlos, sonntags gnadenlos. Nyck de Vries stellte abermals unter Beweis, dass man ihn nie außer Acht lassen sollte.

4. Jean-Eric Vergne | DS Techeetah | 7.4 Punkte

Zeitengleichstand im Qualifying-Halbfinale - das gab es in der Formel E noch nie! Am Samstag wurde Jean-Eric Vergne dabei Opfer einer Regel, die in solchen Fällen dem Fahrer, der zuerst seine Rundenzeit setzt, die bessere Position zuspricht. Dass Alexander Sims (Mahindra) die Zeit zuerst setzte, lag aber nur daran, dass der Brite im vorausgegangenen Viertelfinale langsamer als Vergne war und somit per Reglement zuerst auf den Kurs fahren musste.

Abgesehen von diesem unglücklichen Zufall verlief Vergnes Samstag mit Platz 2 im Rennen aber weitestgehend positiv. Sonntags kämpfte der Franzose mit Bremsproblemen in der ersten Phase des Rennens, die ihn viel Zeit kosteten. Er beendete den zweiten Lauf auf einem unauffälligen neunten Platz.

FAZIT: Vergne bleibt weiterhin im WM-Kampf gefährlich, auch wenn der Rennsonntag nicht zu seinen Gunsten verlief.

5. Lucas di Grassi | ROKiT Venturi | 7.2 Punkte

Lucas di Grassi stand beim Berlin E-Prix im Schatten seines Teamkollegen Edoardo Mortara. Dennoch absolvierte der Brasilianer ein zufriedenstellendes Wochenende, an dem er aufgrund eines schleichenden Plattfußes im Samstagsrennen Punkte im WM-Kampf verlor. Sonntags fuhr er auf einen guten vierten Platz.

FAZIT: Di Grassi war in Berlin wieder einmal schnell dabei, musste sich dabei aber seinem Teamkollegen Mortara klar unterordnen.

6. Andre Lotterer | TAG Heuer Porsche | 7.2 Punkte

Porsche hatte sich das Heimwochenende in Berlin sicherlich anders vorgestellt. Immerhin Andre Lotterer sorgte am Samstag für WM-Punkte, als der Deutsche nach einigen Führungsrunden den Zielstrich auf Platz 4 überquerte. Im Verlauf des gesamten Wochenendes kämpfte Lotterer mit der Balance seines Fahrzeugs, dennoch konnte er seinen beeindruckenden Knock-out-Lauf im Qualifying fortsetzen: Der 40-Jährige ist der einzige Fahrer der Formel E, der vor jedem Rennen in die Duellphase einzog.

FAZIT: Samstags kitzelte Lotterer das bestmögliche Resultat aus seinem Renner heraus. Im zweiten Lauf betonten die höheren Außentemperaturen allerdings seine Balanceprobleme.

7. Antonio Felix da Costa | DS Techeetah | 6.8 Punkte

Dominierte Antonio Felix da Costa beim Berlin E-Prix 2020 noch scheinbar nach Belieben, fiel es dem Portugiesen am vergangenen Wochenende augenscheinlich schwer, mit seinem Teamkollegen Vergne Schritt zu halten. In Tempelhof erreichte Felix da Costa die Ränge 8 und 6, konnte im Sonntagslauf aber immerhin in der Verfolgergruppe mithalten und vor Vergne ins Ziel kommen. Samstags verhinderten zu hohe Batterietemperaturen ein besseres Ergebnis, nachdem sich eine Plastiktüte im rechten Kühler des DS-Fahrzeugs verfangen hatte.

FAZIT: Ein insgesamt solides Wochenende von Felix da Costa, der nach dem späten Frijns-Kontakt am Sonntag Glück hatte, doppelt gepunktet zu haben.

8. Robin Frijns | Envision Racing | 6.4 Punkte

Galt Envision Racing im ersten Saisonviertel noch als Mitfavorit auf Rennsiege, scheinen die Grün-Blauen inzwischen in die "zweite Klasse" der Formel E abgerutscht zu sein. In Berlin fuhr Frijns zu jedem Zeitpunkt effizient mit, hatte allerdings mit der Abstimmung seines Setups zu kämpfen. Sonntags kämpfte er bis in die Schlussphase in den Top 5, ehe es zu einem kontroversen Kontakt mit seinem langjährigen Freund Antonio Felix da Costa kam.

In der letzten Runde des Rennens griff Frijns den DS-Techeetah-Fahrer vor Kurve 7 an. Im selben Moment, in dem Frijns zu einem überraschenden Richtungswechsel ansetzte, begann Felix da Costa mit der Energierückgewinnung und verlangsamte somit. Durch den Geschwindigkeitsunterschied hebelte Frijns Felix da Costas Diffusor aus, wodurch der DS-Mann beinahe mit hoher Geschwindigkeit in die Wand einschlug. Die Situation bestraften die Stewards nicht, was für Befremden im Paddock sorgte.

FAZIT: Frijns ist immer noch der deutlich bessere Envision-Fahrer, auch wenn er in Berlin fast den Anschluss an die Topfahrer in der WM verlor.

9. Mitch Evans | Jaguar TCS Racing | 6.2 Punkte

Auf einer schnellen Runde war Mitch Evans in Berlin gewohnt stark. Insbesondere am Samstag stimmte auch im Renntrimm die Effizienz. An Tag 2 machten ihm zu hohe Reifentemperaturen zu schaffen, die ihn in der zweiten Hälfte des E-Prix viel Pace kosteten.

FAZIT: Mit dem doppelten Punkteergebnis kann Evans zufrieden sein, auch wenn er in Berlin weit von seinem Rom-Tempo entfernt war.

10. Oliver Rowland | Mahindra Racing | 6.0 Punkte

Mahindra zählte zweifelsfrei zu den Gewinnern des Wochenendes - und das nicht nur dank Alexander Sims' hervorragenden Runden im Qualifying. Oliver Rowland lief am Sonntag zu seiner besten Form seit Langem auf, dank der er sich in der Schlussphase bis in die Top 5 vorarbeitete. Am Ende fiel er zwar hinter Frijns und Felix da Costa zurück, sammelte als Achter aber vier wichtige Punkte für die Fahrer- und Teamwertung.

FAZIT: Oliver Rowland übertraf in Berlin die Möglichkeiten seines Autos. Endlich mal eine gute Individualleistung des Briten!

Die weiteren Positionen im Fahrer-Rating:

 

Position Fahrer Note Ergebnis (Sa) Ergebnis (So)
11. Pascal Wehrlein 5,8 Platz 6 Platz 12
12. Alexander Sims 5,6 Platz 9 Platz 18
13. Oliver Turvey 5,2 Platz 16 Platz 17
14. Sebastien Buemi 5,0 Platz 14 Platz 14
15. Jake Dennis 4,8 Platz 13 Platz 13
16. Sam Bird 4,6 Platz 7 Platz 11
17. Sergio Sette Camara 4,6 Platz 17 Platz 19
18. Maximilian Günther 3,6 Platz 18 Platz 16
19. Oliver Askew 3,4 Platz 15 Platz 15
20. Nick Cassidy 3,4 DNF Platz 21
21. Dan Ticktum 3,0 Platz 19 Platz 20
22. Antonio Giovinazzi 2,6 Platz 20 Platz 22

 

So hat die Redaktion abgestimmt:
Fahrer Tobias Bluhm Tobias Wirtz Timo Pape Svenja König Philipp Körner Durchschnitt
01. Edoardo Mortara 10 10 10 10 10 10.0
02. Stoffel Vandoorne 9 9 8 9 8 8.6
03. Nyck de Vries 9 8 7 8 8 8.0
04. Jean-Eric Vergne 8 7 7 8 7 7.4
05. Lucas di Grassi 8 8 7 8 6 7.2
06. Andre Lotterer 7 7 8 7 7 7.2
07. Antonio Felix da Costa 7 8 7 6 6 6.8
08. Robin Frijns 7 6 7 6 6 6.4
09. Mitch Evans 6 7 6 6 6 6.2
10. Oliver Rowland 6 6 7 6 5 6.0
11. Pascal Wehrlein 6 6 6 6 5 5.8
12. Alexander Sims 6 6 6 5 5 5.6
13. Oliver Turvey 4 6 7 6 4 5.2
14. Sebastien Buemi 6 6 6 4 3 5.0
15. Jake Dennis 5 5 5 5 4 4.8
16. Sam Bird 5 6 5 2 5 4.6
17. Sergio Sette Camara 4 5 5 5 4 4.6
18. Maximilian Günther 4 5 3 4 2 3.6
19. Oliver Askew 3 5 4 3 2 3.4
20. Nick Cassidy 3 4 4 4 2 3.4
21. Dan Ticktum 3 5 3 2 2 3.0
22. Antonio Giovinazzi 3 3 2 3 2 2.6

 

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